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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Vorrede.
dern Ort vorbehalten gewesen. Die
Lehre/ so den äusserlichen Handlungen/
nach dem Gefallen der meisten oder der
höchsten und vornehmsten/ einig Ziel und
Maaß vorschreibet, ist an ihren eigenen
Regeln und Sätzen so reich/ daß sie bil-
lich verdient vor sich allein nach ihrem
besondern Zusammenhang vorgetragen
zu werden/ und wenn man sie mit der
Lehre der Privat-Klugheit vereinigen
will/ so erwächset wegen der allzugrossen
Weitläufftigkeit gewisse Unordnung; ich
habe auch in den Jahren meiner Ju-
gend/ da ich die Einleitungen zur Klug-
heit zu leben geschrieben/ diejenige Er-
fahrung nicht gehabt/ der ich durch den
von GOtt mir bißhieher aus Gnaden
verlängerten Lebens-Termin nachge-
hends theilhafftig worden. Die Re-
geln/ die ich dir in folgenden Blättern
vorschreibe/ sind nicht aus Büchern zu-
sammen gestoppelt/ sondern aus dem
Umgange mit der Welt erlernet wor-
den; Es sind bey nahe ein zwantzig Jahr
verflossen/ von der Zeit/ da ich mein Aca-
demi
sch Quinquennium in dem geliebten

Leipzig

Vorrede.
dern Ort vorbehalten geweſen. Die
Lehre/ ſo den aͤuſſerlichen Handlungen/
nach dem Gefallen der meiſten oder der
hoͤchſten und vornehmſten/ einig Ziel und
Maaß vorſchreibet, iſt an ihren eigenen
Regeln und Saͤtzen ſo reich/ daß ſie bil-
lich verdient vor ſich allein nach ihrem
beſondern Zuſammenhang vorgetragen
zu werden/ und wenn man ſie mit der
Lehre der Privat-Klugheit vereinigen
will/ ſo erwaͤchſet wegen der allzugroſſen
Weitlaͤufftigkeit gewiſſe Unordnung; ich
habe auch in den Jahren meiner Ju-
gend/ da ich die Einleitungen zur Klug-
heit zu leben geſchrieben/ diejenige Er-
fahrung nicht gehabt/ der ich durch den
von GOtt mir bißhieher aus Gnaden
verlaͤngerten Lebens-Termin nachge-
hends theilhafftig worden. Die Re-
geln/ die ich dir in folgenden Blaͤttern
vorſchreibe/ ſind nicht aus Buͤchern zu-
ſammen geſtoppelt/ ſondern aus dem
Umgange mit der Welt erlernet wor-
den; Es ſind bey nahe ein zwantzig Jahr
verfloſſen/ von der Zeit/ da ich mein Aca-
demi
ſch Quinquennium in dem geliebten

Leipzig
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[0012] Vorrede. dern Ort vorbehalten geweſen. Die Lehre/ ſo den aͤuſſerlichen Handlungen/ nach dem Gefallen der meiſten oder der hoͤchſten und vornehmſten/ einig Ziel und Maaß vorſchreibet, iſt an ihren eigenen Regeln und Saͤtzen ſo reich/ daß ſie bil- lich verdient vor ſich allein nach ihrem beſondern Zuſammenhang vorgetragen zu werden/ und wenn man ſie mit der Lehre der Privat-Klugheit vereinigen will/ ſo erwaͤchſet wegen der allzugroſſen Weitlaͤufftigkeit gewiſſe Unordnung; ich habe auch in den Jahren meiner Ju- gend/ da ich die Einleitungen zur Klug- heit zu leben geſchrieben/ diejenige Er- fahrung nicht gehabt/ der ich durch den von GOtt mir bißhieher aus Gnaden verlaͤngerten Lebens-Termin nachge- hends theilhafftig worden. Die Re- geln/ die ich dir in folgenden Blaͤttern vorſchreibe/ ſind nicht aus Buͤchern zu- ſammen geſtoppelt/ ſondern aus dem Umgange mit der Welt erlernet wor- den; Es ſind bey nahe ein zwantzig Jahr verfloſſen/ von der Zeit/ da ich mein Aca- demiſch Quinquennium in dem geliebten Leipzig

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/12>, abgerufen am 23.11.2024.