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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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I. Theil. IV. Capitul.
gung ziehen, ob diese Ungnade in kurtzem wieder auf-
gehoben werden, oder aber lange Zeit anhalten
möchte. Hat einer guten Grund zur Hoffnung,
daß das Hinderniß, wodurch uns in unserm Range
einige Beeinträchtigung geschehen, in kurtzer Zeit
aufhören möchte, so muß man inzwischen Gedult
haben, demjenigen, der einem bey manchen Gele-
genheiten vorgezogen wird, alle Höflichkeit erzeigen,
und ihm mit Gelassenheit die Praecedenz gönnen,
und so lange, als das schlimme Tempo dauert, an
seiner Devotion, Treue und Gehorsam gegen seine
Herrschafft, und an Respect und Ehrerbietung ge-
gen die Ministris, auch gegen diejenigen, die einen
mit drücken helffen, nichts ermangeln lassen. Bey
diesem Fall ist man, den natürlichen Rechten und
der Politique nach, zur Gedult verbunden, man
mag nun durch seine Schuld zu einiger Geringach-
tung Gelegenheit gegeben haben, oder nicht; hat
man sichs selbst zugezogen, so mag man auf sich un-
gehalten seyn, daß man nicht accurater, nicht fleißi-
ger, nicht geschickter, und kurtz zu sagen, nicht weiser
und tugendhaffter gewesen, man mag nunmehro
desto vorsichtiger und eifriger seyn, um die vorige
Scharte wieder auszuwetzen, und sich durch beson-
ders rühmliche Handlungen wieder in die vorige
Gnade der Herrschafft oder des Ministerii zu brin-
gen, und der ehmahligen Ehre theilhafftig zu wer-
den. Jst man aber unschuldig, und man hat sich
dißfalls nichts vorzuwerffen, sondern ist durch boß-
haffte Leute ohne Raison angeschwärtzet worden,

so

I. Theil. IV. Capitul.
gung ziehen, ob dieſe Ungnade in kurtzem wieder auf-
gehoben werden, oder aber lange Zeit anhalten
moͤchte. Hat einer guten Grund zur Hoffnung,
daß das Hinderniß, wodurch uns in unſerm Range
einige Beeintraͤchtigung geſchehen, in kurtzer Zeit
aufhoͤren moͤchte, ſo muß man inzwiſchen Gedult
haben, demjenigen, der einem bey manchen Gele-
genheiten vorgezogen wird, alle Hoͤflichkeit erzeigen,
und ihm mit Gelaſſenheit die Præcedenz goͤnnen,
und ſo lange, als das ſchlimme Tempo dauert, an
ſeiner Devotion, Treue und Gehorſam gegen ſeine
Herrſchafft, und an Reſpect und Ehrerbietung ge-
gen die Miniſtris, auch gegen diejenigen, die einen
mit druͤcken helffen, nichts ermangeln laſſen. Bey
dieſem Fall iſt man, den natuͤrlichen Rechten und
der Politique nach, zur Gedult verbunden, man
mag nun durch ſeine Schuld zu einiger Geringach-
tung Gelegenheit gegeben haben, oder nicht; hat
man ſichs ſelbſt zugezogen, ſo mag man auf ſich un-
gehalten ſeyn, daß man nicht accurater, nicht fleißi-
ger, nicht geſchickter, und kurtz zu ſagen, nicht weiſer
und tugendhaffter geweſen, man mag nunmehro
deſto vorſichtiger und eifriger ſeyn, um die vorige
Scharte wieder auszuwetzen, und ſich durch beſon-
ders ruͤhmliche Handlungen wieder in die vorige
Gnade der Herrſchafft oder des Miniſterii zu brin-
gen, und der ehmahligen Ehre theilhafftig zu wer-
den. Jſt man aber unſchuldig, und man hat ſich
dißfalls nichts vorzuwerffen, ſondern iſt durch boß-
haffte Leute ohne Raiſon angeſchwaͤrtzet worden,

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[132/0152] I. Theil. IV. Capitul. gung ziehen, ob dieſe Ungnade in kurtzem wieder auf- gehoben werden, oder aber lange Zeit anhalten moͤchte. Hat einer guten Grund zur Hoffnung, daß das Hinderniß, wodurch uns in unſerm Range einige Beeintraͤchtigung geſchehen, in kurtzer Zeit aufhoͤren moͤchte, ſo muß man inzwiſchen Gedult haben, demjenigen, der einem bey manchen Gele- genheiten vorgezogen wird, alle Hoͤflichkeit erzeigen, und ihm mit Gelaſſenheit die Præcedenz goͤnnen, und ſo lange, als das ſchlimme Tempo dauert, an ſeiner Devotion, Treue und Gehorſam gegen ſeine Herrſchafft, und an Reſpect und Ehrerbietung ge- gen die Miniſtris, auch gegen diejenigen, die einen mit druͤcken helffen, nichts ermangeln laſſen. Bey dieſem Fall iſt man, den natuͤrlichen Rechten und der Politique nach, zur Gedult verbunden, man mag nun durch ſeine Schuld zu einiger Geringach- tung Gelegenheit gegeben haben, oder nicht; hat man ſichs ſelbſt zugezogen, ſo mag man auf ſich un- gehalten ſeyn, daß man nicht accurater, nicht fleißi- ger, nicht geſchickter, und kurtz zu ſagen, nicht weiſer und tugendhaffter geweſen, man mag nunmehro deſto vorſichtiger und eifriger ſeyn, um die vorige Scharte wieder auszuwetzen, und ſich durch beſon- ders ruͤhmliche Handlungen wieder in die vorige Gnade der Herrſchafft oder des Miniſterii zu brin- gen, und der ehmahligen Ehre theilhafftig zu wer- den. Jſt man aber unſchuldig, und man hat ſich dißfalls nichts vorzuwerffen, ſondern iſt durch boß- haffte Leute ohne Raiſon angeſchwaͤrtzet worden, ſo

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/152>, abgerufen am 22.11.2024.