nen grossen Gerichts-Tage, zur Rechten des Hey- landes werde gestellet werden, und alsdenn die al- lergröste Ehre in Ewigkeit geniessen.
§. 39. Jch kan nicht unterlassen folgende Lehr- Sätze des de la Serra, aus seiner Anweisung zur Zufriedenheit, meinem Leser bestens zu empfehlen: Es mögen diejenigen, welche gestern hinter uns giengen, noch heute vor uns den Vorzug haben, so werden wir doch allemahl den Vorgang gewinnen, so offt wir unsern Ehrgeitz Gebiß und Zaum anle- gen, weil aus diesem alle unsere Gemüths-Ruhe entspringt. Wenn man sich mit demjenigen Stan- de, welcher uns zu theil worden, begnüget, so wird man ohne Sorgen alt, und stirbt mit Freuden. Denn das Glück ist wie ein Comet, welcher zwar bey heitern Wetter auf dem Horizont der Welt erscheinet, jedennoch aber den Sterblichen eine bange Furcht, in der Seele zurück läst. Laßt an- dere von der Ehre, welche sie begleitet, viel Worte machen, es wird derjenige, welcher in aller Stille fortwandelt, dennoch eine Crone erlangen. Die weltliche Ehre muß in der Welt bleiben, und es ist besser, wenn man ihre Herrlichkeit verachtet, als wenn man sie würcklich besitzet. S. p. 70 und 84 des angezogenen Tra- ctats.
Das
Vom Range.
nen groſſen Gerichts-Tage, zur Rechten des Hey- landes werde geſtellet werden, und alsdenn die al- lergroͤſte Ehre in Ewigkeit genieſſen.
§. 39. Jch kan nicht unterlaſſen folgende Lehr- Saͤtze des de la Serra, aus ſeiner Anweiſung zur Zufriedenheit, meinem Leſer beſtens zu empfehlen: Es moͤgen diejenigen, welche geſtern hinter uns giengen, noch heute vor uns den Vorzug haben, ſo werden wir doch allemahl den Vorgang gewinnen, ſo offt wir unſern Ehrgeitz Gebiß und Zaum anle- gen, weil aus dieſem alle unſere Gemuͤths-Ruhe entſpringt. Wenn man ſich mit demjenigen Stan- de, welcher uns zu theil worden, begnuͤget, ſo wird man ohne Sorgen alt, und ſtirbt mit Freuden. Denn das Gluͤck iſt wie ein Comet, welcher zwar bey heitern Wetter auf dem Horizont der Welt erſcheinet, jedennoch aber den Sterblichen eine bange Furcht, in der Seele zuruͤck laͤſt. Laßt an- dere von der Ehre, welche ſie begleitet, viel Worte machen, es wird derjenige, welcher in aller Stille fortwandelt, dennoch eine Crone erlangen. Die weltliche Ehre muß in der Welt bleiben, und es iſt beſſer, wenn man ihre Herrlichkeit verachtet, als wenn man ſie wuͤrcklich beſitzet. S. p. 70 und 84 des angezogenen Tra- ctats.
Das
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0159"n="139"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vom Range.</hi></fw><lb/>
nen groſſen Gerichts-Tage, zur Rechten des Hey-<lb/>
landes werde geſtellet werden, und alsdenn die al-<lb/>
lergroͤſte Ehre in Ewigkeit genieſſen.</p><lb/><p>§. 39. Jch kan nicht unterlaſſen folgende Lehr-<lb/>
Saͤtze des <hirendition="#aq">de la Serra,</hi> aus ſeiner Anweiſung zur<lb/>
Zufriedenheit, meinem Leſer beſtens zu empfehlen:<lb/>
Es moͤgen diejenigen, welche geſtern hinter uns<lb/>
giengen, noch heute vor uns den Vorzug haben, ſo<lb/>
werden wir doch allemahl den Vorgang gewinnen,<lb/>ſo offt wir unſern Ehrgeitz Gebiß und Zaum anle-<lb/>
gen, weil aus dieſem alle unſere Gemuͤths-Ruhe<lb/>
entſpringt. Wenn man ſich mit demjenigen Stan-<lb/>
de, welcher uns zu theil worden, begnuͤget, ſo wird<lb/>
man ohne Sorgen alt, und ſtirbt mit Freuden.<lb/>
Denn das Gluͤck iſt wie ein Comet, welcher zwar<lb/>
bey heitern Wetter auf dem Horizont der Welt<lb/>
erſcheinet, jedennoch aber den Sterblichen eine<lb/>
bange Furcht, in der Seele zuruͤck laͤſt. Laßt an-<lb/>
dere von der Ehre, welche ſie begleitet, viel Worte<lb/>
machen, es wird derjenige, welcher in aller Stille<lb/>
fortwandelt, dennoch eine Crone erlangen. Die<lb/>
weltliche Ehre muß in der Welt bleiben, und es iſt<lb/>
beſſer, wenn man ihre Herrlichkeit verachtet, als<lb/><hirendition="#c">wenn man ſie wuͤrcklich beſitzet. S. <hirendition="#aq">p.</hi> 70<lb/>
und 84 des angezogenen Tra-<lb/>
ctats.</hi></p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Das</hi></fw><lb/></body></text></TEI>
[139/0159]
Vom Range.
nen groſſen Gerichts-Tage, zur Rechten des Hey-
landes werde geſtellet werden, und alsdenn die al-
lergroͤſte Ehre in Ewigkeit genieſſen.
§. 39. Jch kan nicht unterlaſſen folgende Lehr-
Saͤtze des de la Serra, aus ſeiner Anweiſung zur
Zufriedenheit, meinem Leſer beſtens zu empfehlen:
Es moͤgen diejenigen, welche geſtern hinter uns
giengen, noch heute vor uns den Vorzug haben, ſo
werden wir doch allemahl den Vorgang gewinnen,
ſo offt wir unſern Ehrgeitz Gebiß und Zaum anle-
gen, weil aus dieſem alle unſere Gemuͤths-Ruhe
entſpringt. Wenn man ſich mit demjenigen Stan-
de, welcher uns zu theil worden, begnuͤget, ſo wird
man ohne Sorgen alt, und ſtirbt mit Freuden.
Denn das Gluͤck iſt wie ein Comet, welcher zwar
bey heitern Wetter auf dem Horizont der Welt
erſcheinet, jedennoch aber den Sterblichen eine
bange Furcht, in der Seele zuruͤck laͤſt. Laßt an-
dere von der Ehre, welche ſie begleitet, viel Worte
machen, es wird derjenige, welcher in aller Stille
fortwandelt, dennoch eine Crone erlangen. Die
weltliche Ehre muß in der Welt bleiben, und es iſt
beſſer, wenn man ihre Herrlichkeit verachtet, als
wenn man ſie wuͤrcklich beſitzet. S. p. 70
und 84 des angezogenen Tra-
ctats.
Das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/159>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.