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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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I. Theil. V. Capitul.
honorifique gehalten, die an einem andern hinge-
gen nicht davor angesehen wird. Also waren bey
den ersten Christen ihre freundlichen Begrüssungen
oder Complimens mit einem Kuß jederzeit vereini-
get; nicht weniger waren sie auch bey den alten
Teutschen, insonderheit bey den Nieder-Sachsen
im Gebrauch, die ohne Unterscheid des Geschlechts,
wenn sie sich auf öffentlichem Wege begegneten,
einander zu küssen pflegten. S. das II. Capitul von
Hekelii Historischer Philologischer Untersuchung
der mancherley Arten und Absichten der Küsse, so
von Gotthilff Wernern in das Teutsche übersetzt
worden. Wolte man aber in den heutigen Zeiten
diesen Gebrauch wieder einführen, so würde dieses
nicht rathsam seyn, und zu mancherley Aergernissen
Anlaß geben. Als der Hertzog von Marlborough
nach der glücklichen Schlacht bey Höchstädt victo-
risi
rend in Engelland anlangte, und von dem Lord-
Major
auf das herrlichste tractiret ward, so war das
Compliment, so ihm der Lord-Major machte,
merckwürdig, da er ihm das Bürger-Recht der
Stadt Londen, und die Annehmung in die durch
Engelland berühmte Goldschmiedts-Jnnung, prae-
senti
rte; Das hierüber verfertigte Diploma lag in
einer goldnen Capsul, die man auf 1900. Pfund
Sterling schätzte. Der Hertzog nahm diese Ehr-
Bezeigung mit der freundlichsten Dancksagung an.
S. den XXX. Theil der Famae, p. 447.

§. 22. Die kurtzen Complimens, wann sie da-
bey manierlich abgefast, sind heutiges Tages fast

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I. Theil. V. Capitul.
honorifique gehalten, die an einem andern hinge-
gen nicht davor angeſehen wird. Alſo waren bey
den erſten Chriſten ihre freundlichen Begruͤſſungen
oder Complimens mit einem Kuß jederzeit vereini-
get; nicht weniger waren ſie auch bey den alten
Teutſchen, inſonderheit bey den Nieder-Sachſen
im Gebrauch, die ohne Unterſcheid des Geſchlechts,
wenn ſie ſich auf oͤffentlichem Wege begegneten,
einander zu kuͤſſen pflegten. S. das II. Capitul von
Hekelii Hiſtoriſcher Philologiſcher Unterſuchung
der mancherley Arten und Abſichten der Kuͤſſe, ſo
von Gotthilff Wernern in das Teutſche uͤberſetzt
worden. Wolte man aber in den heutigen Zeiten
dieſen Gebrauch wieder einfuͤhren, ſo wuͤrde dieſes
nicht rathſam ſeyn, und zu mancherley Aergerniſſen
Anlaß geben. Als der Hertzog von Marlborough
nach der gluͤcklichen Schlacht bey Hoͤchſtaͤdt victo-
riſi
rend in Engelland anlangte, und von dem Lord-
Major
auf das herrlichſte tractiret ward, ſo war das
Compliment, ſo ihm der Lord-Major machte,
merckwuͤrdig, da er ihm das Buͤrger-Recht der
Stadt Londen, und die Annehmung in die durch
Engelland beruͤhmte Goldſchmiedts-Jnnung, præ-
ſenti
rte; Das hieruͤber verfertigte Diploma lag in
einer goldnen Capſul, die man auf 1900. Pfund
Sterling ſchaͤtzte. Der Hertzog nahm dieſe Ehr-
Bezeigung mit der freundlichſten Danckſagung an.
S. den XXX. Theil der Famæ, p. 447.

§. 22. Die kurtzen Complimens, wann ſie da-
bey manierlich abgefaſt, ſind heutiges Tages faſt

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[158/0178] I. Theil. V. Capitul. honorifique gehalten, die an einem andern hinge- gen nicht davor angeſehen wird. Alſo waren bey den erſten Chriſten ihre freundlichen Begruͤſſungen oder Complimens mit einem Kuß jederzeit vereini- get; nicht weniger waren ſie auch bey den alten Teutſchen, inſonderheit bey den Nieder-Sachſen im Gebrauch, die ohne Unterſcheid des Geſchlechts, wenn ſie ſich auf oͤffentlichem Wege begegneten, einander zu kuͤſſen pflegten. S. das II. Capitul von Hekelii Hiſtoriſcher Philologiſcher Unterſuchung der mancherley Arten und Abſichten der Kuͤſſe, ſo von Gotthilff Wernern in das Teutſche uͤberſetzt worden. Wolte man aber in den heutigen Zeiten dieſen Gebrauch wieder einfuͤhren, ſo wuͤrde dieſes nicht rathſam ſeyn, und zu mancherley Aergerniſſen Anlaß geben. Als der Hertzog von Marlborough nach der gluͤcklichen Schlacht bey Hoͤchſtaͤdt victo- riſirend in Engelland anlangte, und von dem Lord- Major auf das herrlichſte tractiret ward, ſo war das Compliment, ſo ihm der Lord-Major machte, merckwuͤrdig, da er ihm das Buͤrger-Recht der Stadt Londen, und die Annehmung in die durch Engelland beruͤhmte Goldſchmiedts-Jnnung, præ- ſentirte; Das hieruͤber verfertigte Diploma lag in einer goldnen Capſul, die man auf 1900. Pfund Sterling ſchaͤtzte. Der Hertzog nahm dieſe Ehr- Bezeigung mit der freundlichſten Danckſagung an. S. den XXX. Theil der Famæ, p. 447. §. 22. Die kurtzen Complimens, wann ſie da- bey manierlich abgefaſt, ſind heutiges Tages faſt mehr

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/178>, abgerufen am 25.11.2024.