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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von Complimens.
mehr beliebter als die weitläufftigen, jedoch müssen
sie auch so beschaffen seyn, daß derjenige, an den wir
unsere Anrede richten, von unserm Vortrage sich
einen deutlichen Begriff machen könne, und wisse,
was wir haben wollen. Die allerkürtzesten sind,
da man einen bloßen Vortrag thut, ein paar
schmeichlende Redens-Arten praemittirt, und mit
einer oder ein paar wieder beschleußt. Wenn man
also zum Exempel, bey einem großen Minister um
eine gewisse Gnade Ansuchung thut, so kan man al-
sobald anfangen: Mit Ewr. Excellenz Gnädigen
Erlaubniß, bitte mit die unterthänige Freyheit
aus, dieselben gehorsamst zu ersuchen, die besondere
Gnade mir zu erzeigen, und eben, diese hohe Gnade
werde Zeit meines Lebens mit aller Devotion er-
kennen, etc. Und auf eben diese Weise kan man bey
allerhand andern Fällen wegkommen. Der
Vortrag ist der Haupt-Theil, der nimmermehr
weggelassen werden kan, sonst wüsten wir nicht,
was wir reden wolten, und der ander wüste es auch
nicht. Hat man aber länger Zeit, so macht man
einen Eingang dazu, und verbindet ihn mit dem
Vortrage. Der Eingang ist die Veranlassung
zum Vortrag und ist ebenfalls nöthig, damit der
ander wisse, wie wir dazu kommen, daß wir ihn
diesem oder jenem Vortrag thun. Diesen Theil
kan man entweder gantz und gar weglassen, wann
der ander, so schon Nachricht hat von unserm Ansu-
chen, oder ihn mit ein paar Worte mit dem Vortrag
verbinden, und in demselben verstecken.

§. 23.

Von Complimens.
mehr beliebter als die weitlaͤufftigen, jedoch muͤſſen
ſie auch ſo beſchaffen ſeyn, daß derjenige, an den wir
unſere Anrede richten, von unſerm Vortrage ſich
einen deutlichen Begriff machen koͤnne, und wiſſe,
was wir haben wollen. Die allerkuͤrtzeſten ſind,
da man einen bloßen Vortrag thut, ein paar
ſchmeichlende Redens-Arten præmittirt, und mit
einer oder ein paar wieder beſchleußt. Wenn man
alſo zum Exempel, bey einem großen Miniſter um
eine gewiſſe Gnade Anſuchung thut, ſo kan man al-
ſobald anfangen: Mit Ewr. Excellenz Gnaͤdigen
Erlaubniß, bitte mit die unterthaͤnige Freyheit
aus, dieſelben gehorſamſt zu erſuchen, die beſondere
Gnade mir zu erzeigen, und eben, dieſe hohe Gnade
werde Zeit meines Lebens mit aller Devotion er-
kennen, ꝛc. Und auf eben dieſe Weiſe kan man bey
allerhand andern Faͤllen wegkommen. Der
Vortrag iſt der Haupt-Theil, der nimmermehr
weggelaſſen werden kan, ſonſt wuͤſten wir nicht,
was wir reden wolten, und der ander wuͤſte es auch
nicht. Hat man aber laͤnger Zeit, ſo macht man
einen Eingang dazu, und verbindet ihn mit dem
Vortrage. Der Eingang iſt die Veranlaſſung
zum Vortrag und iſt ebenfalls noͤthig, damit der
ander wiſſe, wie wir dazu kommen, daß wir ihn
dieſem oder jenem Vortrag thun. Dieſen Theil
kan man entweder gantz und gar weglaſſen, wann
der ander, ſo ſchon Nachricht hat von unſerm Anſu-
chen, oder ihn mit ein paar Worte mit dem Vortrag
verbinden, und in demſelben verſtecken.

§. 23.
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[159/0179] Von Complimens. mehr beliebter als die weitlaͤufftigen, jedoch muͤſſen ſie auch ſo beſchaffen ſeyn, daß derjenige, an den wir unſere Anrede richten, von unſerm Vortrage ſich einen deutlichen Begriff machen koͤnne, und wiſſe, was wir haben wollen. Die allerkuͤrtzeſten ſind, da man einen bloßen Vortrag thut, ein paar ſchmeichlende Redens-Arten præmittirt, und mit einer oder ein paar wieder beſchleußt. Wenn man alſo zum Exempel, bey einem großen Miniſter um eine gewiſſe Gnade Anſuchung thut, ſo kan man al- ſobald anfangen: Mit Ewr. Excellenz Gnaͤdigen Erlaubniß, bitte mit die unterthaͤnige Freyheit aus, dieſelben gehorſamſt zu erſuchen, die beſondere Gnade mir zu erzeigen, und eben, dieſe hohe Gnade werde Zeit meines Lebens mit aller Devotion er- kennen, ꝛc. Und auf eben dieſe Weiſe kan man bey allerhand andern Faͤllen wegkommen. Der Vortrag iſt der Haupt-Theil, der nimmermehr weggelaſſen werden kan, ſonſt wuͤſten wir nicht, was wir reden wolten, und der ander wuͤſte es auch nicht. Hat man aber laͤnger Zeit, ſo macht man einen Eingang dazu, und verbindet ihn mit dem Vortrage. Der Eingang iſt die Veranlaſſung zum Vortrag und iſt ebenfalls noͤthig, damit der ander wiſſe, wie wir dazu kommen, daß wir ihn dieſem oder jenem Vortrag thun. Dieſen Theil kan man entweder gantz und gar weglaſſen, wann der ander, ſo ſchon Nachricht hat von unſerm Anſu- chen, oder ihn mit ein paar Worte mit dem Vortrag verbinden, und in demſelben verſtecken. §. 23.

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/179>, abgerufen am 09.11.2024.