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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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I. Theil. V. Capitul.
ten einige hieher gehörige Regeln und Vorschrifften
ertheilen, manches geschickte, manierliche und wohl-
abgefaßte Compliment anzutreffen, ich gebe auch
gar gerne zu, daß mancher Anfänger, der eine
schlechte Auferziehung gehabt, und dem es an Ge-
legenheit gefehlt, sich an Höfen und in der grossen
Welt aufzuhalten, eines und das andere, das ihm
zuvor unbekandt gewesen, daraus erlernen kan.
Er kan sich in geschwinderer Zeit, als sonst, einige
Titulaturen, Courtoisien, wie man sie zu nennen
pflegt, gute Beywörter und gantze Redens-Arten
bekandt machen, die er in den Complimens anzu-
bringen hat, er kan sich bißweilen in dem größten
Nothfall, da er sonst gar verstummen, oder unge-
reimt Zeug vorbringen müste, damit helffen, und
entweder ein Compliment gantz und gar daraus
auswendig lernen, oder, so er gescheuter, mit einiger
Veränderung etwas daraus abborgen, und über-
dieses sich auch noch einen deutlichen Begriff von
den Theilen, daraus ein Compliment oder kleine
Rede zusammen gesetzt, und von ihrer gehörigen
Verknüpffung, zuwege bringen. Jmmittelst aber
wolte ich doch einem jungen Menschen wohlmey-
nend angerathen haben, daß er die Complimentir-
Bücher, so bald als möglich, aus den Händen le-
gen/ und sich an statt dessen auf die allgemeinen Re-
geln der Rede-Kunst appliciren solte, damit er sich
je mehr und mehr fähiger mache, nach seinen eige-
nen Begriffen, und nicht nach fremden Vorschriff-
ten, zu reden und zu complimentiren.

§. 37.

I. Theil. V. Capitul.
ten einige hieher gehoͤrige Regeln und Vorſchrifften
ertheilen, manches geſchickte, manierliche und wohl-
abgefaßte Compliment anzutreffen, ich gebe auch
gar gerne zu, daß mancher Anfaͤnger, der eine
ſchlechte Auferziehung gehabt, und dem es an Ge-
legenheit gefehlt, ſich an Hoͤfen und in der groſſen
Welt aufzuhalten, eines und das andere, das ihm
zuvor unbekandt geweſen, daraus erlernen kan.
Er kan ſich in geſchwinderer Zeit, als ſonſt, einige
Titulaturen, Courtoiſien, wie man ſie zu nennen
pflegt, gute Beywoͤrter und gantze Redens-Arten
bekandt machen, die er in den Complimens anzu-
bringen hat, er kan ſich bißweilen in dem groͤßten
Nothfall, da er ſonſt gar verſtummen, oder unge-
reimt Zeug vorbringen muͤſte, damit helffen, und
entweder ein Compliment gantz und gar daraus
auswendig lernen, oder, ſo er geſcheuter, mit einiger
Veraͤnderung etwas daraus abborgen, und uͤber-
dieſes ſich auch noch einen deutlichen Begriff von
den Theilen, daraus ein Compliment oder kleine
Rede zuſammen geſetzt, und von ihrer gehoͤrigen
Verknuͤpffung, zuwege bringen. Jmmittelſt aber
wolte ich doch einem jungen Menſchen wohlmey-
nend angerathen haben, daß er die Complimentir-
Buͤcher, ſo bald als moͤglich, aus den Haͤnden le-
gen/ und ſich an ſtatt deſſen auf die allgemeinen Re-
geln der Rede-Kunſt appliciren ſolte, damit er ſich
je mehr und mehr faͤhiger mache, nach ſeinen eige-
nen Begriffen, und nicht nach fremden Vorſchriff-
ten, zu reden und zu complimentiren.

§. 37.
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[170/0190] I. Theil. V. Capitul. ten einige hieher gehoͤrige Regeln und Vorſchrifften ertheilen, manches geſchickte, manierliche und wohl- abgefaßte Compliment anzutreffen, ich gebe auch gar gerne zu, daß mancher Anfaͤnger, der eine ſchlechte Auferziehung gehabt, und dem es an Ge- legenheit gefehlt, ſich an Hoͤfen und in der groſſen Welt aufzuhalten, eines und das andere, das ihm zuvor unbekandt geweſen, daraus erlernen kan. Er kan ſich in geſchwinderer Zeit, als ſonſt, einige Titulaturen, Courtoiſien, wie man ſie zu nennen pflegt, gute Beywoͤrter und gantze Redens-Arten bekandt machen, die er in den Complimens anzu- bringen hat, er kan ſich bißweilen in dem groͤßten Nothfall, da er ſonſt gar verſtummen, oder unge- reimt Zeug vorbringen muͤſte, damit helffen, und entweder ein Compliment gantz und gar daraus auswendig lernen, oder, ſo er geſcheuter, mit einiger Veraͤnderung etwas daraus abborgen, und uͤber- dieſes ſich auch noch einen deutlichen Begriff von den Theilen, daraus ein Compliment oder kleine Rede zuſammen geſetzt, und von ihrer gehoͤrigen Verknuͤpffung, zuwege bringen. Jmmittelſt aber wolte ich doch einem jungen Menſchen wohlmey- nend angerathen haben, daß er die Complimentir- Buͤcher, ſo bald als moͤglich, aus den Haͤnden le- gen/ und ſich an ſtatt deſſen auf die allgemeinen Re- geln der Rede-Kunſt appliciren ſolte, damit er ſich je mehr und mehr faͤhiger mache, nach ſeinen eige- nen Begriffen, und nicht nach fremden Vorſchriff- ten, zu reden und zu complimentiren. §. 37.

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/190>, abgerufen am 25.11.2024.