neues und unbekandtes lehren wolte, er weiß ja nicht, ob diese Mode an dem Hofe Beyfall finden werde, oder nicht; macht sich vielen, bevor sie erfah- ren, daß diese Art, sich so zu kleiden, in Franckreich erfunden worden, inzwischen lächerlich, und thut also am besten, wenn er sich so kleidet, wie sich andere Hof-Leute zu kleiden pflegen.
§. 29. Endlich will ich auch, zum Beschluß dieses Capituls, einem jungen Menschen wohlmeynend an- gerathen haben, daß er sich ja nicht bey Hofe in die Spiele einlassen soll, wenn er sie nicht gründlich ver- stehet; denn hier ist der Ort, wo auch gute und er- fahrne Spieler meistentheils ihre Meister finden. Verstehet er aber die Spiele, und hat Zeit, Lust und Geld darzu, die Spiele abzuwarten, so kan er auf eine solche Art spielen, daß er sich nicht in Unzu- friedenheit dadurch stürtze.
Das VIII. Capitul. Von dem Hof-Leben.
§. 1.
DAs Hof-Leben ist eine Versammlung vie- ler klugen Leute, die ihre Handlungen zum Vergnügen ihrer Herrschafft einrichten wollen, eine Werckstatt der Politesse, eine Schule der Gedult, eine prächtig scheinende Scla- verey, und ein Sammel-Platz des Neides und der
Miß-
Von dem Aufenthalt an Hoͤfen.
neues und unbekandtes lehren wolte, er weiß ja nicht, ob dieſe Mode an dem Hofe Beyfall finden werde, oder nicht; macht ſich vielen, bevor ſie erfah- ren, daß dieſe Art, ſich ſo zu kleiden, in Franckreich erfunden worden, inzwiſchen laͤcherlich, und thut alſo am beſten, wenn er ſich ſo kleidet, wie ſich andere Hof-Leute zu kleiden pflegen.
§. 29. Endlich will ich auch, zum Beſchluß dieſes Capituls, einem jungen Menſchen wohlmeynend an- gerathen haben, daß er ſich ja nicht bey Hofe in die Spiele einlaſſen ſoll, wenn er ſie nicht gruͤndlich ver- ſtehet; denn hier iſt der Ort, wo auch gute und er- fahrne Spieler meiſtentheils ihre Meiſter finden. Verſtehet er aber die Spiele, und hat Zeit, Luſt und Geld darzu, die Spiele abzuwarten, ſo kan er auf eine ſolche Art ſpielen, daß er ſich nicht in Unzu- friedenheit dadurch ſtuͤrtze.
Das VIII. Capitul. Von dem Hof-Leben.
§. 1.
DAs Hof-Leben iſt eine Verſammlung vie- ler klugen Leute, die ihre Handlungen zum Vergnuͤgen ihrer Herrſchafft einrichten wollen, eine Werckſtatt der Politeſſe, eine Schule der Gedult, eine praͤchtig ſcheinende Scla- verey, und ein Sammel-Platz des Neides und der
Miß-
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Von dem Aufenthalt an Hoͤfen.
neues und unbekandtes lehren wolte, er weiß ja
nicht, ob dieſe Mode an dem Hofe Beyfall finden
werde, oder nicht; macht ſich vielen, bevor ſie erfah-
ren, daß dieſe Art, ſich ſo zu kleiden, in Franckreich
erfunden worden, inzwiſchen laͤcherlich, und thut alſo
am beſten, wenn er ſich ſo kleidet, wie ſich andere
Hof-Leute zu kleiden pflegen.
§. 29. Endlich will ich auch, zum Beſchluß dieſes
Capituls, einem jungen Menſchen wohlmeynend an-
gerathen haben, daß er ſich ja nicht bey Hofe in die
Spiele einlaſſen ſoll, wenn er ſie nicht gruͤndlich ver-
ſtehet; denn hier iſt der Ort, wo auch gute und er-
fahrne Spieler meiſtentheils ihre Meiſter finden.
Verſtehet er aber die Spiele, und hat Zeit, Luſt
und Geld darzu, die Spiele abzuwarten, ſo kan er
auf eine ſolche Art ſpielen, daß er ſich nicht in Unzu-
friedenheit dadurch ſtuͤrtze.
Das VIII. Capitul.
Von dem Hof-Leben.
§. 1.
DAs Hof-Leben iſt eine Verſammlung vie-
ler klugen Leute, die ihre Handlungen zum
Vergnuͤgen ihrer Herrſchafft einrichten
wollen, eine Werckſtatt der Politeſſe, eine
Schule der Gedult, eine praͤchtig ſcheinende Scla-
verey, und ein Sammel-Platz des Neides und der
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/241>, abgerufen am 24.11.2024.
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