gungs-Gründe, die Hertzen der meisten Hof-Leute zur Tugend der Gottesfurcht, und Abstattung der andern Pflichten, zu lencken, oder davon zurück zu ziehen; Jnzwischen finden sich dennoch auch hin und wieder einige rechtschaffene Seelen an den Hö- fen, die das gottlose Sprichwort vieler Hof-Leute, Herren Dienst, geht über GOttes Dienst, mit gu- tem Grunde verkehren, und nicht so wohl mit blos- sen Worten, als vielmehr in der That selbst bezei- gen, daß GOttes Dienst über Herren Dienst gehe, und man GOtt mehr gehorchen müsse, als den Menschen. Sie sehen hierbey nicht so wohl auf die Exempel ihrer Herrschafften, und die grosse Menge ihrer Cameraden, als vielmehr auf den göttlichen Befehl, und ihre eigene Seele, vor die sie Rechenschafft geben müssen. Sind ihre höch- sten Vorgesetzten selbst ihnen rühmliche Vorgän- ger auf dem Wege der Gottseligkeit, so wird hier- durch ihr Christen-Eifer immer feuriger, und ihr Verlangen, GOtt über alles zu fürchten und zu lie- ben, je mehr und mehr angeflammt. Sehen sie, aber zu ihrer Bekränckung, daß ihre Herrschafften sich verlauffen, und einen Weg gehen, der nicht gut ist, so beten sie vor ihre Bekehrung, und lassen sich deswegen in dem Lauff ihres Christen-Wandels nicht irre machen, bemühen sich auch darneben, wo es der Respect erlauben, und die Zeit und Gelegen- heit mit sich bringen will, an dem Seelen-Heyl ih- rer Herrschafften mit zu arbeiten. Die grosse Menge der gottlosen Diener hilfft manche Herr-
schafft
Von dem Aufenthalt an Hoͤfen.
gungs-Gruͤnde, die Hertzen der meiſten Hof-Leute zur Tugend der Gottesfurcht, und Abſtattung der andern Pflichten, zu lencken, oder davon zuruͤck zu ziehen; Jnzwiſchen finden ſich dennoch auch hin und wieder einige rechtſchaffene Seelen an den Hoͤ- fen, die das gottloſe Sprichwort vieler Hof-Leute, Herren Dienſt, geht uͤber GOttes Dienſt, mit gu- tem Grunde verkehren, und nicht ſo wohl mit bloſ- ſen Worten, als vielmehr in der That ſelbſt bezei- gen, daß GOttes Dienſt uͤber Herren Dienſt gehe, und man GOtt mehr gehorchen muͤſſe, als den Menſchen. Sie ſehen hierbey nicht ſo wohl auf die Exempel ihrer Herrſchafften, und die groſſe Menge ihrer Cameraden, als vielmehr auf den goͤttlichen Befehl, und ihre eigene Seele, vor die ſie Rechenſchafft geben muͤſſen. Sind ihre hoͤch- ſten Vorgeſetzten ſelbſt ihnen ruͤhmliche Vorgaͤn- ger auf dem Wege der Gottſeligkeit, ſo wird hier- durch ihr Chriſten-Eifer immer feuriger, und ihr Verlangen, GOtt uͤber alles zu fuͤrchten und zu lie- ben, je mehr und mehr angeflammt. Sehen ſie, aber zu ihrer Bekraͤnckung, daß ihre Herrſchafften ſich verlauffen, und einen Weg gehen, der nicht gut iſt, ſo beten ſie vor ihre Bekehrung, und laſſen ſich deswegen in dem Lauff ihres Chriſten-Wandels nicht irre machen, bemuͤhen ſich auch darneben, wo es der Reſpect erlauben, und die Zeit und Gelegen- heit mit ſich bringen will, an dem Seelen-Heyl ih- rer Herrſchafften mit zu arbeiten. Die groſſe Menge der gottloſen Diener hilfft manche Herr-
ſchafft
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Von dem Aufenthalt an Hoͤfen.
gungs-Gruͤnde, die Hertzen der meiſten Hof-Leute
zur Tugend der Gottesfurcht, und Abſtattung der
andern Pflichten, zu lencken, oder davon zuruͤck zu
ziehen; Jnzwiſchen finden ſich dennoch auch hin
und wieder einige rechtſchaffene Seelen an den Hoͤ-
fen, die das gottloſe Sprichwort vieler Hof-Leute,
Herren Dienſt, geht uͤber GOttes Dienſt, mit gu-
tem Grunde verkehren, und nicht ſo wohl mit bloſ-
ſen Worten, als vielmehr in der That ſelbſt bezei-
gen, daß GOttes Dienſt uͤber Herren Dienſt gehe,
und man GOtt mehr gehorchen muͤſſe, als den
Menſchen. Sie ſehen hierbey nicht ſo wohl auf
die Exempel ihrer Herrſchafften, und die groſſe
Menge ihrer Cameraden, als vielmehr auf den
goͤttlichen Befehl, und ihre eigene Seele, vor die
ſie Rechenſchafft geben muͤſſen. Sind ihre hoͤch-
ſten Vorgeſetzten ſelbſt ihnen ruͤhmliche Vorgaͤn-
ger auf dem Wege der Gottſeligkeit, ſo wird hier-
durch ihr Chriſten-Eifer immer feuriger, und ihr
Verlangen, GOtt uͤber alles zu fuͤrchten und zu lie-
ben, je mehr und mehr angeflammt. Sehen ſie,
aber zu ihrer Bekraͤnckung, daß ihre Herrſchafften
ſich verlauffen, und einen Weg gehen, der nicht gut
iſt, ſo beten ſie vor ihre Bekehrung, und laſſen ſich
deswegen in dem Lauff ihres Chriſten-Wandels
nicht irre machen, bemuͤhen ſich auch darneben, wo
es der Reſpect erlauben, und die Zeit und Gelegen-
heit mit ſich bringen will, an dem Seelen-Heyl ih-
rer Herrſchafften mit zu arbeiten. Die groſſe
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/243>, abgerufen am 16.02.2025.
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