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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von dem Hof-Leben.
sie ihre guten Officia anwenden möchten, ihn wie-
der zur vorigen Gnade zu verhelffen. Weiß er
sich aber nichts vorzuwerffen, dadurch er sich mit
Raison einige Ungnade über den Halß gezogen, so
tröstet er sich mit der Hoffnung, daß sein Zustand
bald wieder verbessert werden möchte. Er ist da-
bey gelassen, er dissimuliret seine Unruhe gegen
andere, so viel als möglich, er schüttet gegen die
andern Hof-Leute, die bey dergleichen Fällen ge-
meiniglich gar leidige Tröster zu seyn pflegen, keine
unmuthige Klagen aus, setzet inzwischen seine
Dienste mit aller Treue und Emsigkeit fort, und
beobachtet diejenige Regel, die er nach dem Hu-
meur
seiner Herrschafft bey dergleichen Fällen zu
beobachten hat. Die übrigen zu dieser Materie
gehörigen Anmerckungen, können in dem Capitul
von Tituln und Range nachgelesen werden.

§. 31. Bey dem allgemeinen Troste, mit dem
junge Hof-Leute insgemein abgespeiset worden,
daß sie nemlich Gedult haben müsten, überdencket
er, ob und wie weit er gegründet sey, und erweget
nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit mancher-
ley Todes-Fälle, und Veränderungen der mensch-
lichen Gemüther, derer die ihn gnädig oder ungnä-
dig, an seinen weitern Avancement hinderlich oder
beförderlich, und andere Begebenheiten und Um-
stände, die in den künfftigen Zeiten zur Würcklich-
keit gedeyen möchten, und nachdem ihnen dieses

alles
Q 2

Von dem Hof-Leben.
ſie ihre guten Officia anwenden moͤchten, ihn wie-
der zur vorigen Gnade zu verhelffen. Weiß er
ſich aber nichts vorzuwerffen, dadurch er ſich mit
Raiſon einige Ungnade uͤber den Halß gezogen, ſo
troͤſtet er ſich mit der Hoffnung, daß ſein Zuſtand
bald wieder verbeſſert werden moͤchte. Er iſt da-
bey gelaſſen, er diſſimuliret ſeine Unruhe gegen
andere, ſo viel als moͤglich, er ſchuͤttet gegen die
andern Hof-Leute, die bey dergleichen Faͤllen ge-
meiniglich gar leidige Troͤſter zu ſeyn pflegen, keine
unmuthige Klagen aus, ſetzet inzwiſchen ſeine
Dienſte mit aller Treue und Emſigkeit fort, und
beobachtet diejenige Regel, die er nach dem Hu-
meur
ſeiner Herrſchafft bey dergleichen Faͤllen zu
beobachten hat. Die uͤbrigen zu dieſer Materie
gehoͤrigen Anmerckungen, koͤnnen in dem Capitul
von Tituln und Range nachgeleſen werden.

§. 31. Bey dem allgemeinen Troſte, mit dem
junge Hof-Leute insgemein abgeſpeiſet worden,
daß ſie nemlich Gedult haben muͤſten, uͤberdencket
er, ob und wie weit er gegruͤndet ſey, und erweget
nach den Regeln der Wahrſcheinlichkeit mancher-
ley Todes-Faͤlle, und Veraͤnderungen der menſch-
lichen Gemuͤther, derer die ihn gnaͤdig oder ungnaͤ-
dig, an ſeinen weitern Avancement hinderlich oder
befoͤrderlich, und andere Begebenheiten und Um-
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alles
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[243/0263] Von dem Hof-Leben. ſie ihre guten Officia anwenden moͤchten, ihn wie- der zur vorigen Gnade zu verhelffen. Weiß er ſich aber nichts vorzuwerffen, dadurch er ſich mit Raiſon einige Ungnade uͤber den Halß gezogen, ſo troͤſtet er ſich mit der Hoffnung, daß ſein Zuſtand bald wieder verbeſſert werden moͤchte. Er iſt da- bey gelaſſen, er diſſimuliret ſeine Unruhe gegen andere, ſo viel als moͤglich, er ſchuͤttet gegen die andern Hof-Leute, die bey dergleichen Faͤllen ge- meiniglich gar leidige Troͤſter zu ſeyn pflegen, keine unmuthige Klagen aus, ſetzet inzwiſchen ſeine Dienſte mit aller Treue und Emſigkeit fort, und beobachtet diejenige Regel, die er nach dem Hu- meur ſeiner Herrſchafft bey dergleichen Faͤllen zu beobachten hat. Die uͤbrigen zu dieſer Materie gehoͤrigen Anmerckungen, koͤnnen in dem Capitul von Tituln und Range nachgeleſen werden. §. 31. Bey dem allgemeinen Troſte, mit dem junge Hof-Leute insgemein abgeſpeiſet worden, daß ſie nemlich Gedult haben muͤſten, uͤberdencket er, ob und wie weit er gegruͤndet ſey, und erweget nach den Regeln der Wahrſcheinlichkeit mancher- ley Todes-Faͤlle, und Veraͤnderungen der menſch- lichen Gemuͤther, derer die ihn gnaͤdig oder ungnaͤ- dig, an ſeinen weitern Avancement hinderlich oder befoͤrderlich, und andere Begebenheiten und Um- ſtaͤnde, die in den kuͤnfftigen Zeiten zur Wuͤrcklich- keit gedeyen moͤchten, und nachdem ihnen dieſes alles Q 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/263>, abgerufen am 21.11.2024.