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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. I. Capitul.
aber auch zugleich GOtt was GOttes ist, und
heiliget seinen Sabbath. Es findet ein Christ,
wenn er den Ruhe-Tag des HErrn in einer GOtt
geheiligten Ruhe zubringt, mehr Ruhe in seinem
Gemüthe, als die Welt bey ihren unruhigen We-
sen. Er bemühet sich, um vor denen Versuchun-
gen der Welt desto mehr gesichert zu seyn, auf so
einen Fuß zu setzen, damit andre einmahl vor alle-
mahl wissen, daß er sich an diesen GOtt gewidme-
ten Tägen zu nichts überreden läst, als was die
Nothwendigkeit und die Christen-Liebe erfordert,
und der Sabbaths-Feyer nicht entgegen läufft.
Wenn die Welt-Gesinnten, die sich in Herrschafft-
lichen Diensten befinden, auf Befehl ihrer Herr-
schafften, den Sonntag auf die gewöhnliche Weise
mit Kirchen-gehen u. s. w. nicht abwarten können,
so nehmen sie insgemein zu dem bösen Sprichwort:
Herren Dienst gehet über GOttes Dienst, ihre
Zuflucht. Nun hab ich zwar die Gottlosigkeit die-
ser Redens-Art in dem vorhergehenden bereits
vorgestellt, ich achte aber nicht vor undienlich, wenn
ich allhier noch zeige, daß Herren Dienst und GOt-
tes Dienst auch bey diesem Fall gar wohl mit ein-
ander zu vereinigen, und daß also dieses Sprich-
wort nicht allein gottloß, sondern auch falsch sey.
Es ist wahr, es können sich bißweilen Fälle zutra-
gen, da ein junger Mensch, er sey bey Hofe oder im
Kriege, oder auch sonst, seiner Pflicht und seinem
Beruff nach, an dem Kirchgehen versäumet wird,
da ihm sein Herr und seine Vorgesetzten entweder

über

II. Theil. I. Capitul.
aber auch zugleich GOtt was GOttes iſt, und
heiliget ſeinen Sabbath. Es findet ein Chriſt,
wenn er den Ruhe-Tag des HErrn in einer GOtt
geheiligten Ruhe zubringt, mehr Ruhe in ſeinem
Gemuͤthe, als die Welt bey ihren unruhigen We-
ſen. Er bemuͤhet ſich, um vor denen Verſuchun-
gen der Welt deſto mehr geſichert zu ſeyn, auf ſo
einen Fuß zu ſetzen, damit andre einmahl vor alle-
mahl wiſſen, daß er ſich an dieſen GOtt gewidme-
ten Taͤgen zu nichts uͤberreden laͤſt, als was die
Nothwendigkeit und die Chriſten-Liebe erfordert,
und der Sabbaths-Feyer nicht entgegen laͤufft.
Wenn die Welt-Geſinnten, die ſich in Herrſchafft-
lichen Dienſten befinden, auf Befehl ihrer Herr-
ſchafften, den Sonntag auf die gewoͤhnliche Weiſe
mit Kirchen-gehen u. ſ. w. nicht abwarten koͤnnen,
ſo nehmen ſie insgemein zu dem boͤſen Sprichwort:
Herren Dienſt gehet uͤber GOttes Dienſt, ihre
Zuflucht. Nun hab ich zwar die Gottloſigkeit die-
ſer Redens-Art in dem vorhergehenden bereits
vorgeſtellt, ich achte aber nicht vor undienlich, wenn
ich allhier noch zeige, daß Herren Dienſt und GOt-
tes Dienſt auch bey dieſem Fall gar wohl mit ein-
ander zu vereinigen, und daß alſo dieſes Sprich-
wort nicht allein gottloß, ſondern auch falſch ſey.
Es iſt wahr, es koͤnnen ſich bißweilen Faͤlle zutra-
gen, da ein junger Menſch, er ſey bey Hofe oder im
Kriege, oder auch ſonſt, ſeiner Pflicht und ſeinem
Beruff nach, an dem Kirchgehen verſaͤumet wird,
da ihm ſein Herr und ſeine Vorgeſetzten entweder

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[254/0274] II. Theil. I. Capitul. aber auch zugleich GOtt was GOttes iſt, und heiliget ſeinen Sabbath. Es findet ein Chriſt, wenn er den Ruhe-Tag des HErrn in einer GOtt geheiligten Ruhe zubringt, mehr Ruhe in ſeinem Gemuͤthe, als die Welt bey ihren unruhigen We- ſen. Er bemuͤhet ſich, um vor denen Verſuchun- gen der Welt deſto mehr geſichert zu ſeyn, auf ſo einen Fuß zu ſetzen, damit andre einmahl vor alle- mahl wiſſen, daß er ſich an dieſen GOtt gewidme- ten Taͤgen zu nichts uͤberreden laͤſt, als was die Nothwendigkeit und die Chriſten-Liebe erfordert, und der Sabbaths-Feyer nicht entgegen laͤufft. Wenn die Welt-Geſinnten, die ſich in Herrſchafft- lichen Dienſten befinden, auf Befehl ihrer Herr- ſchafften, den Sonntag auf die gewoͤhnliche Weiſe mit Kirchen-gehen u. ſ. w. nicht abwarten koͤnnen, ſo nehmen ſie insgemein zu dem boͤſen Sprichwort: Herren Dienſt gehet uͤber GOttes Dienſt, ihre Zuflucht. Nun hab ich zwar die Gottloſigkeit die- ſer Redens-Art in dem vorhergehenden bereits vorgeſtellt, ich achte aber nicht vor undienlich, wenn ich allhier noch zeige, daß Herren Dienſt und GOt- tes Dienſt auch bey dieſem Fall gar wohl mit ein- ander zu vereinigen, und daß alſo dieſes Sprich- wort nicht allein gottloß, ſondern auch falſch ſey. Es iſt wahr, es koͤnnen ſich bißweilen Faͤlle zutra- gen, da ein junger Menſch, er ſey bey Hofe oder im Kriege, oder auch ſonſt, ſeiner Pflicht und ſeinem Beruff nach, an dem Kirchgehen verſaͤumet wird, da ihm ſein Herr und ſeine Vorgeſetzten entweder uͤber

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/274>, abgerufen am 21.11.2024.