man ihnen besonders zugeschrieben, hochgeschätzt, nachzuahmen, und sich bey seinen Handlungen nach ihren Willen zu richten.
§. 11. Wie sich der grosse GOtt selbst Mühe ge- geben, seinem damahls auserwehlten Volck, der Jüdischen Nation, so wohl in Ansehung mancherley weltlichen als geistlichen Handlungen, gewisse Ce- remonien vorzuschreiben, und sie zu deren Beob- achtung anzuhalten, finden wir sonderlich in dem II. III. IV. und V. Buch Mosis. Nun können wir zwar nicht den Grund von allen diesen Ceremonien anzeigen, es ist aber kein Zweifel, die selbstständige Weißheit werde alles auf das weißlichste angeord- net haben. Mancher will uns von diesen Gebräu- chen, aus Mangel unsrer Erkänntniß, besonders frembd und wunderlich anscheinen, weil uns die ei- gentliche Beschaffenheit der damahligen Jüdischen Republic nicht so vollkommen bekandt, als wohl zu Beurtheilung alles diesen von nöthen wäre; je mehr wir aber den Jüdischen Alterthümern nachforschen, und sonderlich ihrer künfftigen, auf den Heyland JEsum Christum, abzielenden Vorbedeutung nach- fragen, je größer Licht erlangen wir, es ist auch wohl gewiß genung, der theure GOttes-Mann Moses werde den Jüdischen Volck manches deut- lich gantz mündlich erkläret haben, welches der Geist GOttes durch ihn nicht aufzeichnen lassen.
§. 12. Unser Ceremoniel-Wesen ist nach dem Unterschied der Länder unterschieden, und sind in diesem oder jenem Lande mancherley Gebräuche, die
in
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Von der Ceremoniel-Wiſſenſch. uͤberh.
man ihnen beſonders zugeſchrieben, hochgeſchaͤtzt, nachzuahmen, und ſich bey ſeinen Handlungen nach ihren Willen zu richten.
§. 11. Wie ſich der groſſe GOtt ſelbſt Muͤhe ge- geben, ſeinem damahls auserwehlten Volck, der Juͤdiſchen Nation, ſo wohl in Anſehung mancherley weltlichen als geiſtlichen Handlungen, gewiſſe Ce- remonien vorzuſchreiben, und ſie zu deren Beob- achtung anzuhalten, finden wir ſonderlich in dem II. III. IV. und V. Buch Moſis. Nun koͤnnen wir zwar nicht den Grund von allen dieſen Ceremonien anzeigen, es iſt aber kein Zweifel, die ſelbſtſtaͤndige Weißheit werde alles auf das weißlichſte angeord- net haben. Mancher will uns von dieſen Gebraͤu- chen, aus Mangel unſrer Erkaͤnntniß, beſonders frembd und wunderlich anſcheinen, weil uns die ei- gentliche Beſchaffenheit der damahligen Juͤdiſchen Republic nicht ſo vollkommen bekandt, als wohl zu Beurtheilung alles dieſen von noͤthen waͤre; je mehr wir aber den Juͤdiſchen Alterthuͤmern nachforſchen, und ſonderlich ihrer kuͤnfftigen, auf den Heyland JEſum Chriſtum, abzielenden Vorbedeutung nach- fragen, je groͤßer Licht erlangen wir, es iſt auch wohl gewiß genung, der theure GOttes-Mann Moſes werde den Juͤdiſchen Volck manches deut- lich gantz muͤndlich erklaͤret haben, welches der Geiſt GOttes durch ihn nicht aufzeichnen laſſen.
§. 12. Unſer Ceremoniel-Weſen iſt nach dem Unterſchied der Laͤnder unterſchieden, und ſind in dieſem oder jenem Lande mancherley Gebraͤuche, die
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Von der Ceremoniel-Wiſſenſch. uͤberh.
man ihnen beſonders zugeſchrieben, hochgeſchaͤtzt,
nachzuahmen, und ſich bey ſeinen Handlungen nach
ihren Willen zu richten.
§. 11. Wie ſich der groſſe GOtt ſelbſt Muͤhe ge-
geben, ſeinem damahls auserwehlten Volck, der
Juͤdiſchen Nation, ſo wohl in Anſehung mancherley
weltlichen als geiſtlichen Handlungen, gewiſſe Ce-
remonien vorzuſchreiben, und ſie zu deren Beob-
achtung anzuhalten, finden wir ſonderlich in dem II.
III. IV. und V. Buch Moſis. Nun koͤnnen wir
zwar nicht den Grund von allen dieſen Ceremonien
anzeigen, es iſt aber kein Zweifel, die ſelbſtſtaͤndige
Weißheit werde alles auf das weißlichſte angeord-
net haben. Mancher will uns von dieſen Gebraͤu-
chen, aus Mangel unſrer Erkaͤnntniß, beſonders
frembd und wunderlich anſcheinen, weil uns die ei-
gentliche Beſchaffenheit der damahligen Juͤdiſchen
Republic nicht ſo vollkommen bekandt, als wohl zu
Beurtheilung alles dieſen von noͤthen waͤre; je mehr
wir aber den Juͤdiſchen Alterthuͤmern nachforſchen,
und ſonderlich ihrer kuͤnfftigen, auf den Heyland
JEſum Chriſtum, abzielenden Vorbedeutung nach-
fragen, je groͤßer Licht erlangen wir, es iſt auch
wohl gewiß genung, der theure GOttes-Mann
Moſes werde den Juͤdiſchen Volck manches deut-
lich gantz muͤndlich erklaͤret haben, welches der Geiſt
GOttes durch ihn nicht aufzeichnen laſſen.
§. 12. Unſer Ceremoniel-Weſen iſt nach dem
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dieſem oder jenem Lande mancherley Gebraͤuche, die
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/29>, abgerufen am 23.11.2024.
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