Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.II. Theil. I. Capitul. wie die Pflichten der Gottseeligkeit, auch die zeitlicheGlückseeligkeit mit befördern, und die wahre Ge- müths-Ruhe mit würcken helffen, als welches eine gar angenehme Materie vor die Welt, er beant- wortet ihnen einige Einwürffe, die Satan und das Fleisch wider die Ausübung des Christenthums und des thätigen Glaubens zu erwegen pflegt, er stellt ihnen vor, daß diese Pflichten nicht so schwehr sind, als sie den fleischlich gesinnten Menschen wohl anscheinen, er beobachtet auch hiebey die Regeln der Höflichkeit, Freundlichkeit und Liebe, die er sei- nem Nächsten schuldig, er beklaget seine eigene Un- vollkommenheiten, und redet von seinen eigenen Fehlern, damit es nicht scheine, als ob er andere hof- meistern wolle, oder sich besser düncke, als der an- der. Weil er weiß, daß die Welt die guten Bewe- gungen durch ihre Geschäffte und durch ihre Wol- lüste bald wieder zu ersticken pflegt, so recomman- dirt er ihnen bey der Gelegenheit, wenn er mercket, daß er seinen Discours bald schlüssen muß, ein und ander erbauliches in der Teutschen oder Frantzösi- schen Sprache, geschriebnes Tractaetgen, bittet sich auch wohl die Erlaubniß aus, einem, der einen Ge- fallen daran bezeuget, solches Buch, daferne ers be- sitzt, in das Hauß zu schicken, und es ihm zu leihen, er weiß, daß das Lesen eines guten Buches mehr er- bauet, als offters viel Predigten. §. 23. Denen vielen unnützen Worten, so die wehlt,
II. Theil. I. Capitul. wie die Pflichten der Gottſeeligkeit, auch die zeitlicheGluͤckſeeligkeit mit befoͤrdern, und die wahre Ge- muͤths-Ruhe mit wuͤrcken helffen, als welches eine gar angenehme Materie vor die Welt, er beant- wortet ihnen einige Einwuͤrffe, die Satan und das Fleiſch wider die Ausuͤbung des Chriſtenthums und des thaͤtigen Glaubens zu erwegen pflegt, er ſtellt ihnen vor, daß dieſe Pflichten nicht ſo ſchwehr ſind, als ſie den fleiſchlich geſinnten Menſchen wohl anſcheinen, er beobachtet auch hiebey die Regeln der Hoͤflichkeit, Freundlichkeit und Liebe, die er ſei- nem Naͤchſten ſchuldig, er beklaget ſeine eigene Un- vollkommenheiten, und redet von ſeinen eigenen Fehlern, damit es nicht ſcheine, als ob er andere hof- meiſtern wolle, oder ſich beſſer duͤncke, als der an- der. Weil er weiß, daß die Welt die guten Bewe- gungen durch ihre Geſchaͤffte und durch ihre Wol- luͤſte bald wieder zu erſticken pflegt, ſo recomman- dirt er ihnen bey der Gelegenheit, wenn er mercket, daß er ſeinen Diſcours bald ſchluͤſſen muß, ein und ander erbauliches in der Teutſchen oder Frantzoͤſi- ſchen Sprache, geſchriebnes Tractætgen, bittet ſich auch wohl die Erlaubniß aus, einem, der einen Ge- fallen daran bezeuget, ſolches Buch, daferne ers be- ſitzt, in das Hauß zu ſchicken, und es ihm zu leihen, er weiß, daß das Leſen eines guten Buches mehr er- bauet, als offters viel Predigten. §. 23. Denen vielen unnuͤtzen Worten, ſo die wehlt,
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II. Theil. I. Capitul.
wie die Pflichten der Gottſeeligkeit, auch die zeitliche
Gluͤckſeeligkeit mit befoͤrdern, und die wahre Ge-
muͤths-Ruhe mit wuͤrcken helffen, als welches eine
gar angenehme Materie vor die Welt, er beant-
wortet ihnen einige Einwuͤrffe, die Satan und das
Fleiſch wider die Ausuͤbung des Chriſtenthums
und des thaͤtigen Glaubens zu erwegen pflegt, er
ſtellt ihnen vor, daß dieſe Pflichten nicht ſo ſchwehr
ſind, als ſie den fleiſchlich geſinnten Menſchen wohl
anſcheinen, er beobachtet auch hiebey die Regeln
der Hoͤflichkeit, Freundlichkeit und Liebe, die er ſei-
nem Naͤchſten ſchuldig, er beklaget ſeine eigene Un-
vollkommenheiten, und redet von ſeinen eigenen
Fehlern, damit es nicht ſcheine, als ob er andere hof-
meiſtern wolle, oder ſich beſſer duͤncke, als der an-
der. Weil er weiß, daß die Welt die guten Bewe-
gungen durch ihre Geſchaͤffte und durch ihre Wol-
luͤſte bald wieder zu erſticken pflegt, ſo recomman-
dirt er ihnen bey der Gelegenheit, wenn er mercket,
daß er ſeinen Diſcours bald ſchluͤſſen muß, ein und
ander erbauliches in der Teutſchen oder Frantzoͤſi-
ſchen Sprache, geſchriebnes Tractætgen, bittet ſich
auch wohl die Erlaubniß aus, einem, der einen Ge-
fallen daran bezeuget, ſolches Buch, daferne ers be-
ſitzt, in das Hauß zu ſchicken, und es ihm zu leihen,
er weiß, daß das Leſen eines guten Buches mehr er-
bauet, als offters viel Predigten.
§. 23. Denen vielen unnuͤtzen Worten, ſo die
Welt vorbringt, iſt auch mit beyzuzehlen, wann ſie
von demjenigen, den ſie zu ihrem Beicht-Vater er-
wehlt,
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