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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von der Conversation.
de verstatten, so ist ihm anzurathen, daß er Gele-
genheit suchen soll, mehr mit höhern Personen um-
zugehen, als mit seines gleichen oder geringern.
Weil er sich in der erstern Gesellschafft einigen
Zwang anthun, und etwas eingezogen leben muß,
auch nicht sans facon leben darf, so profitirt er
wahrhafftig, macht sich nach und nach bey ihnen
beliebter, und bahnt sich durch gute Conduite den
Weg zur künfftigen Beförderung. S. des Herrn
von Tzschirnau Unterricht eines getreuen Hofmei-
sters. p. 86. Wenn sie reden, muß er aufmerck-
sam seyn, und weder mit dem Nachbar schwatzen,
noch sonst etwas anders vornehmen, dadurch er den
Schein von sich giebt, als ob er ihnen nicht zuhören
wolte. Denn theils kan er aus ihren Discoursen
eines und das andere lernen, so ihm unbekandt ge-
wesen, theils setzt er sich bey ihnen mehr in Credit,
wenn er sich bey ihrem Reden aufmercksam erweist.
Er muß sich zwar bey ihrem Umgang ehrerbietig
aufführen, jedoch ist es eben nicht nöthig, daß er
fast bey einem jeden Wort, wie einige zu thun pfle-
gen, einen Reverence macht, sondern es ist genug,
wenn er diese Art der Submission bezeugt, wenn es
eine gewisse Redens-Art mit sich bringt.

§. 2. Er vermeydet überhaupt, insonderheit
aber in der Conversation mit vornehmen Leuten,
alles was nach dem Pöbel schmeckt, und als eine
Frucht einer schlechten Aufferziehung anzusehen,
als mancherley Flüche und Schwühre, die bey der
großen Welt nicht so wohl aus Liebe und Ehrerbie-

tung
S 4

Von der Converſation.
de verſtatten, ſo iſt ihm anzurathen, daß er Gele-
genheit ſuchen ſoll, mehr mit hoͤhern Perſonen um-
zugehen, als mit ſeines gleichen oder geringern.
Weil er ſich in der erſtern Geſellſchafft einigen
Zwang anthun, und etwas eingezogen leben muß,
auch nicht ſans facon leben darf, ſo profitirt er
wahrhafftig, macht ſich nach und nach bey ihnen
beliebter, und bahnt ſich durch gute Conduite den
Weg zur kuͤnfftigen Befoͤrderung. S. des Herrn
von Tzſchirnau Unterricht eines getreuen Hofmei-
ſters. p. 86. Wenn ſie reden, muß er aufmerck-
ſam ſeyn, und weder mit dem Nachbar ſchwatzen,
noch ſonſt etwas anders vornehmen, dadurch er den
Schein von ſich giebt, als ob er ihnen nicht zuhoͤren
wolte. Denn theils kan er aus ihren Diſcourſen
eines und das andere lernen, ſo ihm unbekandt ge-
weſen, theils ſetzt er ſich bey ihnen mehr in Credit,
wenn er ſich bey ihrem Reden aufmerckſam erweiſt.
Er muß ſich zwar bey ihrem Umgang ehrerbietig
auffuͤhren, jedoch iſt es eben nicht noͤthig, daß er
faſt bey einem jeden Wort, wie einige zu thun pfle-
gen, einen Reverence macht, ſondern es iſt genug,
wenn er dieſe Art der Submiſſion bezeugt, wenn es
eine gewiſſe Redens-Art mit ſich bringt.

§. 2. Er vermeydet uͤberhaupt, inſonderheit
aber in der Converſation mit vornehmen Leuten,
alles was nach dem Poͤbel ſchmeckt, und als eine
Frucht einer ſchlechten Aufferziehung anzuſehen,
als mancherley Fluͤche und Schwuͤhre, die bey der
großen Welt nicht ſo wohl aus Liebe und Ehrerbie-

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S 4
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[279/0299] Von der Converſation. de verſtatten, ſo iſt ihm anzurathen, daß er Gele- genheit ſuchen ſoll, mehr mit hoͤhern Perſonen um- zugehen, als mit ſeines gleichen oder geringern. Weil er ſich in der erſtern Geſellſchafft einigen Zwang anthun, und etwas eingezogen leben muß, auch nicht ſans facon leben darf, ſo profitirt er wahrhafftig, macht ſich nach und nach bey ihnen beliebter, und bahnt ſich durch gute Conduite den Weg zur kuͤnfftigen Befoͤrderung. S. des Herrn von Tzſchirnau Unterricht eines getreuen Hofmei- ſters. p. 86. Wenn ſie reden, muß er aufmerck- ſam ſeyn, und weder mit dem Nachbar ſchwatzen, noch ſonſt etwas anders vornehmen, dadurch er den Schein von ſich giebt, als ob er ihnen nicht zuhoͤren wolte. Denn theils kan er aus ihren Diſcourſen eines und das andere lernen, ſo ihm unbekandt ge- weſen, theils ſetzt er ſich bey ihnen mehr in Credit, wenn er ſich bey ihrem Reden aufmerckſam erweiſt. Er muß ſich zwar bey ihrem Umgang ehrerbietig auffuͤhren, jedoch iſt es eben nicht noͤthig, daß er faſt bey einem jeden Wort, wie einige zu thun pfle- gen, einen Reverence macht, ſondern es iſt genug, wenn er dieſe Art der Submiſſion bezeugt, wenn es eine gewiſſe Redens-Art mit ſich bringt. §. 2. Er vermeydet uͤberhaupt, inſonderheit aber in der Converſation mit vornehmen Leuten, alles was nach dem Poͤbel ſchmeckt, und als eine Frucht einer ſchlechten Aufferziehung anzuſehen, als mancherley Fluͤche und Schwuͤhre, die bey der großen Welt nicht ſo wohl aus Liebe und Ehrerbie- tung S 4

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/299>, abgerufen am 21.11.2024.