Kniebeugen verbleibe; ich halte mit einem gewis- sen Politico, der eben dieses in einer öffentlichen Schrifft anführet, davor, daß ein Frauenzimmer, ein Cavalier, oder sonst ein ehrlicher Mann mit sei- nem angewöhnten regulairen Reverence, welcher er sich bey seiner Devotion aus wahrer Submission gegen dem großen Jehovah bedient, bey GOtt eben so angenehm, als ein Altenburgischer Bauer mit seinem Altfränckischen Kniebeugen oder Knickfuß ist. Es hat uns der große GOtt in seinem Wort nirgendswo eine gewisse Positur hievon vorgeschrie- ben, sondern das Ceremoniel dabey eines jeglichem Belieben überlassen, er siehet dabey auch mehr auf das Hertz und die innerliche Devotion, als auf die äußerliche Stellage des Leibes.
Das II. Capitul. Von der Conversation.
§. 1.
DA die Rede ein ziemlich gewisses Merck- mahl, daraus man einen Menschen kan erkennen lernen, suchet ein junger Mensch alle Sorgfalt anzuwenden, damit er sei- ne Worte so setzen möge, daß andere, insonderheit aber die Höhern, ein zu seiner Ehre gereichendes Ur- theil davon fällen mögen. Wollen es die Umstän-
de
II. Theil. II. Capitul.
Kniebeugen verbleibe; ich halte mit einem gewiſ- ſen Politico, der eben dieſes in einer oͤffentlichen Schrifft anfuͤhret, davor, daß ein Frauenzimmer, ein Cavalier, oder ſonſt ein ehrlicher Mann mit ſei- nem angewoͤhnten regulairen Reverence, welcher er ſich bey ſeiner Devotion aus wahrer Submiſſion gegen dem großen Jehovah bedient, bey GOtt eben ſo angenehm, als ein Altenburgiſcher Bauer mit ſeinem Altfraͤnckiſchen Kniebeugen oder Knickfuß iſt. Es hat uns der große GOtt in ſeinem Wort nirgendswo eine gewiſſe Poſitur hievon vorgeſchrie- ben, ſondern das Ceremoniel dabey eines jeglichem Belieben uͤberlaſſen, er ſiehet dabey auch mehr auf das Hertz und die innerliche Devotion, als auf die aͤußerliche Stellage des Leibes.
Das II. Capitul. Von der Converſation.
§. 1.
DA die Rede ein ziemlich gewiſſes Merck- mahl, daraus man einen Menſchen kan erkennen lernen, ſuchet ein junger Menſch alle Sorgfalt anzuwenden, damit er ſei- ne Worte ſo ſetzen moͤge, daß andere, inſonderheit aber die Hoͤhern, ein zu ſeiner Ehre gereichendes Ur- theil davon faͤllen moͤgen. Wollen es die Umſtaͤn-
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II. Theil. II. Capitul.
Kniebeugen verbleibe; ich halte mit einem gewiſ-
ſen Politico, der eben dieſes in einer oͤffentlichen
Schrifft anfuͤhret, davor, daß ein Frauenzimmer,
ein Cavalier, oder ſonſt ein ehrlicher Mann mit ſei-
nem angewoͤhnten regulairen Reverence, welcher
er ſich bey ſeiner Devotion aus wahrer Submiſſion
gegen dem großen Jehovah bedient, bey GOtt eben
ſo angenehm, als ein Altenburgiſcher Bauer mit
ſeinem Altfraͤnckiſchen Kniebeugen oder Knickfuß
iſt. Es hat uns der große GOtt in ſeinem Wort
nirgendswo eine gewiſſe Poſitur hievon vorgeſchrie-
ben, ſondern das Ceremoniel dabey eines jeglichem
Belieben uͤberlaſſen, er ſiehet dabey auch mehr
auf das Hertz und die innerliche Devotion, als auf
die aͤußerliche Stellage des Leibes.
Das II. Capitul.
Von der Converſation.
§. 1.
DA die Rede ein ziemlich gewiſſes Merck-
mahl, daraus man einen Menſchen kan
erkennen lernen, ſuchet ein junger Menſch
alle Sorgfalt anzuwenden, damit er ſei-
ne Worte ſo ſetzen moͤge, daß andere, inſonderheit
aber die Hoͤhern, ein zu ſeiner Ehre gereichendes Ur-
theil davon faͤllen moͤgen. Wollen es die Umſtaͤn-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/298>, abgerufen am 24.11.2024.
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