wenn dergleichen in Gegenwart höherer Personen geschicht, oder wenn sie sagen: Nun geben sie recht Achtung, jetzt kommt es noch viel lustiger, sie ge- ben den Schein von sich, als ob sie wie ein Zahn- Artzt ihre Zuhörer zu einer besondern Aufmercksam- keit hiedurch aufmuntern wolten.
§. 19. Das Aufschneiden ist von vernünfftigen Leuten jederzeit als etwas lasterhafftes verabscheuet worden, und wird mit gutem Fug als eine Schwä- che des Verstandes angesehen. Sarnicius erzeh- let von der Republica Babinensi, oder Narren- Gesellschafft, daß sie von etlichen Polnischen Magnaten angelegt worden, und aus lauter Raille- rien bestanden, hätte einer aus der Gesellschafft von der Jägerey allzuviel aufgeschnitten, so hätten sie ihn zum Ober-Jägermeister ihrer Zunfft ge- macht, einen andern aber, der von seinen Helden- Thaten viel hergeplaudert, zum Feld-Herrn ihrer Compagnie erwehlt, durch diese Narren-Benen- nungen hätte man es endlich dahin gebracht, daß die gewaltigen Aufschneider unter diesen Landes- Leuten abgekommen.
§. 20. Ein vernünfftiger Mensch vermeidet in seinen Reden so wohl das Prahlen, als auch das unnöthige Klagen, und erzehlet nicht leichtlich et- was, das zu seiner oder der Seinigen Verachtung gereicht, und wodurch er sich bey der Gesellschafft geringer macht; er weiß wohl, daß er bey den we- nigsten Mitleiden findet, und mehrere sich über sei- nem Unfall kützeln und erfreuen, als betrüben; er
kla-
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Von der Converſation.
wenn dergleichen in Gegenwart hoͤherer Perſonen geſchicht, oder wenn ſie ſagen: Nun geben ſie recht Achtung, jetzt kommt es noch viel luſtiger, ſie ge- ben den Schein von ſich, als ob ſie wie ein Zahn- Artzt ihre Zuhoͤrer zu einer beſondern Aufmerckſam- keit hiedurch aufmuntern wolten.
§. 19. Das Aufſchneiden iſt von vernuͤnfftigen Leuten jederzeit als etwas laſterhafftes verabſcheuet worden, und wird mit gutem Fug als eine Schwaͤ- che des Verſtandes angeſehen. Sarnicius erzeh- let von der Republica Babinenſi, oder Narren- Geſellſchafft, daß ſie von etlichen Polniſchen Magnaten angelegt worden, und aus lauter Raille- rien beſtanden, haͤtte einer aus der Geſellſchafft von der Jaͤgerey allzuviel aufgeſchnitten, ſo haͤtten ſie ihn zum Ober-Jaͤgermeiſter ihrer Zunfft ge- macht, einen andern aber, der von ſeinen Helden- Thaten viel hergeplaudert, zum Feld-Herrn ihrer Compagnie erwehlt, durch dieſe Narren-Benen- nungen haͤtte man es endlich dahin gebracht, daß die gewaltigen Aufſchneider unter dieſen Landes- Leuten abgekommen.
§. 20. Ein vernuͤnfftiger Menſch vermeidet in ſeinen Reden ſo wohl das Prahlen, als auch das unnoͤthige Klagen, und erzehlet nicht leichtlich et- was, das zu ſeiner oder der Seinigen Verachtung gereicht, und wodurch er ſich bey der Geſellſchafft geringer macht; er weiß wohl, daß er bey den we- nigſten Mitleiden findet, und mehrere ſich uͤber ſei- nem Unfall kuͤtzeln und erfreuen, als betruͤben; er
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Von der Converſation.
wenn dergleichen in Gegenwart hoͤherer Perſonen
geſchicht, oder wenn ſie ſagen: Nun geben ſie recht
Achtung, jetzt kommt es noch viel luſtiger, ſie ge-
ben den Schein von ſich, als ob ſie wie ein Zahn-
Artzt ihre Zuhoͤrer zu einer beſondern Aufmerckſam-
keit hiedurch aufmuntern wolten.
§. 19. Das Aufſchneiden iſt von vernuͤnfftigen
Leuten jederzeit als etwas laſterhafftes verabſcheuet
worden, und wird mit gutem Fug als eine Schwaͤ-
che des Verſtandes angeſehen. Sarnicius erzeh-
let von der Republica Babinenſi, oder Narren-
Geſellſchafft, daß ſie von etlichen Polniſchen
Magnaten angelegt worden, und aus lauter Raille-
rien beſtanden, haͤtte einer aus der Geſellſchafft
von der Jaͤgerey allzuviel aufgeſchnitten, ſo haͤtten
ſie ihn zum Ober-Jaͤgermeiſter ihrer Zunfft ge-
macht, einen andern aber, der von ſeinen Helden-
Thaten viel hergeplaudert, zum Feld-Herrn ihrer
Compagnie erwehlt, durch dieſe Narren-Benen-
nungen haͤtte man es endlich dahin gebracht, daß
die gewaltigen Aufſchneider unter dieſen Landes-
Leuten abgekommen.
§. 20. Ein vernuͤnfftiger Menſch vermeidet in
ſeinen Reden ſo wohl das Prahlen, als auch das
unnoͤthige Klagen, und erzehlet nicht leichtlich et-
was, das zu ſeiner oder der Seinigen Verachtung
gereicht, und wodurch er ſich bey der Geſellſchafft
geringer macht; er weiß wohl, daß er bey den we-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/311>, abgerufen am 21.11.2024.
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