Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.II. Theil. III. Capitul. vor, und der Appetit weiter zuzuhören, vergehet ih-nen schon. Die meisten Figuren, die nicht aus einer vernünfftigen und natürlichen Wohlredenheit herfliessen, sind allzu pedantisch, und lassen sich bey galanten Hof-Reden nicht wohl anbringen. Manche dauchen gantz und gar nichts, andere aber sind wohl zu gebrauchen, aber mit Behutsamkeit, sie schicken sich nicht vor alle Oerter und Gesell- schafften. Also gehört die so genandte Excla- mation, wenn man mit Hefftigkeit ausrufft, eher auf die Cantzel oder auf ein Theatrum, als in ein Fürstlich Gemach; Mit der Intertogation, da man gleichsam die Zuhörer fragt: Ob man gleich keine Antwort von ihnen gewärtig, oder die Com- munication, da man es ihnen selbst zu bedencken, und zu überlegen anheim stelt, sind von einer gleich- mäßigen Beschaffenheit; Gleichwie es überhaupt wider die Devotion ist, die Geringere den Fürstli- chen Personen schuldig sind, wenn sie dieselben be- fragen wollen, also scheinen auch diese Figuren, wenn man es in der grösten Accuratesse ansehen will, dem Fürstlichen Respect einiger maßen nahe zu treten. §. 16. Einige wollen in den Gedancken stehen, de,
II. Theil. III. Capitul. vor, und der Appetit weiter zuzuhoͤren, vergehet ih-nen ſchon. Die meiſten Figuren, die nicht aus einer vernuͤnfftigen und natuͤrlichen Wohlredenheit herflieſſen, ſind allzu pedantiſch, und laſſen ſich bey galanten Hof-Reden nicht wohl anbringen. Manche dauchen gantz und gar nichts, andere aber ſind wohl zu gebrauchen, aber mit Behutſamkeit, ſie ſchicken ſich nicht vor alle Oerter und Geſell- ſchafften. Alſo gehoͤrt die ſo genandte Excla- mation, wenn man mit Hefftigkeit ausrufft, eher auf die Cantzel oder auf ein Theatrum, als in ein Fuͤrſtlich Gemach; Mit der Intertogation, da man gleichſam die Zuhoͤrer fragt: Ob man gleich keine Antwort von ihnen gewaͤrtig, oder die Com- munication, da man es ihnen ſelbſt zu bedencken, und zu uͤberlegen anheim ſtelt, ſind von einer gleich- maͤßigen Beſchaffenheit; Gleichwie es uͤberhaupt wider die Devotion iſt, die Geringere den Fuͤrſtli- chen Perſonen ſchuldig ſind, wenn ſie dieſelben be- fragen wollen, alſo ſcheinen auch dieſe Figuren, wenn man es in der groͤſten Accurateſſe anſehen will, dem Fuͤrſtlichen Reſpect einiger maßen nahe zu treten. §. 16. Einige wollen in den Gedancken ſtehen, de,
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II. Theil. III. Capitul.
vor, und der Appetit weiter zuzuhoͤren, vergehet ih-
nen ſchon. Die meiſten Figuren, die nicht aus
einer vernuͤnfftigen und natuͤrlichen Wohlredenheit
herflieſſen, ſind allzu pedantiſch, und laſſen ſich
bey galanten Hof-Reden nicht wohl anbringen.
Manche dauchen gantz und gar nichts, andere aber
ſind wohl zu gebrauchen, aber mit Behutſamkeit,
ſie ſchicken ſich nicht vor alle Oerter und Geſell-
ſchafften. Alſo gehoͤrt die ſo genandte Excla-
mation, wenn man mit Hefftigkeit ausrufft, eher
auf die Cantzel oder auf ein Theatrum, als in ein
Fuͤrſtlich Gemach; Mit der Intertogation, da
man gleichſam die Zuhoͤrer fragt: Ob man gleich
keine Antwort von ihnen gewaͤrtig, oder die Com-
munication, da man es ihnen ſelbſt zu bedencken,
und zu uͤberlegen anheim ſtelt, ſind von einer gleich-
maͤßigen Beſchaffenheit; Gleichwie es uͤberhaupt
wider die Devotion iſt, die Geringere den Fuͤrſtli-
chen Perſonen ſchuldig ſind, wenn ſie dieſelben be-
fragen wollen, alſo ſcheinen auch dieſe Figuren,
wenn man es in der groͤſten Accurateſſe anſehen
will, dem Fuͤrſtlichen Reſpect einiger maßen nahe
zu treten.
§. 16. Einige wollen in den Gedancken ſtehen,
als ob keinem weltlichen Redner recht anſtaͤndig
waͤre, etwas aus der heiligen Schrifft anzufuͤhren,
ſie meynen, dieſes gehoͤrte bloß vor einen ſo genand-
ten Geiſtlichen. Ob nun zwar freylich ein Unter-
ſcheid iſt, unter einen geiſtlichen und weltlichen
Redner, unter einer geiſtlichen und weltlichen Re-
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