Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Briefschreiben u. Correspondenz.
ger Mensch nicht so zierlich macht, und seine eigene
Gedancken vorträgt, so gut er kan. Wer aber all-
zu ungeschickt ist, findet ja heutiges Tages allenthal-
ben Leute, die ihm in seinem Nahmen eine Supplicq
oder einen Brief aufsetzen.

§. 21. Wer allerhand Regeln der Klugheit, die
bey dem Briefschreiben in Obacht zu nehmen, und
mancherley brauchbare hieher gehörige Anmerckun-
gen sich bekandt machen will, kan sich, vor allen an-
dern Briefstellern, des Herrn Benjamin Neukirchs
Anweisung zu Teutschen Briefen anschaffen, in wel-
cher sehr viel nützliche Sachen mit kurtzen Worten,
und dennoch deutlich vorgetragen. Mit dieser
Schrifft kan er des Herrn Lünigs Teutsche Reichs-
Cantzeley vereinigen, daraus er den Unterschied ei-
ner Hof-Cantzeley-mäßigen und einer Schul-mäs-
sigen Schreib-Art ersehen kan. Es kan auch nicht
schaden, wenn man einige von Frantzösischen Au-
toribus
abgefaßte Schreiben fleißig lieset. Die
Frantzosen sind mehrentheils aufgeweckte und leb-
haffte Leute, die gute Einfälle haben, sich kurtz und
nervös zu erklären, und ihren Gedancken öffters
eine angenehme Tour zu geben wissen.

§. 22. Man muß sich nicht unterstehen, in den
Schreiben, die an die höhern Personen gerichtet,
eine Empfehlungs-Abstattung an Jhro Frau Ge-
mahlin aufzutragen. Es ist einiger maßen wider
die Ehrerbietung, die man gegen die Höhern zu er-
weisen hat, theils, da man ihnen überhaupt etwas
aufträgt, theils dieses Compliment insonderheit;

ich

Vom Briefſchreiben u. Correſpondenz.
ger Menſch nicht ſo zierlich macht, und ſeine eigene
Gedancken vortraͤgt, ſo gut er kan. Wer aber all-
zu ungeſchickt iſt, findet ja heutiges Tages allenthal-
ben Leute, die ihm in ſeinem Nahmen eine Supplicq
oder einen Brief aufſetzen.

§. 21. Wer allerhand Regeln der Klugheit, die
bey dem Briefſchreiben in Obacht zu nehmen, und
mancherley brauchbare hieher gehoͤrige Anmerckun-
gen ſich bekandt machen will, kan ſich, vor allen an-
dern Briefſtellern, des Herrn Benjamin Neukirchs
Anweiſung zu Teutſchen Briefen anſchaffen, in wel-
cher ſehr viel nuͤtzliche Sachen mit kurtzen Worten,
und dennoch deutlich vorgetragen. Mit dieſer
Schrifft kan er des Herrn Luͤnigs Teutſche Reichs-
Cantzeley vereinigen, daraus er den Unterſchied ei-
ner Hof-Cantzeley-maͤßigen und einer Schul-maͤſ-
ſigen Schreib-Art erſehen kan. Es kan auch nicht
ſchaden, wenn man einige von Frantzoͤſiſchen Au-
toribus
abgefaßte Schreiben fleißig lieſet. Die
Frantzoſen ſind mehrentheils aufgeweckte und leb-
haffte Leute, die gute Einfaͤlle haben, ſich kurtz und
nervös zu erklaͤren, und ihren Gedancken oͤffters
eine angenehme Tour zu geben wiſſen.

§. 22. Man muß ſich nicht unterſtehen, in den
Schreiben, die an die hoͤhern Perſonen gerichtet,
eine Empfehlungs-Abſtattung an Jhro Frau Ge-
mahlin aufzutragen. Es iſt einiger maßen wider
die Ehrerbietung, die man gegen die Hoͤhern zu er-
weiſen hat, theils, da man ihnen uͤberhaupt etwas
auftraͤgt, theils dieſes Compliment inſonderheit;

ich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0355" n="335"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Brief&#x017F;chreiben u. <hi rendition="#aq">Corre&#x017F;pondenz.</hi></hi></fw><lb/>
ger Men&#x017F;ch nicht &#x017F;o zierlich macht, und &#x017F;eine eigene<lb/>
Gedancken vortra&#x0364;gt, &#x017F;o gut er kan. Wer aber all-<lb/>
zu unge&#x017F;chickt i&#x017F;t, findet ja heutiges Tages allenthal-<lb/>
ben Leute, die ihm in &#x017F;einem Nahmen eine <hi rendition="#aq">Supplicq</hi><lb/>
oder einen Brief auf&#x017F;etzen.</p><lb/>
        <p>§. 21. Wer allerhand Regeln der Klugheit, die<lb/>
bey dem Brief&#x017F;chreiben in Obacht zu nehmen, und<lb/>
mancherley brauchbare hieher geho&#x0364;rige Anmerckun-<lb/>
gen &#x017F;ich bekandt machen will, kan &#x017F;ich, vor allen an-<lb/>
dern Brief&#x017F;tellern, des Herrn Benjamin Neukirchs<lb/>
Anwei&#x017F;ung zu Teut&#x017F;chen Briefen an&#x017F;chaffen, in wel-<lb/>
cher &#x017F;ehr viel nu&#x0364;tzliche Sachen mit kurtzen Worten,<lb/>
und dennoch deutlich vorgetragen. Mit die&#x017F;er<lb/>
Schrifft kan er des Herrn Lu&#x0364;nigs Teut&#x017F;che Reichs-<lb/>
Cantzeley vereinigen, daraus er den Unter&#x017F;chied ei-<lb/>
ner Hof-Cantzeley-ma&#x0364;ßigen und einer Schul-ma&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;igen Schreib-Art er&#x017F;ehen kan. Es kan auch nicht<lb/>
&#x017F;chaden, wenn man einige von Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Au-<lb/>
toribus</hi> abgefaßte Schreiben fleißig lie&#x017F;et. Die<lb/>
Frantzo&#x017F;en &#x017F;ind mehrentheils aufgeweckte und leb-<lb/>
haffte Leute, die gute Einfa&#x0364;lle haben, &#x017F;ich kurtz und<lb/><hi rendition="#aq">nervös</hi> zu erkla&#x0364;ren, und ihren Gedancken o&#x0364;ffters<lb/>
eine angenehme <hi rendition="#aq">Tour</hi> zu geben wi&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>§. 22. Man muß &#x017F;ich nicht unter&#x017F;tehen, in den<lb/>
Schreiben, die an die ho&#x0364;hern Per&#x017F;onen gerichtet,<lb/>
eine Empfehlungs-Ab&#x017F;tattung an Jhro Frau Ge-<lb/>
mahlin aufzutragen. Es i&#x017F;t einiger maßen wider<lb/>
die Ehrerbietung, die man gegen die Ho&#x0364;hern zu er-<lb/>
wei&#x017F;en hat, theils, da man ihnen u&#x0364;berhaupt etwas<lb/>
auftra&#x0364;gt, theils die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Compliment</hi> in&#x017F;onderheit;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[335/0355] Vom Briefſchreiben u. Correſpondenz. ger Menſch nicht ſo zierlich macht, und ſeine eigene Gedancken vortraͤgt, ſo gut er kan. Wer aber all- zu ungeſchickt iſt, findet ja heutiges Tages allenthal- ben Leute, die ihm in ſeinem Nahmen eine Supplicq oder einen Brief aufſetzen. §. 21. Wer allerhand Regeln der Klugheit, die bey dem Briefſchreiben in Obacht zu nehmen, und mancherley brauchbare hieher gehoͤrige Anmerckun- gen ſich bekandt machen will, kan ſich, vor allen an- dern Briefſtellern, des Herrn Benjamin Neukirchs Anweiſung zu Teutſchen Briefen anſchaffen, in wel- cher ſehr viel nuͤtzliche Sachen mit kurtzen Worten, und dennoch deutlich vorgetragen. Mit dieſer Schrifft kan er des Herrn Luͤnigs Teutſche Reichs- Cantzeley vereinigen, daraus er den Unterſchied ei- ner Hof-Cantzeley-maͤßigen und einer Schul-maͤſ- ſigen Schreib-Art erſehen kan. Es kan auch nicht ſchaden, wenn man einige von Frantzoͤſiſchen Au- toribus abgefaßte Schreiben fleißig lieſet. Die Frantzoſen ſind mehrentheils aufgeweckte und leb- haffte Leute, die gute Einfaͤlle haben, ſich kurtz und nervös zu erklaͤren, und ihren Gedancken oͤffters eine angenehme Tour zu geben wiſſen. §. 22. Man muß ſich nicht unterſtehen, in den Schreiben, die an die hoͤhern Perſonen gerichtet, eine Empfehlungs-Abſtattung an Jhro Frau Ge- mahlin aufzutragen. Es iſt einiger maßen wider die Ehrerbietung, die man gegen die Hoͤhern zu er- weiſen hat, theils, da man ihnen uͤberhaupt etwas auftraͤgt, theils dieſes Compliment inſonderheit; ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/355
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/355>, abgerufen am 25.11.2024.