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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von Abstatt- u. Annehmung der Besuche.
Tag vor sich haben, da sie denn nach Gefallen biß
in die Nacht uns eine gewisse Stunde bestimmen
können. An andern Orten läst man sich zu Mitta-
ge anmelden. Man muß sich auch erkundigen,
welchen Tag es einen jeden am gelegensten. Also
muß man sie die Post-Tage mit den Visiten ver-
schonen, man müste denn etwas nothwendiges bey
ihnen anzubringen haben, ingleichen die Sonn-
und Fest Täge, diejenigen die sich nach einer sehr
geringen Anzahl und einem höchst löblichen Chri-
sten-Gebrauch vorgesetzt, diese Tage in Heiligung
zuzubringen. Jst uns keine gewisse Stunde ange-
deutet, so muß man nicht zu der Zeit kommen, da es
bald Zeit ist zu Mittages oder Abends zu speisen, da-
mit wir nicht den Schein der Schmarotzer von uns
geben, es müste denn seyn, daß ein Minister offene
Tafel hielte, und es unsern Umständen und seiner
Erlaubniß nach gemäß wäre, bey derselben zu er-
scheinen.

§. 14. Früh morgens ist die bequemste Zeit, den
großen Ministris aufzuwarten, da sind sie gemeinig-
lich am besten humerisirt, und der Anlauf von an-
dern ist auch noch nicht so gar groß, als wenn es
hernach weiter in den Tag hinein kommt. Jst ei-
nen an ihren Besuch sehr viel gelegen, so thut man
wohl, wenn man an einen von ihren Pagen oder
Cammer-Dienern ein klein Praesent giebt, so wer-
den sie uns denn hernach gar bald vor andern, die
ihnen nichts zugeworffen, behülfflich seyn, daß wir
Gelegenheit finden, unsere Aufwartung zu machen:

wenn

Von Abſtatt- u. Annehmung der Beſuche.
Tag vor ſich haben, da ſie denn nach Gefallen biß
in die Nacht uns eine gewiſſe Stunde beſtimmen
koͤnnen. An andern Orten laͤſt man ſich zu Mitta-
ge anmelden. Man muß ſich auch erkundigen,
welchen Tag es einen jeden am gelegenſten. Alſo
muß man ſie die Poſt-Tage mit den Viſiten ver-
ſchonen, man muͤſte denn etwas nothwendiges bey
ihnen anzubringen haben, ingleichen die Sonn-
und Feſt Taͤge, diejenigen die ſich nach einer ſehr
geringen Anzahl und einem hoͤchſt loͤblichen Chri-
ſten-Gebrauch vorgeſetzt, dieſe Tage in Heiligung
zuzubringen. Jſt uns keine gewiſſe Stunde ange-
deutet, ſo muß man nicht zu der Zeit kommen, da es
bald Zeit iſt zu Mittages oder Abends zu ſpeiſen, da-
mit wir nicht den Schein der Schmarotzer von uns
geben, es muͤſte denn ſeyn, daß ein Miniſter offene
Tafel hielte, und es unſern Umſtaͤnden und ſeiner
Erlaubniß nach gemaͤß waͤre, bey derſelben zu er-
ſcheinen.

§. 14. Fruͤh morgens iſt die bequemſte Zeit, den
großen Miniſtris aufzuwarten, da ſind ſie gemeinig-
lich am beſten humeriſirt, und der Anlauf von an-
dern iſt auch noch nicht ſo gar groß, als wenn es
hernach weiter in den Tag hinein kommt. Jſt ei-
nen an ihren Beſuch ſehr viel gelegen, ſo thut man
wohl, wenn man an einen von ihren Pagen oder
Cammer-Dienern ein klein Præſent giebt, ſo wer-
den ſie uns denn hernach gar bald vor andern, die
ihnen nichts zugeworffen, behuͤlfflich ſeyn, daß wir
Gelegenheit finden, unſere Aufwartung zu machen:

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[349/0369] Von Abſtatt- u. Annehmung der Beſuche. Tag vor ſich haben, da ſie denn nach Gefallen biß in die Nacht uns eine gewiſſe Stunde beſtimmen koͤnnen. An andern Orten laͤſt man ſich zu Mitta- ge anmelden. Man muß ſich auch erkundigen, welchen Tag es einen jeden am gelegenſten. Alſo muß man ſie die Poſt-Tage mit den Viſiten ver- ſchonen, man muͤſte denn etwas nothwendiges bey ihnen anzubringen haben, ingleichen die Sonn- und Feſt Taͤge, diejenigen die ſich nach einer ſehr geringen Anzahl und einem hoͤchſt loͤblichen Chri- ſten-Gebrauch vorgeſetzt, dieſe Tage in Heiligung zuzubringen. Jſt uns keine gewiſſe Stunde ange- deutet, ſo muß man nicht zu der Zeit kommen, da es bald Zeit iſt zu Mittages oder Abends zu ſpeiſen, da- mit wir nicht den Schein der Schmarotzer von uns geben, es muͤſte denn ſeyn, daß ein Miniſter offene Tafel hielte, und es unſern Umſtaͤnden und ſeiner Erlaubniß nach gemaͤß waͤre, bey derſelben zu er- ſcheinen. §. 14. Fruͤh morgens iſt die bequemſte Zeit, den großen Miniſtris aufzuwarten, da ſind ſie gemeinig- lich am beſten humeriſirt, und der Anlauf von an- dern iſt auch noch nicht ſo gar groß, als wenn es hernach weiter in den Tag hinein kommt. Jſt ei- nen an ihren Beſuch ſehr viel gelegen, ſo thut man wohl, wenn man an einen von ihren Pagen oder Cammer-Dienern ein klein Præſent giebt, ſo wer- den ſie uns denn hernach gar bald vor andern, die ihnen nichts zugeworffen, behuͤlfflich ſeyn, daß wir Gelegenheit finden, unſere Aufwartung zu machen: wenn

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/369>, abgerufen am 26.11.2024.