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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. V. Capitul.
wenn sie sehen, daß ihre Herrschafft vor diesesmahl
nicht enbel humeur sey, werden sie es uns zu unserer
Nachricht entdecken, und anrathen, daß wir uns
lieber einen andern Tag wieder einstellen möch-
ten.

§. 15. Sind wir bey einen großen Minister ge-
meldet worden, bey dem wir bald Audienz erlan-
gen sollen, und seine Leute, wie es wohl zu geschehen
pflegt, sind nicht selbst so höflich, daß sie uns in sein
Vorgemach führen, so müssen wir selbst in dasje-
nige Vorzimmer treten, welches Leuten von unserm
Stand und Distinction gewidmet, damit wir nicht
auf eine uns schimpfliche und unanständige Art
uns mitten unter dem Pöbel aufhalten dürf-
fen.

§. 16. Wir müssen uns vorhero genau erkundi-
gen, was an diesem oder jenem Ort, bey diesem oder
jenem Minister, bey den Visiten in Ansehung der
Titulaturen, der Discourse, der Reverence, des
Niedersetzens, des Begleitens u. s. w. eingeführt,
damit wir nicht allein in allen Stücken das Cere-
moniel
gehörig beobachten, und ein gutes Accevil
von ihm zu erwarten haben, sondern auch beurthei-
len mögen, in wie weit wir von dem andern geach-
tet und geehrt, oder geringer als andere von un-
serm Stande und Umständen geschätzet werden,
und was wir uns also in Zukunfft wohl von ihnen
zu versprechen haben möchten.

§. 17. Man thut nicht wohl, wenn man dasje-
nige, was an diesem Orte, bey diesem oder jenem

Mini-

II. Theil. V. Capitul.
wenn ſie ſehen, daß ihre Herrſchafft vor dieſesmahl
nicht enbel humeur ſey, werden ſie es uns zu unſerer
Nachricht entdecken, und anrathen, daß wir uns
lieber einen andern Tag wieder einſtellen moͤch-
ten.

§. 15. Sind wir bey einen großen Miniſter ge-
meldet worden, bey dem wir bald Audienz erlan-
gen ſollen, und ſeine Leute, wie es wohl zu geſchehen
pflegt, ſind nicht ſelbſt ſo hoͤflich, daß ſie uns in ſein
Vorgemach fuͤhren, ſo muͤſſen wir ſelbſt in dasje-
nige Vorzimmer treten, welches Leuten von unſerm
Stand und Diſtinction gewidmet, damit wir nicht
auf eine uns ſchimpfliche und unanſtaͤndige Art
uns mitten unter dem Poͤbel aufhalten duͤrf-
fen.

§. 16. Wir muͤſſen uns vorhero genau erkundi-
gen, was an dieſem oder jenem Ort, bey dieſem oder
jenem Miniſter, bey den Viſiten in Anſehung der
Titulaturen, der Diſcourſe, der Reverence, des
Niederſetzens, des Begleitens u. ſ. w. eingefuͤhrt,
damit wir nicht allein in allen Stuͤcken das Cere-
moniel
gehoͤrig beobachten, und ein gutes Accevil
von ihm zu erwarten haben, ſondern auch beurthei-
len moͤgen, in wie weit wir von dem andern geach-
tet und geehrt, oder geringer als andere von un-
ſerm Stande und Umſtaͤnden geſchaͤtzet werden,
und was wir uns alſo in Zukunfft wohl von ihnen
zu verſprechen haben moͤchten.

§. 17. Man thut nicht wohl, wenn man dasje-
nige, was an dieſem Orte, bey dieſem oder jenem

Mini-
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[350/0370] II. Theil. V. Capitul. wenn ſie ſehen, daß ihre Herrſchafft vor dieſesmahl nicht enbel humeur ſey, werden ſie es uns zu unſerer Nachricht entdecken, und anrathen, daß wir uns lieber einen andern Tag wieder einſtellen moͤch- ten. §. 15. Sind wir bey einen großen Miniſter ge- meldet worden, bey dem wir bald Audienz erlan- gen ſollen, und ſeine Leute, wie es wohl zu geſchehen pflegt, ſind nicht ſelbſt ſo hoͤflich, daß ſie uns in ſein Vorgemach fuͤhren, ſo muͤſſen wir ſelbſt in dasje- nige Vorzimmer treten, welches Leuten von unſerm Stand und Diſtinction gewidmet, damit wir nicht auf eine uns ſchimpfliche und unanſtaͤndige Art uns mitten unter dem Poͤbel aufhalten duͤrf- fen. §. 16. Wir muͤſſen uns vorhero genau erkundi- gen, was an dieſem oder jenem Ort, bey dieſem oder jenem Miniſter, bey den Viſiten in Anſehung der Titulaturen, der Diſcourſe, der Reverence, des Niederſetzens, des Begleitens u. ſ. w. eingefuͤhrt, damit wir nicht allein in allen Stuͤcken das Cere- moniel gehoͤrig beobachten, und ein gutes Accevil von ihm zu erwarten haben, ſondern auch beurthei- len moͤgen, in wie weit wir von dem andern geach- tet und geehrt, oder geringer als andere von un- ſerm Stande und Umſtaͤnden geſchaͤtzet werden, und was wir uns alſo in Zukunfft wohl von ihnen zu verſprechen haben moͤchten. §. 17. Man thut nicht wohl, wenn man dasje- nige, was an dieſem Orte, bey dieſem oder jenem Mini-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/370>, abgerufen am 26.11.2024.