Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Umgang mit Frauenzimmer.
Frauenzimmers, bißweilen aber auch wohl heimli-
cher Weise. Ob zwar dergleichen Spielwerck
einer Art eines zuläßigen Schertzes bedeuten soll,
bißweilen auch wohl davor angesehen wird, so ist
doch am sichersten, und dem Wohlstand am ge-
mäßten, wenn man sich dessen enthält. Ein Ca-
valier
wird sich durch dieses Spielwerck, welches
schon außer dem Schrancken eines zuläßigen
Schertzes zu treten scheinet, weder bey dem Frauen-
zimmer, noch bey andern Leuten in Gunst setzen.

§. 24. Manche gedencken sich dadurch am be-
sten bey denen Damen einzuschmeicheln, und ihrer
Gnade theilhafftig zu werden, wenn sie ihnen man-
cherley Praesente zuschicken. Nun erreichen sie
zwar ihren Zweck bey denen, die zum Eigennutz und
Geldgeitz geneigt sind, aber nicht allezeit bey denen
andern. Viele werden es einem jungen Menschen,
der zu einer ungewöhnlichen Zeit, und auf einer un-
gewöhnlichen Weise, Geschencke austheilen will,
gar sehr verdencken, und er macht sich offt lächer-
lich damit, die Geschencke mögen schlecht oder kost-
bar seyn, und erwecket mancherley widrige Urtheile.
Es ist am besten, wenn man sich hierbey nach dem
Gebrauch der Oerter, nach der Beschaffenheit sei-
nes Beutels, und nach denen Neigungen des Frau-
enzimmers richtet, und kein Geschenck austheilt, als
wozu man einen zureichen den Grund hat.

§. 25. Gleichwie man nun ohne Raison gegen
die Dames nicht allzu freygebig seyn muß, also muß
man auch bey ihnen um keine Geschencke anhalten,

inson-

Von dem Umgang mit Frauenzimmer.
Frauenzimmers, bißweilen aber auch wohl heimli-
cher Weiſe. Ob zwar dergleichen Spielwerck
einer Art eines zulaͤßigen Schertzes bedeuten ſoll,
bißweilen auch wohl davor angeſehen wird, ſo iſt
doch am ſicherſten, und dem Wohlſtand am ge-
maͤßten, wenn man ſich deſſen enthaͤlt. Ein Ca-
valier
wird ſich durch dieſes Spielwerck, welches
ſchon außer dem Schrancken eines zulaͤßigen
Schertzes zu treten ſcheinet, weder bey dem Frauen-
zimmer, noch bey andern Leuten in Gunſt ſetzen.

§. 24. Manche gedencken ſich dadurch am be-
ſten bey denen Damen einzuſchmeicheln, und ihrer
Gnade theilhafftig zu werden, wenn ſie ihnen man-
cherley Præſente zuſchicken. Nun erreichen ſie
zwar ihren Zweck bey denen, die zum Eigennutz und
Geldgeitz geneigt ſind, aber nicht allezeit bey denen
andern. Viele werden es einem jungen Menſchen,
der zu einer ungewoͤhnlichen Zeit, und auf einer un-
gewoͤhnlichen Weiſe, Geſchencke austheilen will,
gar ſehr verdencken, und er macht ſich offt laͤcher-
lich damit, die Geſchencke moͤgen ſchlecht oder koſt-
bar ſeyn, und erwecket mancherley widrige Urtheile.
Es iſt am beſten, wenn man ſich hierbey nach dem
Gebrauch der Oerter, nach der Beſchaffenheit ſei-
nes Beutels, und nach denen Neigungen des Frau-
enzimmers richtet, und kein Geſchenck austheilt, als
wozu man einen zureichen den Grund hat.

§. 25. Gleichwie man nun ohne Raiſon gegen
die Dames nicht allzu freygebig ſeyn muß, alſo muß
man auch bey ihnen um keine Geſchencke anhalten,

inſon-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0403" n="383"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Umgang mit Frauenzimmer.</hi></fw><lb/>
Frauenzimmers, bißweilen aber auch wohl heimli-<lb/>
cher Wei&#x017F;e. Ob zwar dergleichen Spielwerck<lb/>
einer Art eines zula&#x0364;ßigen Schertzes bedeuten &#x017F;oll,<lb/>
bißweilen auch wohl davor ange&#x017F;ehen wird, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
doch am &#x017F;icher&#x017F;ten, und dem Wohl&#x017F;tand am ge-<lb/>
ma&#x0364;ßten, wenn man &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en entha&#x0364;lt. Ein <hi rendition="#aq">Ca-<lb/>
valier</hi> wird &#x017F;ich durch die&#x017F;es Spielwerck, welches<lb/>
&#x017F;chon außer dem Schrancken eines zula&#x0364;ßigen<lb/>
Schertzes zu treten &#x017F;cheinet, weder bey dem Frauen-<lb/>
zimmer, noch bey andern Leuten in Gun&#x017F;t &#x017F;etzen.</p><lb/>
        <p>§. 24. Manche gedencken &#x017F;ich dadurch am be-<lb/>
&#x017F;ten bey denen <hi rendition="#aq">Damen</hi> einzu&#x017F;chmeicheln, und ihrer<lb/>
Gnade theilhafftig zu werden, wenn &#x017F;ie ihnen man-<lb/>
cherley <hi rendition="#aq">Præ&#x017F;ente</hi> zu&#x017F;chicken. Nun erreichen &#x017F;ie<lb/>
zwar ihren Zweck bey denen, die zum Eigennutz und<lb/>
Geldgeitz geneigt &#x017F;ind, aber nicht allezeit bey denen<lb/>
andern. Viele werden es einem jungen Men&#x017F;chen,<lb/>
der zu einer ungewo&#x0364;hnlichen Zeit, und auf einer un-<lb/>
gewo&#x0364;hnlichen Wei&#x017F;e, Ge&#x017F;chencke austheilen will,<lb/>
gar &#x017F;ehr verdencken, und er macht &#x017F;ich offt la&#x0364;cher-<lb/>
lich damit, die Ge&#x017F;chencke mo&#x0364;gen &#x017F;chlecht oder ko&#x017F;t-<lb/>
bar &#x017F;eyn, und erwecket mancherley widrige Urtheile.<lb/>
Es i&#x017F;t am be&#x017F;ten, wenn man &#x017F;ich hierbey nach dem<lb/>
Gebrauch der Oerter, nach der Be&#x017F;chaffenheit &#x017F;ei-<lb/>
nes Beutels, und nach denen Neigungen des Frau-<lb/>
enzimmers richtet, und kein Ge&#x017F;chenck austheilt, als<lb/>
wozu man einen zureichen den Grund hat.</p><lb/>
        <p>§. 25. Gleichwie man nun ohne <hi rendition="#aq">Rai&#x017F;on</hi> gegen<lb/>
die <hi rendition="#aq">Dames</hi> nicht allzu freygebig &#x017F;eyn muß, al&#x017F;o muß<lb/>
man auch bey ihnen um keine Ge&#x017F;chencke anhalten,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in&#x017F;on-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0403] Von dem Umgang mit Frauenzimmer. Frauenzimmers, bißweilen aber auch wohl heimli- cher Weiſe. Ob zwar dergleichen Spielwerck einer Art eines zulaͤßigen Schertzes bedeuten ſoll, bißweilen auch wohl davor angeſehen wird, ſo iſt doch am ſicherſten, und dem Wohlſtand am ge- maͤßten, wenn man ſich deſſen enthaͤlt. Ein Ca- valier wird ſich durch dieſes Spielwerck, welches ſchon außer dem Schrancken eines zulaͤßigen Schertzes zu treten ſcheinet, weder bey dem Frauen- zimmer, noch bey andern Leuten in Gunſt ſetzen. §. 24. Manche gedencken ſich dadurch am be- ſten bey denen Damen einzuſchmeicheln, und ihrer Gnade theilhafftig zu werden, wenn ſie ihnen man- cherley Præſente zuſchicken. Nun erreichen ſie zwar ihren Zweck bey denen, die zum Eigennutz und Geldgeitz geneigt ſind, aber nicht allezeit bey denen andern. Viele werden es einem jungen Menſchen, der zu einer ungewoͤhnlichen Zeit, und auf einer un- gewoͤhnlichen Weiſe, Geſchencke austheilen will, gar ſehr verdencken, und er macht ſich offt laͤcher- lich damit, die Geſchencke moͤgen ſchlecht oder koſt- bar ſeyn, und erwecket mancherley widrige Urtheile. Es iſt am beſten, wenn man ſich hierbey nach dem Gebrauch der Oerter, nach der Beſchaffenheit ſei- nes Beutels, und nach denen Neigungen des Frau- enzimmers richtet, und kein Geſchenck austheilt, als wozu man einen zureichen den Grund hat. §. 25. Gleichwie man nun ohne Raiſon gegen die Dames nicht allzu freygebig ſeyn muß, alſo muß man auch bey ihnen um keine Geſchencke anhalten, inſon-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/403
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/403>, abgerufen am 24.11.2024.