Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Spielen.
daß man die Partie ausschlage, wenn man nehmlich
die Spiele versteht. Sind andere in der Compa-
gnie,
die ebenfalls das a L'hombre oder andere
Spiele verstehen, und man hat keine Lust zu spielen,
so kan man schon einige plausible Raisons vorbrin-
gen, die einen entschuldigen, z. E. man habe keine
Zeit dißfalls lange Zeit von der Gesellschafft zu
profitiren, man habe sich um die Zeit an einem an-
dern Ort bereits versprochen, man sey jetzund nicht
aufgeräumet, etc. S. Nemritz Sejour de Paris p.
167. und 168. Diese Entschuldigungen gehen an,
wenn man die Compagnie schon ein wenig kennet,
und man etliche mahl da gewesen.

§. 12. Es thut einer am besten, wer sich nur auf
einige Spiele leget, und sich befleißiget, dieselben
aus dem Grunde zu erlernen; So hat man nicht
nöthig, mit Erlernung mancherley Spiele, so viel
Zeit zu verderben, die man bey andern Sachen weit
nützlicher anlegen kan, man findet Gelegenheit auf
Befehl der Höhern, an dem uns etwas gelegen, zu
mancher Zeit eine gewisse Art des Wohlstandes
auszuüben, die von ihnen nothwendig will angese-
hen werden, man stehet nicht in Gefahr in das Ge-
lacke hinein so viel Geld zu verlieren, und ist in dem
Stande bey einigen wenigen Spielen seine Ge-
schicklichkeit so wohl zu erweisen, als bey vielen.

§. 13. Wer an Höfen oder sonst in öffentlichen
Gesellschafften spielet, muß die Gedancken auf das
Spiel gerichtet haben, und alle Aufmercksamkeit,
die hiebey nöthig, erweisen; es observiren ihn

nicht

Vom Spielen.
daß man die Partie ausſchlage, wenn man nehmlich
die Spiele verſteht. Sind andere in der Compa-
gnie,
die ebenfalls das a L’hombre oder andere
Spiele verſtehen, und man hat keine Luſt zu ſpielen,
ſo kan man ſchon einige plauſible Raiſons vorbrin-
gen, die einen entſchuldigen, z. E. man habe keine
Zeit dißfalls lange Zeit von der Geſellſchafft zu
profitiren, man habe ſich um die Zeit an einem an-
dern Ort bereits verſprochen, man ſey jetzund nicht
aufgeraͤumet, ꝛc. S. Nemritz Sejour de Paris p.
167. und 168. Dieſe Entſchuldigungen gehen an,
wenn man die Compagnie ſchon ein wenig kennet,
und man etliche mahl da geweſen.

§. 12. Es thut einer am beſten, wer ſich nur auf
einige Spiele leget, und ſich befleißiget, dieſelben
aus dem Grunde zu erlernen; So hat man nicht
noͤthig, mit Erlernung mancherley Spiele, ſo viel
Zeit zu verderben, die man bey andern Sachen weit
nuͤtzlicher anlegen kan, man findet Gelegenheit auf
Befehl der Hoͤhern, an dem uns etwas gelegen, zu
mancher Zeit eine gewiſſe Art des Wohlſtandes
auszuuͤben, die von ihnen nothwendig will angeſe-
hen werden, man ſtehet nicht in Gefahr in das Ge-
lacke hinein ſo viel Geld zu verlieren, und iſt in dem
Stande bey einigen wenigen Spielen ſeine Ge-
ſchicklichkeit ſo wohl zu erweiſen, als bey vielen.

§. 13. Wer an Hoͤfen oder ſonſt in oͤffentlichen
Geſellſchafften ſpielet, muß die Gedancken auf das
Spiel gerichtet haben, und alle Aufmerckſamkeit,
die hiebey noͤthig, erweiſen; es obſerviren ihn

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0431" n="411"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Spielen.</hi></fw><lb/>
daß man die <hi rendition="#aq">Partie</hi> aus&#x017F;chlage, wenn man nehmlich<lb/>
die Spiele ver&#x017F;teht. Sind andere in der <hi rendition="#aq">Compa-<lb/>
gnie,</hi> die ebenfalls das <hi rendition="#aq">a L&#x2019;hombre</hi> oder andere<lb/>
Spiele ver&#x017F;tehen, und man hat keine Lu&#x017F;t zu &#x017F;pielen,<lb/>
&#x017F;o kan man &#x017F;chon einige <hi rendition="#aq">plau&#x017F;ible Rai&#x017F;ons</hi> vorbrin-<lb/>
gen, die einen ent&#x017F;chuldigen, z. E. man habe keine<lb/>
Zeit dißfalls lange Zeit von der Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft zu<lb/><hi rendition="#aq">profiti</hi>ren, man habe &#x017F;ich um die Zeit an einem an-<lb/>
dern Ort bereits ver&#x017F;prochen, man &#x017F;ey jetzund nicht<lb/>
aufgera&#x0364;umet, &#xA75B;c. S. Nemritz <hi rendition="#aq">Sejour de Paris p.</hi><lb/>
167. und 168. Die&#x017F;e Ent&#x017F;chuldigungen gehen an,<lb/>
wenn man die <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> &#x017F;chon ein wenig kennet,<lb/>
und man etliche mahl da gewe&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>§. 12. Es thut einer am be&#x017F;ten, wer &#x017F;ich nur auf<lb/>
einige Spiele leget, und &#x017F;ich befleißiget, die&#x017F;elben<lb/>
aus dem Grunde zu erlernen; So hat man nicht<lb/>
no&#x0364;thig, mit Erlernung mancherley Spiele, &#x017F;o viel<lb/>
Zeit zu verderben, die man bey andern Sachen weit<lb/>
nu&#x0364;tzlicher anlegen kan, man findet Gelegenheit auf<lb/>
Befehl der Ho&#x0364;hern, an dem uns etwas gelegen, zu<lb/>
mancher Zeit eine gewi&#x017F;&#x017F;e Art des Wohl&#x017F;tandes<lb/>
auszuu&#x0364;ben, die von ihnen nothwendig will ange&#x017F;e-<lb/>
hen werden, man &#x017F;tehet nicht in Gefahr in das Ge-<lb/>
lacke hinein &#x017F;o viel Geld zu verlieren, und i&#x017F;t in dem<lb/>
Stande bey einigen wenigen Spielen &#x017F;eine Ge-<lb/>
&#x017F;chicklichkeit &#x017F;o wohl zu erwei&#x017F;en, als bey vielen.</p><lb/>
        <p>§. 13. Wer an Ho&#x0364;fen oder &#x017F;on&#x017F;t in o&#x0364;ffentlichen<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chafften &#x017F;pielet, muß die Gedancken auf das<lb/>
Spiel gerichtet haben, und alle Aufmerck&#x017F;amkeit,<lb/>
die hiebey no&#x0364;thig, erwei&#x017F;en; es <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervi</hi>ren ihn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[411/0431] Vom Spielen. daß man die Partie ausſchlage, wenn man nehmlich die Spiele verſteht. Sind andere in der Compa- gnie, die ebenfalls das a L’hombre oder andere Spiele verſtehen, und man hat keine Luſt zu ſpielen, ſo kan man ſchon einige plauſible Raiſons vorbrin- gen, die einen entſchuldigen, z. E. man habe keine Zeit dißfalls lange Zeit von der Geſellſchafft zu profitiren, man habe ſich um die Zeit an einem an- dern Ort bereits verſprochen, man ſey jetzund nicht aufgeraͤumet, ꝛc. S. Nemritz Sejour de Paris p. 167. und 168. Dieſe Entſchuldigungen gehen an, wenn man die Compagnie ſchon ein wenig kennet, und man etliche mahl da geweſen. §. 12. Es thut einer am beſten, wer ſich nur auf einige Spiele leget, und ſich befleißiget, dieſelben aus dem Grunde zu erlernen; So hat man nicht noͤthig, mit Erlernung mancherley Spiele, ſo viel Zeit zu verderben, die man bey andern Sachen weit nuͤtzlicher anlegen kan, man findet Gelegenheit auf Befehl der Hoͤhern, an dem uns etwas gelegen, zu mancher Zeit eine gewiſſe Art des Wohlſtandes auszuuͤben, die von ihnen nothwendig will angeſe- hen werden, man ſtehet nicht in Gefahr in das Ge- lacke hinein ſo viel Geld zu verlieren, und iſt in dem Stande bey einigen wenigen Spielen ſeine Ge- ſchicklichkeit ſo wohl zu erweiſen, als bey vielen. §. 13. Wer an Hoͤfen oder ſonſt in oͤffentlichen Geſellſchafften ſpielet, muß die Gedancken auf das Spiel gerichtet haben, und alle Aufmerckſamkeit, die hiebey noͤthig, erweiſen; es obſerviren ihn nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/431
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/431>, abgerufen am 24.11.2024.