Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.Vom Spielen. sein Glück probiren, oder sonst sich mit den Würf-feln, Doppeln und andern dergleichen Spielen ver- mengen wolte. Jngleichen gereicht es ihm zur schlechten Recommendation, wenn er solche zu Spiel-Cameraden erwehlen wolte, von denen er keine grosse Ehre hat, als Pagen, Cammer-Diener u. s. w. Ob er auch gleich bißweilen der Freund- schafft solcher Leute benöthiget, so ist es doch nicht eben nöthig, daß sie durch Spielen fortgesetzt wer- de, sondern es ist gnug, wenn er sich sonst höflich und freundlich gegen sie erweiset, und ihnen zu Zei- ten, wenn er sattsamen Grund dazu hat, ein Ge- schenck zuwirfft. Dieses wird das kräfftigste Mit- tel seyn sich in ihrer Gunst zu erhalten. Er hat mehr Ehre davon, wenn er sich bemühet mit Hö- hern in die Spiel-Gesellschafften einzulassen, er kan von ihnen einen und andern reellen Dienstes ge- wärtig seyn, dazu er sich durch ein Spiel den Weg gebahnt, und der Verlust den er etwan bey dem Spiel erlitten, kan von ihnen auf eine andre Art ihm reichlich wieder ersetzt werden. §. 16. Einige junge Leute sind in dem Einladen ihre
Vom Spielen. ſein Gluͤck probiren, oder ſonſt ſich mit den Wuͤrf-feln, Doppeln und andern dergleichen Spielen ver- mengen wolte. Jngleichen gereicht es ihm zur ſchlechten Recommendation, wenn er ſolche zu Spiel-Cameraden erwehlen wolte, von denen er keine groſſe Ehre hat, als Pagen, Cammer-Diener u. ſ. w. Ob er auch gleich bißweilen der Freund- ſchafft ſolcher Leute benoͤthiget, ſo iſt es doch nicht eben noͤthig, daß ſie durch Spielen fortgeſetzt wer- de, ſondern es iſt gnug, wenn er ſich ſonſt hoͤflich und freundlich gegen ſie erweiſet, und ihnen zu Zei- ten, wenn er ſattſamen Grund dazu hat, ein Ge- ſchenck zuwirfft. Dieſes wird das kraͤfftigſte Mit- tel ſeyn ſich in ihrer Gunſt zu erhalten. Er hat mehr Ehre davon, wenn er ſich bemuͤhet mit Hoͤ- hern in die Spiel-Geſellſchafften einzulaſſen, er kan von ihnen einen und andern reellen Dienſtes ge- waͤrtig ſeyn, dazu er ſich durch ein Spiel den Weg gebahnt, und der Verluſt den er etwan bey dem Spiel erlitten, kan von ihnen auf eine andre Art ihm reichlich wieder erſetzt werden. §. 16. Einige junge Leute ſind in dem Einladen ihre
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Vom Spielen.
ſein Gluͤck probiren, oder ſonſt ſich mit den Wuͤrf-
feln, Doppeln und andern dergleichen Spielen ver-
mengen wolte. Jngleichen gereicht es ihm zur
ſchlechten Recommendation, wenn er ſolche zu
Spiel-Cameraden erwehlen wolte, von denen er
keine groſſe Ehre hat, als Pagen, Cammer-Diener
u. ſ. w. Ob er auch gleich bißweilen der Freund-
ſchafft ſolcher Leute benoͤthiget, ſo iſt es doch nicht
eben noͤthig, daß ſie durch Spielen fortgeſetzt wer-
de, ſondern es iſt gnug, wenn er ſich ſonſt hoͤflich
und freundlich gegen ſie erweiſet, und ihnen zu Zei-
ten, wenn er ſattſamen Grund dazu hat, ein Ge-
ſchenck zuwirfft. Dieſes wird das kraͤfftigſte Mit-
tel ſeyn ſich in ihrer Gunſt zu erhalten. Er hat
mehr Ehre davon, wenn er ſich bemuͤhet mit Hoͤ-
hern in die Spiel-Geſellſchafften einzulaſſen, er kan
von ihnen einen und andern reellen Dienſtes ge-
waͤrtig ſeyn, dazu er ſich durch ein Spiel den Weg
gebahnt, und der Verluſt den er etwan bey dem
Spiel erlitten, kan von ihnen auf eine andre Art
ihm reichlich wieder erſetzt werden.
§. 16. Einige junge Leute ſind in dem Einladen
zum Spiel allzu verwegen ſie ſcheuen ſich bißweilen
nicht in einer oͤffentlichen Geſellſchafft die vornehm-
ſten Dames, ob ſie ſchon dieſelben zum erſtenmahl
ſehen, zu einem a l’hombre oder andern Spiel auf-
zufordern. Zu Zeiten finden ſie Entſchuldigungen,
wenn es entweder die Soͤhne oder Anverwandten
groſſer Miniſtres, oder bey dieſer oder jener Perſon
in beſondern Gnaden ſtehen, oder ſich ſonſt durch
ihre
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