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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Vom Dantzen und Bällen.
wohl zu folgen pflegen, als auf andere Sün-
den.

§. 5. Es haben viel grosse Herren die schändli-
chen Mißbräuche, die bey dem Dantzen, sonderlich
unter dem gemeinen Volck eingerissen, gar wohl
eingesehen, und daher das Dantzen in besondern
Mandaten theils eingeschränckt, theils gantz und
gar verboten. Also ward Anno 1708 den 14
Junii vom Kayserlichen Hofe in der Stadt Wien,
und auf dem Lande, nachgehends in andern Kay-
serlichen Königreichen und Landen kund gethan, daß
ins künfftige ein ieder, welcher in den Häusern bey
Mahlzeiten, wie auch in den Wirthshäusern und
andern Kirchtägen zu dantzen verlangten, ein gewiß
Geld davor bezahlen solte. S. 74 Theil der Eu-
ropäischen Fama pag. 96. Wenn dergleichen in
andern Ländern nachgeahmet werden solte, würde
in kurtzer Zeit ein groß Stück Geld zusammen kom-
men.

§. 6. So sehr nun als das Dantzen von boß-
hafftigen Menschen gemißbrauchet wird, so bleibet
doch die Dantz-Kunst an und vor sich selbst eine
solche Sache, die mit den Regeln des Christen-
thums gar wohl bestehen kan, und einige Ubung
im Dantzen ist einem ieden jungen Menschen, inson-
derheit aber einem jungen Cavalier, nicht allein sehr
anständig, sondern auch höchst-nöthig und unent-
behrlich, sintemahl sie mancherley Nutzen zuwege
bringt. 1) Gereicht sie zu proportionirtem
Wachsthum, indem alle Glieder auf tausenderley

Art
G g 4

Vom Dantzen und Baͤllen.
wohl zu folgen pflegen, als auf andere Suͤn-
den.

§. 5. Es haben viel groſſe Herren die ſchaͤndli-
chen Mißbraͤuche, die bey dem Dantzen, ſonderlich
unter dem gemeinen Volck eingeriſſen, gar wohl
eingeſehen, und daher das Dantzen in beſondern
Mandaten theils eingeſchraͤnckt, theils gantz und
gar verboten. Alſo ward Anno 1708 den 14
Junii vom Kayſerlichen Hofe in der Stadt Wien,
und auf dem Lande, nachgehends in andern Kay-
ſerlichen Koͤnigreichen und Landen kund gethan, daß
ins kuͤnfftige ein ieder, welcher in den Haͤuſern bey
Mahlzeiten, wie auch in den Wirthshaͤuſern und
andern Kirchtaͤgen zu dantzen verlangten, ein gewiß
Geld davor bezahlen ſolte. S. 74 Theil der Eu-
ropaͤiſchen Fama pag. 96. Wenn dergleichen in
andern Laͤndern nachgeahmet werden ſolte, wuͤrde
in kurtzer Zeit ein groß Stuͤck Geld zuſammen kom-
men.

§. 6. So ſehr nun als das Dantzen von boß-
hafftigen Menſchen gemißbrauchet wird, ſo bleibet
doch die Dantz-Kunſt an und vor ſich ſelbſt eine
ſolche Sache, die mit den Regeln des Chriſten-
thums gar wohl beſtehen kan, und einige Ubung
im Dantzen iſt einem ieden jungen Menſchen, inſon-
derheit aber einem jungen Cavalier, nicht allein ſehr
anſtaͤndig, ſondern auch hoͤchſt-noͤthig und unent-
behrlich, ſintemahl ſie mancherley Nutzen zuwege
bringt. 1) Gereicht ſie zu proportionirtem
Wachsthum, indem alle Glieder auf tauſenderley

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G g 4
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[471/0491] Vom Dantzen und Baͤllen. wohl zu folgen pflegen, als auf andere Suͤn- den. §. 5. Es haben viel groſſe Herren die ſchaͤndli- chen Mißbraͤuche, die bey dem Dantzen, ſonderlich unter dem gemeinen Volck eingeriſſen, gar wohl eingeſehen, und daher das Dantzen in beſondern Mandaten theils eingeſchraͤnckt, theils gantz und gar verboten. Alſo ward Anno 1708 den 14 Junii vom Kayſerlichen Hofe in der Stadt Wien, und auf dem Lande, nachgehends in andern Kay- ſerlichen Koͤnigreichen und Landen kund gethan, daß ins kuͤnfftige ein ieder, welcher in den Haͤuſern bey Mahlzeiten, wie auch in den Wirthshaͤuſern und andern Kirchtaͤgen zu dantzen verlangten, ein gewiß Geld davor bezahlen ſolte. S. 74 Theil der Eu- ropaͤiſchen Fama pag. 96. Wenn dergleichen in andern Laͤndern nachgeahmet werden ſolte, wuͤrde in kurtzer Zeit ein groß Stuͤck Geld zuſammen kom- men. §. 6. So ſehr nun als das Dantzen von boß- hafftigen Menſchen gemißbrauchet wird, ſo bleibet doch die Dantz-Kunſt an und vor ſich ſelbſt eine ſolche Sache, die mit den Regeln des Chriſten- thums gar wohl beſtehen kan, und einige Ubung im Dantzen iſt einem ieden jungen Menſchen, inſon- derheit aber einem jungen Cavalier, nicht allein ſehr anſtaͤndig, ſondern auch hoͤchſt-noͤthig und unent- behrlich, ſintemahl ſie mancherley Nutzen zuwege bringt. 1) Gereicht ſie zu proportionirtem Wachsthum, indem alle Glieder auf tauſenderley Art G g 4

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/491>, abgerufen am 22.11.2024.