ren, sintemahl gar zu seltzame Veränderungen und Bewegungen bey denselben anzutreffen, die nicht ein jedweder in so gar geschwinder Zeit lernen kan. Wer in denselben ungeübt ist, hindert seine Mit- Däntzer, macht sich sowohl bey ihnen, als auch bey den Zuschauern lächerlich, und hat bey seinem Dantzen schlechten Ruhm und Vergnügen zu ge- warten.
§. 20. Die Teutschen überlassen die teutschen Däntze grösten theils dem Pöbel, und verweisen diese Arten derselben in die Schencken und Wirths- Häuser, sie lernen bloß die fremden, sie lassen sich entweder gantz und gar darum unbekümmert, oder glauben, daß sie von keinen Regeln, und von keiner Ordnung dependirten, und daß sie ein jedweder nach Gefallen dantzen könne, wie er wolte, und wie es ihnen einfiele. Es wäre aber besser, wenn mancher, der sich bey dem Teutschen Dantzen, wel- ches doch ebenfalls bißweilen bey höhern Zusam- menkünfften vorkömmt, so unartig bezeuget, von dem Dantz-Meister sich einige Anweisung hätte ertheilen lassen, wie man sich bey einem teutschen Dantze manierlich und bescheiden aufführen solte.
§. 21. Man muß bey allen Däntzen auf seine Taille und Leibes-Constitution mitsehen, damit man derselben gemäß, die langen oder kurtzen, sanfften oder hurtigen Schritte wehlen könne. S. Paschens Anweisung zur Dantz-Kunst, p. 22. Die mit allzuschwehren Cörpern belästiget, thäten
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Vom Dantzen und Baͤllen.
ren, ſintemahl gar zu ſeltzame Veraͤnderungen und Bewegungen bey denſelben anzutreffen, die nicht ein jedweder in ſo gar geſchwinder Zeit lernen kan. Wer in denſelben ungeuͤbt iſt, hindert ſeine Mit- Daͤntzer, macht ſich ſowohl bey ihnen, als auch bey den Zuſchauern laͤcherlich, und hat bey ſeinem Dantzen ſchlechten Ruhm und Vergnuͤgen zu ge- warten.
§. 20. Die Teutſchen uͤberlaſſen die teutſchen Daͤntze groͤſten theils dem Poͤbel, und verweiſen dieſe Arten derſelben in die Schencken und Wirths- Haͤuſer, ſie lernen bloß die fremden, ſie laſſen ſich entweder gantz und gar darum unbekuͤmmert, oder glauben, daß ſie von keinen Regeln, und von keiner Ordnung dependirten, und daß ſie ein jedweder nach Gefallen dantzen koͤnne, wie er wolte, und wie es ihnen einfiele. Es waͤre aber beſſer, wenn mancher, der ſich bey dem Teutſchen Dantzen, wel- ches doch ebenfalls bißweilen bey hoͤhern Zuſam- menkuͤnfften vorkoͤmmt, ſo unartig bezeuget, von dem Dantz-Meiſter ſich einige Anweiſung haͤtte ertheilen laſſen, wie man ſich bey einem teutſchen Dantze manierlich und beſcheiden auffuͤhren ſolte.
§. 21. Man muß bey allen Daͤntzen auf ſeine Taille und Leibes-Conſtitution mitſehen, damit man derſelben gemaͤß, die langen oder kurtzen, ſanfften oder hurtigen Schritte wehlen koͤnne. S. Paſchens Anweiſung zur Dantz-Kunſt, p. 22. Die mit allzuſchwehren Coͤrpern belaͤſtiget, thaͤten
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Vom Dantzen und Baͤllen.
ren, ſintemahl gar zu ſeltzame Veraͤnderungen und
Bewegungen bey denſelben anzutreffen, die nicht
ein jedweder in ſo gar geſchwinder Zeit lernen kan.
Wer in denſelben ungeuͤbt iſt, hindert ſeine Mit-
Daͤntzer, macht ſich ſowohl bey ihnen, als auch bey
den Zuſchauern laͤcherlich, und hat bey ſeinem
Dantzen ſchlechten Ruhm und Vergnuͤgen zu ge-
warten.
§. 20. Die Teutſchen uͤberlaſſen die teutſchen
Daͤntze groͤſten theils dem Poͤbel, und verweiſen
dieſe Arten derſelben in die Schencken und Wirths-
Haͤuſer, ſie lernen bloß die fremden, ſie laſſen ſich
entweder gantz und gar darum unbekuͤmmert, oder
glauben, daß ſie von keinen Regeln, und von keiner
Ordnung dependirten, und daß ſie ein jedweder
nach Gefallen dantzen koͤnne, wie er wolte, und wie
es ihnen einfiele. Es waͤre aber beſſer, wenn
mancher, der ſich bey dem Teutſchen Dantzen, wel-
ches doch ebenfalls bißweilen bey hoͤhern Zuſam-
menkuͤnfften vorkoͤmmt, ſo unartig bezeuget, von
dem Dantz-Meiſter ſich einige Anweiſung haͤtte
ertheilen laſſen, wie man ſich bey einem teutſchen
Dantze manierlich und beſcheiden auffuͤhren
ſolte.
§. 21. Man muß bey allen Daͤntzen auf ſeine
Taille und Leibes-Conſtitution mitſehen, damit
man derſelben gemaͤß, die langen oder kurtzen,
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/503>, abgerufen am 21.11.2024.
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