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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von Divertissemens, Comoedien, Opern, etc.
hat sich derselben also zu bedienen, daß sie ihm nicht
zu einem Strick werden, und ihm zu dem Ende die-
nen, deßwegen sie vorgenommen werden, auf daß
er dermahleinst, wenn ihm GOtt zur Rechenschafft
fordert, ihm so wohl Rechnung von seinen Belusti-
gungen, als von seinen andern nothwendigen
Pflicht-Schuldigkeiten, von seinem Stand u. Amts-
Verrichtungen geben könne. Nehmen alle die-
jenigen, die entweder zur Gemüths-Erquickung sich
divertiren, oder eines unvermeidlichen Wohlstan-
des wegen denen Divertissemens mit beywohnen,
dieses in Obacht, so werden sie sich hiedurch nicht
versündigen.

§. 4. Die Besuchung der Opern und Comoe-
di
en ist eines mit von den gewöhnlichsten Divertis-
semens
in grossen Städten; Einige thun denselben
allzuviel Ehre an, und meynen, man könte sie um
deswillen mit guten Nutzen besuchen, weil sie gar
viel beytrügen zur Verbesserung der Sitten. Doch
die wenigsten gehen deswegen in die Comoedien
und Opern, daß sie wollen darinn in Tugenden zu-
nehmen, ich habe auch in meiner erleichterten und
zum Gebrauch des menschlichen Lebens eingerich-
teten Tugend-Lehre gezeiget, daß Arlequin ein gar
schlechter Tugend-Prediger sey. Der Autor der
Pflicht und Schuldigkeit, welche man in seinem
Hauß-Wesen in acht zu nehmen hat, bekennet mit
Wahrheit p. 245. daß uns GOtt mit dergleichen
Verbesserung nicht an die Narren und Pickelhe-
ringe verwiesen, und würde man wenig Exempel

anfüh-

Von Divertiſſemens, Comœdien, Opern, ꝛc.
hat ſich derſelben alſo zu bedienen, daß ſie ihm nicht
zu einem Strick werden, und ihm zu dem Ende die-
nen, deßwegen ſie vorgenommen werden, auf daß
er dermahleinſt, wenn ihm GOtt zur Rechenſchafft
fordert, ihm ſo wohl Rechnung von ſeinen Beluſti-
gungen, als von ſeinen andern nothwendigen
Pflicht-Schuldigkeiten, von ſeinem Stand u. Amts-
Verrichtungen geben koͤnne. Nehmen alle die-
jenigen, die entweder zur Gemuͤths-Erquickung ſich
divertiren, oder eines unvermeidlichen Wohlſtan-
des wegen denen Divertiſſemens mit beywohnen,
dieſes in Obacht, ſo werden ſie ſich hiedurch nicht
verſuͤndigen.

§. 4. Die Beſuchung der Opern und Comœ-
di
en iſt eines mit von den gewoͤhnlichſten Divertiſ-
ſemens
in groſſen Staͤdten; Einige thun denſelben
allzuviel Ehre an, und meynen, man koͤnte ſie um
deswillen mit guten Nutzen beſuchen, weil ſie gar
viel beytruͤgen zur Verbeſſerung der Sitten. Doch
die wenigſten gehen deswegen in die Comœdien
und Opern, daß ſie wollen darinn in Tugenden zu-
nehmen, ich habe auch in meiner erleichterten und
zum Gebrauch des menſchlichen Lebens eingerich-
teten Tugend-Lehre gezeiget, daß Arlequin ein gar
ſchlechter Tugend-Prediger ſey. Der Autor der
Pflicht und Schuldigkeit, welche man in ſeinem
Hauß-Weſen in acht zu nehmen hat, bekennet mit
Wahrheit p. 245. daß uns GOtt mit dergleichen
Verbeſſerung nicht an die Narren und Pickelhe-
ringe verwieſen, und wuͤrde man wenig Exempel

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[495/0515] Von Divertiſſemens, Comœdien, Opern, ꝛc. hat ſich derſelben alſo zu bedienen, daß ſie ihm nicht zu einem Strick werden, und ihm zu dem Ende die- nen, deßwegen ſie vorgenommen werden, auf daß er dermahleinſt, wenn ihm GOtt zur Rechenſchafft fordert, ihm ſo wohl Rechnung von ſeinen Beluſti- gungen, als von ſeinen andern nothwendigen Pflicht-Schuldigkeiten, von ſeinem Stand u. Amts- Verrichtungen geben koͤnne. Nehmen alle die- jenigen, die entweder zur Gemuͤths-Erquickung ſich divertiren, oder eines unvermeidlichen Wohlſtan- des wegen denen Divertiſſemens mit beywohnen, dieſes in Obacht, ſo werden ſie ſich hiedurch nicht verſuͤndigen. §. 4. Die Beſuchung der Opern und Comœ- dien iſt eines mit von den gewoͤhnlichſten Divertiſ- ſemens in groſſen Staͤdten; Einige thun denſelben allzuviel Ehre an, und meynen, man koͤnte ſie um deswillen mit guten Nutzen beſuchen, weil ſie gar viel beytruͤgen zur Verbeſſerung der Sitten. Doch die wenigſten gehen deswegen in die Comœdien und Opern, daß ſie wollen darinn in Tugenden zu- nehmen, ich habe auch in meiner erleichterten und zum Gebrauch des menſchlichen Lebens eingerich- teten Tugend-Lehre gezeiget, daß Arlequin ein gar ſchlechter Tugend-Prediger ſey. Der Autor der Pflicht und Schuldigkeit, welche man in ſeinem Hauß-Weſen in acht zu nehmen hat, bekennet mit Wahrheit p. 245. daß uns GOtt mit dergleichen Verbeſſerung nicht an die Narren und Pickelhe- ringe verwieſen, und wuͤrde man wenig Exempel anfuͤh-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/515>, abgerufen am 22.11.2024.