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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. XII. Capitul.

§. 2. Nach der inwendigen Facon waren die
Zimmer sehr hoch, und ausserordentlich groß und ge-
raumig, die Fenster schmahl und niedrig, die Thü-
ren schmahl und oval, so daß sich ein jeder, der von
ein einer etwas langen Statur war, bücken muste,
wenn er hinein gehen wolte. Die Fuß-Böden
waren entweder mit blossen gemeinen Steinen aus-
gesetzt, oder mit schlechten höltzernen Dielen beleget,
die Decken entweder von blossem Mauerwerck ge-
wölbet, oder von Holtz, das mit einer Oehl-Farbe,
gemeiniglich aber mit einer Wasser-Farbe, über-
strichen.

§. 3. Diese Art zu bauen dauerte ungefehr biß
zu Anfang des abgewichenen Seculi, alsdenn fieng
man an etwas klüger zu werden. Bey dem aus-
wendigen Bau beflisse man sich einer mehrern Sym-
metrie,
die Giebel wurden ordentlicher angelegt,
die Fenster höher und breiter, und nach geraden Li-
nien, da sie ehedem fast wie die Noten in der Music
bißweilen standen, die Mauren wurden nicht mehr
so gar massiv gebauet. Die Thürme behielte
man, man sahe aber dabey mehr auf die Zierde, die
sie einem Gebäude geben solten, als auf die andern
Absichten, die man ehedessen zum Grund dabey
legte. Die Thüren wurden etwas höher und brei-
ter gemacht, ob sie gleich die Oval-Figur noch be-
hielten. Die Zimmer wurden auch bequemer an-
gelegt, als sonst. Um diese Zeit herum, und in dem
sechzehenden Seculo, war es sonderlich Mode, daß
die Standes-Personen, und die vom Adel, fast al-

lenthal-
II. Theil. XII. Capitul.

§. 2. Nach der inwendigen Façon waren die
Zimmer ſehr hoch, und auſſerordentlich groß und ge-
raumig, die Fenſter ſchmahl und niedrig, die Thuͤ-
ren ſchmahl und oval, ſo daß ſich ein jeder, der von
ein einer etwas langen Statur war, buͤcken muſte,
wenn er hinein gehen wolte. Die Fuß-Boͤden
waren entweder mit bloſſen gemeinen Steinen aus-
geſetzt, oder mit ſchlechten hoͤltzernen Dielen beleget,
die Decken entweder von bloſſem Mauerwerck ge-
woͤlbet, oder von Holtz, das mit einer Oehl-Farbe,
gemeiniglich aber mit einer Waſſer-Farbe, uͤber-
ſtrichen.

§. 3. Dieſe Art zu bauen dauerte ungefehr biß
zu Anfang des abgewichenen Seculi, alsdenn fieng
man an etwas kluͤger zu werden. Bey dem aus-
wendigen Bau befliſſe man ſich einer mehrern Sym-
metrie,
die Giebel wurden ordentlicher angelegt,
die Fenſter hoͤher und breiter, und nach geraden Li-
nien, da ſie ehedem faſt wie die Noten in der Muſic
bißweilen ſtanden, die Mauren wurden nicht mehr
ſo gar maſſiv gebauet. Die Thuͤrme behielte
man, man ſahe aber dabey mehr auf die Zierde, die
ſie einem Gebaͤude geben ſolten, als auf die andern
Abſichten, die man ehedeſſen zum Grund dabey
legte. Die Thuͤren wurden etwas hoͤher und brei-
ter gemacht, ob ſie gleich die Oval-Figur noch be-
hielten. Die Zimmer wurden auch bequemer an-
gelegt, als ſonſt. Um dieſe Zeit herum, und in dem
ſechzehenden Seculo, war es ſonderlich Mode, daß
die Standes-Perſonen, und die vom Adel, faſt al-

lenthal-
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[518/0538] II. Theil. XII. Capitul. §. 2. Nach der inwendigen Façon waren die Zimmer ſehr hoch, und auſſerordentlich groß und ge- raumig, die Fenſter ſchmahl und niedrig, die Thuͤ- ren ſchmahl und oval, ſo daß ſich ein jeder, der von ein einer etwas langen Statur war, buͤcken muſte, wenn er hinein gehen wolte. Die Fuß-Boͤden waren entweder mit bloſſen gemeinen Steinen aus- geſetzt, oder mit ſchlechten hoͤltzernen Dielen beleget, die Decken entweder von bloſſem Mauerwerck ge- woͤlbet, oder von Holtz, das mit einer Oehl-Farbe, gemeiniglich aber mit einer Waſſer-Farbe, uͤber- ſtrichen. §. 3. Dieſe Art zu bauen dauerte ungefehr biß zu Anfang des abgewichenen Seculi, alsdenn fieng man an etwas kluͤger zu werden. Bey dem aus- wendigen Bau befliſſe man ſich einer mehrern Sym- metrie, die Giebel wurden ordentlicher angelegt, die Fenſter hoͤher und breiter, und nach geraden Li- nien, da ſie ehedem faſt wie die Noten in der Muſic bißweilen ſtanden, die Mauren wurden nicht mehr ſo gar maſſiv gebauet. Die Thuͤrme behielte man, man ſahe aber dabey mehr auf die Zierde, die ſie einem Gebaͤude geben ſolten, als auf die andern Abſichten, die man ehedeſſen zum Grund dabey legte. Die Thuͤren wurden etwas hoͤher und brei- ter gemacht, ob ſie gleich die Oval-Figur noch be- hielten. Die Zimmer wurden auch bequemer an- gelegt, als ſonſt. Um dieſe Zeit herum, und in dem ſechzehenden Seculo, war es ſonderlich Mode, daß die Standes-Perſonen, und die vom Adel, faſt al- lenthal-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/538>, abgerufen am 22.11.2024.