schönsten Gemählden auszieren, auch hin und wie- der auf dem Hofe, in Zimmern und Vor-Sälen mancherley künstliche Statuen aufsetzen. Eben die- ses ist zu observiren, wenn sich einige gefallen las- sen, die Gebäude nach Türckischer, Griechischer und Japanischer Weise zu erbauen, da man der Europaeischen Bau-Arten überdrüßig worden. Wiewohl dergleichen Baue die Einkünffte der meisten Privat-Personen übertreffen werden.
§. 20. Die Land- und Garten-Häuser müssen nicht so prächtig ausmeublirt seyn, als die ordent- lichen Wohn-Häuser in Städten, es ist dieses wi- der das Wesen des Land-Lebens. Die Ver- schwendung und Pracht solte von Rechts-wegen auf dem Lande gar nicht Platz finden; Hier solte alles natürlicher und schlechter seyn, die Meublen zur Pracht solten von hier verbannet seyn, und nichts anders, als was zur Nothwendigkeit und Gemächlichkeit diente, angetroffen werden.
§. 21. Der Character, der Stand und andere Umstände dessen, vor dem ein Gebäude erbauet worden, verursachen auch bißweilen so wohl bey dem Bauen, als auch bey dem Meubliren, eine und die andere Veränderung, setzen einigem Ziel und Maße, und ertheilen besondre Regeln, wie eines und das andre auf eine besondre Weise anzulegen und zu disponiren, welches bey andern etwan anders seyn würde. Also siehet man auf den Gebäuden, die vor hohe Jägerey-Officianten erbauet worden, bey manchen Meublen mehr die grüne Farbe, als
die
II. Theil. XII. Capitul.
ſchoͤnſten Gemaͤhlden auszieren, auch hin und wie- der auf dem Hofe, in Zimmern und Vor-Saͤlen mancherley kuͤnſtliche Statuen aufſetzen. Eben die- ſes iſt zu obſerviren, wenn ſich einige gefallen laſ- ſen, die Gebaͤude nach Tuͤrckiſcher, Griechiſcher und Japaniſcher Weiſe zu erbauen, da man der Europæiſchen Bau-Arten uͤberdruͤßig worden. Wiewohl dergleichen Baue die Einkuͤnffte der meiſten Privat-Perſonen uͤbertreffen werden.
§. 20. Die Land- und Garten-Haͤuſer muͤſſen nicht ſo praͤchtig ausmeublirt ſeyn, als die ordent- lichen Wohn-Haͤuſer in Staͤdten, es iſt dieſes wi- der das Weſen des Land-Lebens. Die Ver- ſchwendung und Pracht ſolte von Rechts-wegen auf dem Lande gar nicht Platz finden; Hier ſolte alles natuͤrlicher und ſchlechter ſeyn, die Meublen zur Pracht ſolten von hier verbannet ſeyn, und nichts anders, als was zur Nothwendigkeit und Gemaͤchlichkeit diente, angetroffen werden.
§. 21. Der Character, der Stand und andere Umſtaͤnde deſſen, vor dem ein Gebaͤude erbauet worden, verurſachen auch bißweilen ſo wohl bey dem Bauen, als auch bey dem Meubliren, eine und die andere Veraͤnderung, ſetzen einigem Ziel und Maße, und ertheilen beſondre Regeln, wie eines und das andre auf eine beſondre Weiſe anzulegen und zu diſponiren, welches bey andern etwan anders ſeyn wuͤrde. Alſo ſiehet man auf den Gebaͤuden, die vor hohe Jaͤgerey-Officianten erbauet worden, bey manchen Meublen mehr die gruͤne Farbe, als
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II. Theil. XII. Capitul.
ſchoͤnſten Gemaͤhlden auszieren, auch hin und wie-
der auf dem Hofe, in Zimmern und Vor-Saͤlen
mancherley kuͤnſtliche Statuen aufſetzen. Eben die-
ſes iſt zu obſerviren, wenn ſich einige gefallen laſ-
ſen, die Gebaͤude nach Tuͤrckiſcher, Griechiſcher
und Japaniſcher Weiſe zu erbauen, da man der
Europæiſchen Bau-Arten uͤberdruͤßig worden.
Wiewohl dergleichen Baue die Einkuͤnffte der
meiſten Privat-Perſonen uͤbertreffen werden.
§. 20. Die Land- und Garten-Haͤuſer muͤſſen
nicht ſo praͤchtig ausmeublirt ſeyn, als die ordent-
lichen Wohn-Haͤuſer in Staͤdten, es iſt dieſes wi-
der das Weſen des Land-Lebens. Die Ver-
ſchwendung und Pracht ſolte von Rechts-wegen
auf dem Lande gar nicht Platz finden; Hier ſolte
alles natuͤrlicher und ſchlechter ſeyn, die Meublen
zur Pracht ſolten von hier verbannet ſeyn, und
nichts anders, als was zur Nothwendigkeit und
Gemaͤchlichkeit diente, angetroffen werden.
§. 21. Der Character, der Stand und andere
Umſtaͤnde deſſen, vor dem ein Gebaͤude erbauet
worden, verurſachen auch bißweilen ſo wohl bey
dem Bauen, als auch bey dem Meubliren, eine und
die andere Veraͤnderung, ſetzen einigem Ziel und
Maße, und ertheilen beſondre Regeln, wie eines und
das andre auf eine beſondre Weiſe anzulegen und
zu diſponiren, welches bey andern etwan anders
ſeyn wuͤrde. Alſo ſiehet man auf den Gebaͤuden,
die vor hohe Jaͤgerey-Officianten erbauet worden,
bey manchen Meublen mehr die gruͤne Farbe, als
die
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/552>, abgerufen am 22.11.2024.
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