propre und galant aufzuführen, inzwischen findet man auch noch hin und wieder einige schmutzige Gelehrten, welche die Exempel derjenigen Schrifft, die von einem Autore ins besondre von dieser Ma- terie abgefaßt worden, vermehren können.
§. 16. Ein junger Cavalier muß sich bey seiner Kleidung ordentlich, aber doch nicht weibisch auf- führen. Bißweilen kan das Frantzösische Sprich- wort: Une petite negligeance est quelques fois une bienseance, bey den Manns-Personen statt finden. Es läst daher über die maßen schlecht, wenn einige zu viel Stunden vor den Spiegel und Toilete sitzen wie die Dames, oder sich Schminck- Fleckgen aufllegen, oder die Lippen roth färben, und sich das Gesicht und die Hände mit mancher- ley wohlriechenden Seifen und Pomaden einbalsa- miren, und alle Minuten, wenn sie auch angekleidet seyn, sich bald die Peruque, bald die Krause, bald die Manchetten ziehen, und den Taschen-Spiegel hervor langen. Der Frantzösische Autor der Per- sianischen Briefe verdencket dergleichen allzusehr gekräuseltes Wesen, und eine allzugrosse Bemü- hung bey der Kleidung, den Europaeischen Dames selbsten, wenn er in seinem XIX. Briefe an seinem guten Freund in Persien schreibt: Que puis je pen- ser des femmes d'Europe? L'art de composer leur teint, les ornements dont elles se parent, les soins qu'elles prennent de leur personne, le de- sir continuel de plaire qui les occupe, sont autant de taches faites a leur Vertau.
§. 17.
II. Theil. XIII. Capitul.
propre und galant aufzufuͤhren, inzwiſchen findet man auch noch hin und wieder einige ſchmutzige Gelehrten, welche die Exempel derjenigen Schrifft, die von einem Autore ins beſondre von dieſer Ma- terie abgefaßt worden, vermehren koͤnnen.
§. 16. Ein junger Cavalier muß ſich bey ſeiner Kleidung ordentlich, aber doch nicht weibiſch auf- fuͤhren. Bißweilen kan das Frantzoͤſiſche Sprich- wort: Une petite negligeance eſt quêlques fois une bienſeance, bey den Manns-Perſonen ſtatt finden. Es laͤſt daher uͤber die maßen ſchlecht, wenn einige zu viel Stunden vor den Spiegel und Toilete ſitzen wie die Dames, oder ſich Schminck- Fleckgen aufllegen, oder die Lippen roth faͤrben, und ſich das Geſicht und die Haͤnde mit mancher- ley wohlriechenden Seifen und Pomaden einbalſa- miren, und alle Minuten, wenn ſie auch angekleidet ſeyn, ſich bald die Peruque, bald die Krauſe, bald die Manchetten ziehen, und den Taſchen-Spiegel hervor langen. Der Frantzoͤſiſche Autor der Per- ſianiſchen Briefe verdencket dergleichen allzuſehr gekraͤuſeltes Weſen, und eine allzugroſſe Bemuͤ- hung bey der Kleidung, den Europæiſchen Dames ſelbſten, wenn er in ſeinem XIX. Briefe an ſeinem guten Freund in Perſien ſchreibt: Que puis je pen- ſer des femmes d’Europe? L’art de compoſer leur teint, les ornéments dont elles ſe parent, les ſoins qu’elles prennent de leur perſonne, le de- ſir continuel de plaire qui les occúpe, ſont autant de taches faites a leur Vertû.
§. 17.
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II. Theil. XIII. Capitul.
propre und galant aufzufuͤhren, inzwiſchen findet
man auch noch hin und wieder einige ſchmutzige
Gelehrten, welche die Exempel derjenigen Schrifft,
die von einem Autore ins beſondre von dieſer Ma-
terie abgefaßt worden, vermehren koͤnnen.
§. 16. Ein junger Cavalier muß ſich bey ſeiner
Kleidung ordentlich, aber doch nicht weibiſch auf-
fuͤhren. Bißweilen kan das Frantzoͤſiſche Sprich-
wort: Une petite negligeance eſt quêlques fois
une bienſeance, bey den Manns-Perſonen ſtatt
finden. Es laͤſt daher uͤber die maßen ſchlecht,
wenn einige zu viel Stunden vor den Spiegel und
Toilete ſitzen wie die Dames, oder ſich Schminck-
Fleckgen aufllegen, oder die Lippen roth faͤrben,
und ſich das Geſicht und die Haͤnde mit mancher-
ley wohlriechenden Seifen und Pomaden einbalſa-
miren, und alle Minuten, wenn ſie auch angekleidet
ſeyn, ſich bald die Peruque, bald die Krauſe, bald
die Manchetten ziehen, und den Taſchen-Spiegel
hervor langen. Der Frantzoͤſiſche Autor der Per-
ſianiſchen Briefe verdencket dergleichen allzuſehr
gekraͤuſeltes Weſen, und eine allzugroſſe Bemuͤ-
hung bey der Kleidung, den Europæiſchen Dames
ſelbſten, wenn er in ſeinem XIX. Briefe an ſeinem
guten Freund in Perſien ſchreibt: Que puis je pen-
ſer des femmes d’Europe? L’art de compoſer
leur teint, les ornéments dont elles ſe parent, les
ſoins qu’elles prennent de leur perſonne, le de-
ſir continuel de plaire qui les occúpe, ſont autant
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/574>, abgerufen am 21.11.2024.
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