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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von denen Bedienten und der Equipage.
hen wollen, und die doch nicht wissen, wie sie ihre
Sachen recht anstellen sollen, zu ihrer Bedienung
einen Läuffer annehmen, und haben doch keinen
Laquais, oder nennen ihren Bedienten einen Cam-
mer-Diener, der doch nichts anders ist, als ein
Laquais. Eine gleiche Bewandniß hat es, wenn
einige aus Prahlerey ihren Voigt einen Verwal-
ter, ihren Verwalter einen Amtmann, und ihren
Schreiber einen Secretaire nennen, oder wenn an-
dere bey ihren Bedienten fast einen Fürstlichen
Staat machen, denen es doch nicht zukommt, und
ihre Köche, Conditeurs, Bereiter, Küchenmeister,
Trompeter, und Hautboisten-Banden halten, ob
schon nicht selten nach dem Verlauf einiger Jahre
ein Bettel-Staat daraus wird.

§. 8. Die gantze Equipage muß nicht allein
nach der angeführten Weise mit den übrigen Um-
ständen correspondiren, sondern auch unter sich
selbst mit einander harmoniren, darinnen es doch
ebenfalls gar offters versehen wird. Alte graue
Pferde oder sonst elende Schind-Mähren stehen
schlecht zu einer kostbahren Staas-Carosse, oder
zu vergüldten Geschirren, und lappichte beschmutzte
Lieberey accordirt nicht wohl mit einem prächtigen
Train. Es ist daher ein leichtfertig Ceremoniel,
in einigen großen Städten, wenn einige von bür-
gerlichem Stande zu den Hochzeiten, und Kind-
tauffen in einer prächtigen Staats-Carosse fah-
ren, von einem ansehnlichen und wohlgekleideten
Kutscher geführt werden, und schöne Pferde mit

guten
O o 2

Von denen Bedienten und der Equipage.
hen wollen, und die doch nicht wiſſen, wie ſie ihre
Sachen recht anſtellen ſollen, zu ihrer Bedienung
einen Laͤuffer annehmen, und haben doch keinen
Laquais, oder nennen ihren Bedienten einen Cam-
mer-Diener, der doch nichts anders iſt, als ein
Laquais. Eine gleiche Bewandniß hat es, wenn
einige aus Prahlerey ihren Voigt einen Verwal-
ter, ihren Verwalter einen Amtmann, und ihren
Schreiber einen Secretaire nennen, oder wenn an-
dere bey ihren Bedienten faſt einen Fuͤrſtlichen
Staat machen, denen es doch nicht zukommt, und
ihre Koͤche, Conditeurs, Bereiter, Kuͤchenmeiſter,
Trompeter, und Hautboiſten-Banden halten, ob
ſchon nicht ſelten nach dem Verlauf einiger Jahre
ein Bettel-Staat daraus wird.

§. 8. Die gantze Equipage muß nicht allein
nach der angefuͤhrten Weiſe mit den uͤbrigen Um-
ſtaͤnden correſpondiren, ſondern auch unter ſich
ſelbſt mit einander harmoniren, darinnen es doch
ebenfalls gar offters verſehen wird. Alte graue
Pferde oder ſonſt elende Schind-Maͤhren ſtehen
ſchlecht zu einer koſtbahren Staas-Caroſſe, oder
zu verguͤldten Geſchirren, und lappichte beſchmutzte
Lieberey accordirt nicht wohl mit einem praͤchtigen
Train. Es iſt daher ein leichtfertig Ceremoniel,
in einigen großen Staͤdten, wenn einige von buͤr-
gerlichem Stande zu den Hochzeiten, und Kind-
tauffen in einer praͤchtigen Staats-Caroſſe fah-
ren, von einem anſehnlichen und wohlgekleideten
Kutſcher gefuͤhrt werden, und ſchoͤne Pferde mit

guten
O o 2
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[579/0599] Von denen Bedienten und der Equipage. hen wollen, und die doch nicht wiſſen, wie ſie ihre Sachen recht anſtellen ſollen, zu ihrer Bedienung einen Laͤuffer annehmen, und haben doch keinen Laquais, oder nennen ihren Bedienten einen Cam- mer-Diener, der doch nichts anders iſt, als ein Laquais. Eine gleiche Bewandniß hat es, wenn einige aus Prahlerey ihren Voigt einen Verwal- ter, ihren Verwalter einen Amtmann, und ihren Schreiber einen Secretaire nennen, oder wenn an- dere bey ihren Bedienten faſt einen Fuͤrſtlichen Staat machen, denen es doch nicht zukommt, und ihre Koͤche, Conditeurs, Bereiter, Kuͤchenmeiſter, Trompeter, und Hautboiſten-Banden halten, ob ſchon nicht ſelten nach dem Verlauf einiger Jahre ein Bettel-Staat daraus wird. §. 8. Die gantze Equipage muß nicht allein nach der angefuͤhrten Weiſe mit den uͤbrigen Um- ſtaͤnden correſpondiren, ſondern auch unter ſich ſelbſt mit einander harmoniren, darinnen es doch ebenfalls gar offters verſehen wird. Alte graue Pferde oder ſonſt elende Schind-Maͤhren ſtehen ſchlecht zu einer koſtbahren Staas-Caroſſe, oder zu verguͤldten Geſchirren, und lappichte beſchmutzte Lieberey accordirt nicht wohl mit einem praͤchtigen Train. Es iſt daher ein leichtfertig Ceremoniel, in einigen großen Staͤdten, wenn einige von buͤr- gerlichem Stande zu den Hochzeiten, und Kind- tauffen in einer praͤchtigen Staats-Caroſſe fah- ren, von einem anſehnlichen und wohlgekleideten Kutſcher gefuͤhrt werden, und ſchoͤne Pferde mit guten O o 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/599>, abgerufen am 21.11.2024.