bald im ersten Gewölbe das Bild der Dianae, so die alten Heyden vor eine Göttin der Jägerey gehal- ten. Neben an sind die vier Arten der Jagt, nem- lich, der Vogelfang, die Fischerey, die hohe und nie- dere Jagt. Unter den artigsten Sinnbildern auf dem grossen Getäfel, sind zehn besondere Geschichte, so mit der Göttin Diana passirt, die unmöglich besser auszusinnen. Unter andern stehet Actaeon, der, weil er die Dianam mit ihren Nymphen nackend badend siehet, durch Besprengung etlicher Tropf- fen Wassers in einen Hirsch verwandelt wird, mit der Beyschrifft: Chi vuol troppo veder, vede il suo male, wer gerne zu viel sehen will, siehet gemei- niglich sein eigen Unglück; imgleichen stehet die Diana mit ihren Nymphen in einem Armenischen Lust-Wald, wo sie ein grimmig Tiegerthier mit ei- nem listigen Netz gefangen hält, mit den Beywor- ten: Piu che la forza un bell inganno e in pregio, ein artiger Betrug ist schätzbarer, als eine öffentli- che Gewalt. Nebst den Tafeln stehen in den übri- gen Zimmern nicht allein die schönsten Princeßin- nen selbiger Zeit nach dem Leben in Jäger-Kleidung abgeschildert, sondern auch die Neben-Zierrathen stellen allerhand Jäger-Instrumenta vor, und wird man bey nahe keine Historie von der Diana bey den alten Poeten, oder besondere Geschichte von Jagt- Hunden, Hirschen, Löwen etc. lesen, welche nicht all- hier mit der sinnreichsten Manier ihre Stelle von dem Künstler erhalten.
Das
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Von Schloß- u. Zimmer-Ceremoniellen.
bald im erſten Gewoͤlbe das Bild der Dianæ, ſo die alten Heyden vor eine Goͤttin der Jaͤgerey gehal- ten. Neben an ſind die vier Arten der Jagt, nem- lich, der Vogelfang, die Fiſcherey, die hohe und nie- dere Jagt. Unter den artigſten Siñbildern auf dem groſſen Getaͤfel, ſind zehn beſondere Geſchichte, ſo mit der Goͤttin Diana paſſirt, die unmoͤglich beſſer auszuſinnen. Unter andern ſtehet Actæon, der, weil er die Dianam mit ihren Nymphen nackend badend ſiehet, durch Beſprengung etlicher Tropf- fen Waſſers in einen Hirſch verwandelt wird, mit der Beyſchrifft: Chi vuol troppo veder, vede il ſuo male, wer gerne zu viel ſehen will, ſiehet gemei- niglich ſein eigen Ungluͤck; imgleichen ſtehet die Diana mit ihren Nymphen in einem Armeniſchen Luſt-Wald, wo ſie ein grimmig Tiegerthier mit ei- nem liſtigen Netz gefangen haͤlt, mit den Beywor- ten: Piu che la forza un bell inganno e in pregio, ein artiger Betrug iſt ſchaͤtzbarer, als eine oͤffentli- che Gewalt. Nebſt den Tafeln ſtehen in den uͤbri- gen Zimmern nicht allein die ſchoͤnſten Princeßin- nen ſelbiger Zeit nach dem Leben in Jaͤger-Kleidung abgeſchildert, ſondern auch die Neben-Zierrathen ſtellen allerhand Jaͤger-Inſtrumenta vor, und wird man bey nahe keine Hiſtorie von der Diana bey den alten Poeten, oder beſondere Geſchichte von Jagt- Hunden, Hirſchen, Loͤwen ꝛc. leſen, welche nicht all- hier mit der ſinnreichſten Manier ihre Stelle von dem Kuͤnſtler erhalten.
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Von Schloß- u. Zimmer-Ceremoniellen.
bald im erſten Gewoͤlbe das Bild der Dianæ, ſo die
alten Heyden vor eine Goͤttin der Jaͤgerey gehal-
ten. Neben an ſind die vier Arten der Jagt, nem-
lich, der Vogelfang, die Fiſcherey, die hohe und nie-
dere Jagt. Unter den artigſten Siñbildern auf dem
groſſen Getaͤfel, ſind zehn beſondere Geſchichte, ſo
mit der Goͤttin Diana paſſirt, die unmoͤglich beſſer
auszuſinnen. Unter andern ſtehet Actæon, der,
weil er die Dianam mit ihren Nymphen nackend
badend ſiehet, durch Beſprengung etlicher Tropf-
fen Waſſers in einen Hirſch verwandelt wird, mit
der Beyſchrifft: Chi vuol troppo veder, vede il
ſuo male, wer gerne zu viel ſehen will, ſiehet gemei-
niglich ſein eigen Ungluͤck; imgleichen ſtehet die
Diana mit ihren Nymphen in einem Armeniſchen
Luſt-Wald, wo ſie ein grimmig Tiegerthier mit ei-
nem liſtigen Netz gefangen haͤlt, mit den Beywor-
ten: Piu che la forza un bell inganno e in pregio,
ein artiger Betrug iſt ſchaͤtzbarer, als eine oͤffentli-
che Gewalt. Nebſt den Tafeln ſtehen in den uͤbri-
gen Zimmern nicht allein die ſchoͤnſten Princeßin-
nen ſelbiger Zeit nach dem Leben in Jaͤger-Kleidung
abgeſchildert, ſondern auch die Neben-Zierrathen
ſtellen allerhand Jaͤger-Inſtrumenta vor, und wird
man bey nahe keine Hiſtorie von der Diana bey den
alten Poeten, oder beſondere Geſchichte von Jagt-
Hunden, Hirſchen, Loͤwen ꝛc. leſen, welche nicht all-
hier mit der ſinnreichſten Manier ihre Stelle von
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/113>, abgerufen am 21.11.2024.
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