Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Schloß- u. Zimmer-Ceremoniellen.
bald im ersten Gewölbe das Bild der Dianae, so die
alten Heyden vor eine Göttin der Jägerey gehal-
ten. Neben an sind die vier Arten der Jagt, nem-
lich, der Vogelfang, die Fischerey, die hohe und nie-
dere Jagt. Unter den artigsten Sinnbildern auf dem
grossen Getäfel, sind zehn besondere Geschichte, so
mit der Göttin Diana passirt, die unmöglich besser
auszusinnen. Unter andern stehet Actaeon, der,
weil er die Dianam mit ihren Nymphen nackend
badend siehet, durch Besprengung etlicher Tropf-
fen Wassers in einen Hirsch verwandelt wird, mit
der Beyschrifft: Chi vuol troppo veder, vede il
suo male,
wer gerne zu viel sehen will, siehet gemei-
niglich sein eigen Unglück; imgleichen stehet die
Diana mit ihren Nymphen in einem Armenischen
Lust-Wald, wo sie ein grimmig Tiegerthier mit ei-
nem listigen Netz gefangen hält, mit den Beywor-
ten: Piu che la forza un bell inganno e in pregio,
ein artiger Betrug ist schätzbarer, als eine öffentli-
che Gewalt. Nebst den Tafeln stehen in den übri-
gen Zimmern nicht allein die schönsten Princeßin-
nen selbiger Zeit nach dem Leben in Jäger-Kleidung
abgeschildert, sondern auch die Neben-Zierrathen
stellen allerhand Jäger-Instrumenta vor, und wird
man bey nahe keine Historie von der Diana bey den
alten Poeten, oder besondere Geschichte von Jagt-
Hunden, Hirschen, Löwen etc. lesen, welche nicht all-
hier mit der sinnreichsten Manier ihre Stelle von
dem Künstler erhalten.

Das
F 5

Von Schloß- u. Zimmer-Ceremoniellen.
bald im erſten Gewoͤlbe das Bild der Dianæ, ſo die
alten Heyden vor eine Goͤttin der Jaͤgerey gehal-
ten. Neben an ſind die vier Arten der Jagt, nem-
lich, der Vogelfang, die Fiſcherey, die hohe und nie-
dere Jagt. Unter den artigſten Siñbildern auf dem
groſſen Getaͤfel, ſind zehn beſondere Geſchichte, ſo
mit der Goͤttin Diana paſſirt, die unmoͤglich beſſer
auszuſinnen. Unter andern ſtehet Actæon, der,
weil er die Dianam mit ihren Nymphen nackend
badend ſiehet, durch Beſprengung etlicher Tropf-
fen Waſſers in einen Hirſch verwandelt wird, mit
der Beyſchrifft: Chi vuol troppo veder, vede il
ſuo male,
wer gerne zu viel ſehen will, ſiehet gemei-
niglich ſein eigen Ungluͤck; imgleichen ſtehet die
Diana mit ihren Nymphen in einem Armeniſchen
Luſt-Wald, wo ſie ein grimmig Tiegerthier mit ei-
nem liſtigen Netz gefangen haͤlt, mit den Beywor-
ten: Piu che la forza un bell inganno e in pregio,
ein artiger Betrug iſt ſchaͤtzbarer, als eine oͤffentli-
che Gewalt. Nebſt den Tafeln ſtehen in den uͤbri-
gen Zimmern nicht allein die ſchoͤnſten Princeßin-
nen ſelbiger Zeit nach dem Leben in Jaͤger-Kleidung
abgeſchildert, ſondern auch die Neben-Zierrathen
ſtellen allerhand Jaͤger-Inſtrumenta vor, und wird
man bey nahe keine Hiſtorie von der Diana bey den
alten Poeten, oder beſondere Geſchichte von Jagt-
Hunden, Hirſchen, Loͤwen ꝛc. leſen, welche nicht all-
hier mit der ſinnreichſten Manier ihre Stelle von
dem Kuͤnſtler erhalten.

Das
F 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0113" n="89"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von Schloß- u. Zimmer-<hi rendition="#aq">Ceremoniell</hi>en.</hi></fw><lb/>
bald im er&#x017F;ten Gewo&#x0364;lbe das Bild der <hi rendition="#aq">Dianæ,</hi> &#x017F;o die<lb/>
alten Heyden vor eine Go&#x0364;ttin der Ja&#x0364;gerey gehal-<lb/>
ten. Neben an &#x017F;ind die vier Arten der Jagt, nem-<lb/>
lich, der Vogelfang, die Fi&#x017F;cherey, die hohe und nie-<lb/>
dere Jagt. Unter den artig&#x017F;ten Sin&#x0303;bildern auf dem<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Geta&#x0364;fel, &#x017F;ind zehn be&#x017F;ondere Ge&#x017F;chichte, &#x017F;o<lb/>
mit der Go&#x0364;ttin <hi rendition="#aq">Diana pa&#x017F;&#x017F;i</hi>rt, die unmo&#x0364;glich be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
auszu&#x017F;innen. Unter andern &#x017F;tehet <hi rendition="#aq">Actæon,</hi> der,<lb/>
weil er die <hi rendition="#aq">Dianam</hi> mit ihren Nymphen nackend<lb/>
badend &#x017F;iehet, durch Be&#x017F;prengung etlicher Tropf-<lb/>
fen Wa&#x017F;&#x017F;ers in einen Hir&#x017F;ch verwandelt wird, mit<lb/>
der Bey&#x017F;chrifft: <hi rendition="#aq">Chi vuol troppo veder, vede il<lb/>
&#x017F;uo male,</hi> wer gerne zu viel &#x017F;ehen will, &#x017F;iehet gemei-<lb/>
niglich &#x017F;ein eigen Unglu&#x0364;ck; imgleichen &#x017F;tehet die<lb/><hi rendition="#aq">Diana</hi> mit ihren Nymphen in einem <hi rendition="#aq">Armeni</hi>&#x017F;chen<lb/>
Lu&#x017F;t-Wald, wo &#x017F;ie ein grimmig Tiegerthier mit ei-<lb/>
nem li&#x017F;tigen Netz gefangen ha&#x0364;lt, mit den Beywor-<lb/>
ten: <hi rendition="#aq">Piu che la forza un bell inganno e in pregio,</hi><lb/>
ein artiger Betrug i&#x017F;t &#x017F;cha&#x0364;tzbarer, als eine o&#x0364;ffentli-<lb/>
che Gewalt. Neb&#x017F;t den Tafeln &#x017F;tehen in den u&#x0364;bri-<lb/>
gen Zimmern nicht allein die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Princeßin-<lb/>
nen &#x017F;elbiger Zeit nach dem Leben in Ja&#x0364;ger-Kleidung<lb/>
abge&#x017F;childert, &#x017F;ondern auch die Neben-Zierrathen<lb/>
&#x017F;tellen allerhand Ja&#x0364;ger-<hi rendition="#aq">In&#x017F;trumenta</hi> vor, und wird<lb/>
man bey nahe keine Hi&#x017F;torie von der <hi rendition="#aq">Diana</hi> bey den<lb/>
alten Poeten, oder be&#x017F;ondere Ge&#x017F;chichte von Jagt-<lb/>
Hunden, Hir&#x017F;chen, Lo&#x0364;wen &#xA75B;c. le&#x017F;en, welche nicht all-<lb/>
hier mit der &#x017F;innreich&#x017F;ten Manier ihre Stelle von<lb/>
dem Ku&#x0364;n&#x017F;tler erhalten.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">F 5</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0113] Von Schloß- u. Zimmer-Ceremoniellen. bald im erſten Gewoͤlbe das Bild der Dianæ, ſo die alten Heyden vor eine Goͤttin der Jaͤgerey gehal- ten. Neben an ſind die vier Arten der Jagt, nem- lich, der Vogelfang, die Fiſcherey, die hohe und nie- dere Jagt. Unter den artigſten Siñbildern auf dem groſſen Getaͤfel, ſind zehn beſondere Geſchichte, ſo mit der Goͤttin Diana paſſirt, die unmoͤglich beſſer auszuſinnen. Unter andern ſtehet Actæon, der, weil er die Dianam mit ihren Nymphen nackend badend ſiehet, durch Beſprengung etlicher Tropf- fen Waſſers in einen Hirſch verwandelt wird, mit der Beyſchrifft: Chi vuol troppo veder, vede il ſuo male, wer gerne zu viel ſehen will, ſiehet gemei- niglich ſein eigen Ungluͤck; imgleichen ſtehet die Diana mit ihren Nymphen in einem Armeniſchen Luſt-Wald, wo ſie ein grimmig Tiegerthier mit ei- nem liſtigen Netz gefangen haͤlt, mit den Beywor- ten: Piu che la forza un bell inganno e in pregio, ein artiger Betrug iſt ſchaͤtzbarer, als eine oͤffentli- che Gewalt. Nebſt den Tafeln ſtehen in den uͤbri- gen Zimmern nicht allein die ſchoͤnſten Princeßin- nen ſelbiger Zeit nach dem Leben in Jaͤger-Kleidung abgeſchildert, ſondern auch die Neben-Zierrathen ſtellen allerhand Jaͤger-Inſtrumenta vor, und wird man bey nahe keine Hiſtorie von der Diana bey den alten Poeten, oder beſondere Geſchichte von Jagt- Hunden, Hirſchen, Loͤwen ꝛc. leſen, welche nicht all- hier mit der ſinnreichſten Manier ihre Stelle von dem Kuͤnſtler erhalten. Das F 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/113
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/113>, abgerufen am 21.11.2024.