sen darunter warm bleiben, theils und vornehmlich aber, damit sie nicht durch den herabfallenden Poudre und andern Wust von denen, die sie auf die Tafeln setzen, verunreiniget, und unappetitlich werden. Etwas besonders ists, was Herr Lünig in seinem Ceremoniel-Theatro pag. 362. von der Päbstlichen Tafel anführet, daß des Pabstes Schüsseln mit einem Schloß verwahret wären/ und daß niemand, bey Straffe höchster Excom- munication, in seine Küche gehen solte. Die Speisen kochte eine von seinen nächsten Befreund- tinnen; diese, und der Cardinal Nepote hätten die Schlüssel zu den Schüsseln.
§. 4. Das öffentliche Tafel-halten der gecrön- ten Häupter geschiehet auf unterschiedene Weise. Einige speisen gantz allein/ oder haben doch nie- mand an ihrer Tafel, als ihre Hoch-Fürstlichen Anverwandten/ oder andere Fürstliche Personen, oder Abgesandten. Andere hingegen lassen auch unterschiedene von ihren Ministris, Generals, und Hof-Cavaliers, mit speisen. König Johannes Sobiesky in Pohlen hielt allemahl zu Mittag öf- fentliche Tafel, und ließ auch, wenn er ausserhalb des Hofes speisete, seine eigene Bedienten, welche zu solcher Zeit das Aufwarten hatten, mit zur Tafel ziehen. Jhro Majestät hielten dieses für eine schlechterdings nothwendige Sache, maßen sie be- sorgten, daß der gantze Adel möchte schwürig wer- den, wofern sie diese Gnade einem aus dessen Mit- tel versagten. S. Connors Beschreibung des Kö-
nigreichs
Von dem Tafel-Ceremoniel.
ſen darunter warm bleiben, theils und vornehmlich aber, damit ſie nicht durch den herabfallenden Poudre und andern Wuſt von denen, die ſie auf die Tafeln ſetzen, verunreiniget, und unappetitlich werden. Etwas beſonders iſts, was Herr Luͤnig in ſeinem Ceremoniel-Theatro pag. 362. von der Paͤbſtlichen Tafel anfuͤhret, daß des Pabſtes Schuͤſſeln mit einem Schloß verwahret waͤren/ und daß niemand, bey Straffe hoͤchſter Excom- munication, in ſeine Kuͤche gehen ſolte. Die Speiſen kochte eine von ſeinen naͤchſten Befreund- tinnen; dieſe, und der Cardinal Nepote haͤtten die Schluͤſſel zu den Schuͤſſeln.
§. 4. Das oͤffentliche Tafel-halten der gecroͤn- ten Haͤupter geſchiehet auf unterſchiedene Weiſe. Einige ſpeiſen gantz allein/ oder haben doch nie- mand an ihrer Tafel, als ihre Hoch-Fuͤrſtlichen Anverwandten/ oder andere Fuͤrſtliche Perſonen, oder Abgeſandten. Andere hingegen laſſen auch unterſchiedene von ihren Miniſtris, Generals, und Hof-Cavaliers, mit ſpeiſen. Koͤnig Johannes Sobiesky in Pohlen hielt allemahl zu Mittag oͤf- fentliche Tafel, und ließ auch, wenn er auſſerhalb des Hofes ſpeiſete, ſeine eigene Bedienten, welche zu ſolcher Zeit das Aufwarten hatten, mit zur Tafel ziehen. Jhro Majeſtaͤt hielten dieſes fuͤr eine ſchlechterdings nothwendige Sache, maßen ſie be- ſorgten, daß der gantze Adel moͤchte ſchwuͤrig wer- den, wofern ſie dieſe Gnade einem aus deſſen Mit- tel verſagten. S. Connors Beſchreibung des Koͤ-
nigreichs
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Von dem Tafel-Ceremoniel.
ſen darunter warm bleiben, theils und vornehmlich
aber, damit ſie nicht durch den herabfallenden
Poudre und andern Wuſt von denen, die ſie auf
die Tafeln ſetzen, verunreiniget, und unappetitlich
werden. Etwas beſonders iſts, was Herr Luͤnig
in ſeinem Ceremoniel-Theatro pag. 362. von der
Paͤbſtlichen Tafel anfuͤhret, daß des Pabſtes
Schuͤſſeln mit einem Schloß verwahret waͤren/
und daß niemand, bey Straffe hoͤchſter Excom-
munication, in ſeine Kuͤche gehen ſolte. Die
Speiſen kochte eine von ſeinen naͤchſten Befreund-
tinnen; dieſe, und der Cardinal Nepote haͤtten die
Schluͤſſel zu den Schuͤſſeln.
§. 4. Das oͤffentliche Tafel-halten der gecroͤn-
ten Haͤupter geſchiehet auf unterſchiedene Weiſe.
Einige ſpeiſen gantz allein/ oder haben doch nie-
mand an ihrer Tafel, als ihre Hoch-Fuͤrſtlichen
Anverwandten/ oder andere Fuͤrſtliche Perſonen,
oder Abgeſandten. Andere hingegen laſſen auch
unterſchiedene von ihren Miniſtris, Generals, und
Hof-Cavaliers, mit ſpeiſen. Koͤnig Johannes
Sobiesky in Pohlen hielt allemahl zu Mittag oͤf-
fentliche Tafel, und ließ auch, wenn er auſſerhalb
des Hofes ſpeiſete, ſeine eigene Bedienten, welche
zu ſolcher Zeit das Aufwarten hatten, mit zur Tafel
ziehen. Jhro Majeſtaͤt hielten dieſes fuͤr eine
ſchlechterdings nothwendige Sache, maßen ſie be-
ſorgten, daß der gantze Adel moͤchte ſchwuͤrig wer-
den, wofern ſie dieſe Gnade einem aus deſſen Mit-
tel verſagten. S. Connors Beſchreibung des Koͤ-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/115>, abgerufen am 21.11.2024.
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