sie die Pagen und tragen sie ins Tafel-Gemach. Bißweilen werden sie nicht gleich auf die Königliche oder Fürstliche Tafel, sondern erst auf eine andere Tafel gesetzt, biß sie hernach von dem Küchen-Mei- ster u. s. w. rangirt werden. Bey der Königlichen Englischen Tafel muß derjenige, so die Speisen hin- ein getragen, niederknien.
§. 15. Bey der Vermählung des Chur-Fürst- lich-Sächsischen Chur-Printzens zu Wien, wur- den 60. Raths-Herrn aus der Stadt Wien, wel- che sich mit schwartzen Sammet-Röcken und Ve- sten aus ihren Mitteln kleiden musten, dazu bestellt, daß sie den Hof- und andern Dames, auch Mini- stres die Speisen auftragen, und sie bedienen mu- sten.
§. 16. Bey ausserordentlichen Mahlzeiten wer- den die Speisen durch Jägerey-Bediente, durch die Cadets, Grenadiers u. s. w. auf die Tafel ge- hoben. Also musten vor einigen Jahren bey ei- ner grossen Solennität in Dresden die Cadets die Speisen aus der Küche biß an einen gewissen de- signirten Platz des Schlosses tragen, von dar sie durch die Chevaliers-Garde auf die Königliche Tafel gesetzt wurden. Vor den Speisen giengen zwey Brigadiers von der Chevaliers-Garde mit ihren Stäben und unbedecktem Haupte, welchen der Maitre d'hotel mit den zugedeckten Speisen folgete, die hernachmahls derjenige, so vorschneidet, in der ihm bewusten Ordnung auf die Tafel setzte, hinten nach giengen 2 Sous-Brigadiers, die sich ie-
desmahl,
I. Theil. VIII. Capitul.
ſie die Pagen und tragen ſie ins Tafel-Gemach. Bißweilen werden ſie nicht gleich auf die Koͤnigliche oder Fuͤrſtliche Tafel, ſondern erſt auf eine andere Tafel geſetzt, biß ſie hernach von dem Kuͤchen-Mei- ſter u. ſ. w. rangirt werden. Bey der Koͤniglichen Engliſchen Tafel muß derjenige, ſo die Speiſen hin- ein getragen, niederknien.
§. 15. Bey der Vermaͤhlung des Chur-Fuͤrſt- lich-Saͤchſiſchen Chur-Printzens zu Wien, wur- den 60. Raths-Herrn aus der Stadt Wien, wel- che ſich mit ſchwartzen Sammet-Roͤcken und Ve- ſten aus ihren Mitteln kleiden muſten, dazu beſtellt, daß ſie den Hof- und andern Dames, auch Mini- ſtres die Speiſen auftragen, und ſie bedienen mu- ſten.
§. 16. Bey auſſerordentlichen Mahlzeiten wer- den die Speiſen durch Jaͤgerey-Bediente, durch die Cadets, Grenadiers u. ſ. w. auf die Tafel ge- hoben. Alſo muſten vor einigen Jahren bey ei- ner groſſen Solennitaͤt in Dresden die Cadets die Speiſen aus der Kuͤche biß an einen gewiſſen de- ſignirten Platz des Schloſſes tragen, von dar ſie durch die Chevaliers-Garde auf die Koͤnigliche Tafel geſetzt wurden. Vor den Speiſen giengen zwey Brigadiers von der Chevaliers-Garde mit ihren Staͤben und unbedecktem Haupte, welchen der Maitre d’hotel mit den zugedeckten Speiſen folgete, die hernachmahls derjenige, ſo vorſchneidet, in der ihm bewuſten Ordnung auf die Tafel ſetzte, hinten nach giengen 2 Sous-Brigadiers, die ſich ie-
desmahl,
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I. Theil. VIII. Capitul.
ſie die Pagen und tragen ſie ins Tafel-Gemach.
Bißweilen werden ſie nicht gleich auf die Koͤnigliche
oder Fuͤrſtliche Tafel, ſondern erſt auf eine andere
Tafel geſetzt, biß ſie hernach von dem Kuͤchen-Mei-
ſter u. ſ. w. rangirt werden. Bey der Koͤniglichen
Engliſchen Tafel muß derjenige, ſo die Speiſen hin-
ein getragen, niederknien.
§. 15. Bey der Vermaͤhlung des Chur-Fuͤrſt-
lich-Saͤchſiſchen Chur-Printzens zu Wien, wur-
den 60. Raths-Herrn aus der Stadt Wien, wel-
che ſich mit ſchwartzen Sammet-Roͤcken und Ve-
ſten aus ihren Mitteln kleiden muſten, dazu beſtellt,
daß ſie den Hof- und andern Dames, auch Mini-
ſtres die Speiſen auftragen, und ſie bedienen mu-
ſten.
§. 16. Bey auſſerordentlichen Mahlzeiten wer-
den die Speiſen durch Jaͤgerey-Bediente, durch
die Cadets, Grenadiers u. ſ. w. auf die Tafel ge-
hoben. Alſo muſten vor einigen Jahren bey ei-
ner groſſen Solennitaͤt in Dresden die Cadets die
Speiſen aus der Kuͤche biß an einen gewiſſen de-
ſignirten Platz des Schloſſes tragen, von dar ſie
durch die Chevaliers-Garde auf die Koͤnigliche
Tafel geſetzt wurden. Vor den Speiſen giengen
zwey Brigadiers von der Chevaliers-Garde mit
ihren Staͤben und unbedecktem Haupte, welchen
der Maitre d’hotel mit den zugedeckten Speiſen
folgete, die hernachmahls derjenige, ſo vorſchneidet,
in der ihm bewuſten Ordnung auf die Tafel ſetzte,
hinten nach giengen 2 Sous-Brigadiers, die ſich ie-
desmahl,
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/120>, abgerufen am 21.11.2024.
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