Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Theil. VIII. Capitul.
setzt solche der oberste Silber-Cämmerer auf die
Tafel von der ersten Tracht. Es geschicht auch
wohl, daß daselbst die Cammer-Diener sie den
Dames in die Hände geben, und diese dem Tren-
chir-
Fräulein zum Aufsetzen. Sie nehmen solche
auch wieder von ihnen hinweg, und geben sie den
Cammer-Dienern zum Hinaustragen.

§. 19. An vielen Königlichen und Chur-Fürst-
lichen Höfen gehet über dem Küchen-Meister der
Cammer-Fourier voran, und jener setzt die Spei-
sen auf. An dem Königlichen Spanischen Hofe
übergiebt der Aufseher über das Brodt und Back-
werck, und der Frucht-Meister die Schüsseln ihren
Aemtern. Der Groß-Becken- oder Back-Meister
setzt sie auf die Tafel, nachdem er sie vorher creden-
tzet. Der Groß-Becken- oder Back-Meister, nebst
dem Vorschneider decken die Schüsseln auf, und
geben sie einen andern hierzu bestellten Officianten,
der deßwegen hinter dem Vorschneider stehet. Hat
sie dieser bekommen, so übergiebt er sie dem Saucier,
welcher sie in sein Amt sendet, um selbige warm zu
machen, und folglich sie auf die Tafel des Ober-
Hofmeisters, des Hofmeisters und der Junckern,
so servirt, zu setzen.

§. 20. An manchen Höfen, wo das Ceremo-
niel
nicht sonderlich geachtet wird, ist ein blosser
Maitre d'hotel, der die Speisen auf der Tafel in
Ordnung setzt. Bey grossen Solennitäten hinge-
gen pflegt auch wohl über dem Küchen-Meister
und dem Cammer-Fourier noch ein Hof-Mar-

schall

I. Theil. VIII. Capitul.
ſetzt ſolche der oberſte Silber-Caͤmmerer auf die
Tafel von der erſten Tracht. Es geſchicht auch
wohl, daß daſelbſt die Cammer-Diener ſie den
Dames in die Haͤnde geben, und dieſe dem Tren-
chir-
Fraͤulein zum Aufſetzen. Sie nehmen ſolche
auch wieder von ihnen hinweg, und geben ſie den
Cammer-Dienern zum Hinaustragen.

§. 19. An vielen Koͤniglichen und Chur-Fuͤrſt-
lichen Hoͤfen gehet uͤber dem Kuͤchen-Meiſter der
Cammer-Fourier voran, und jener ſetzt die Spei-
ſen auf. An dem Koͤniglichen Spaniſchen Hofe
uͤbergiebt der Aufſeher uͤber das Brodt und Back-
werck, und der Frucht-Meiſter die Schuͤſſeln ihren
Aemtern. Der Groß-Becken- oder Back-Meiſter
ſetzt ſie auf die Tafel, nachdem er ſie vorher creden-
tzet. Der Groß-Becken- oder Back-Meiſter, nebſt
dem Vorſchneider decken die Schuͤſſeln auf, und
geben ſie einen andern hierzu beſtellten Officianten,
der deßwegen hinter dem Vorſchneider ſtehet. Hat
ſie dieſer bekommen, ſo uͤbergiebt er ſie dem Saucier,
welcher ſie in ſein Amt ſendet, um ſelbige warm zu
machen, und folglich ſie auf die Tafel des Ober-
Hofmeiſters, des Hofmeiſters und der Junckern,
ſo ſervirt, zu ſetzen.

§. 20. An manchen Hoͤfen, wo das Ceremo-
niel
nicht ſonderlich geachtet wird, iſt ein bloſſer
Maitre d’hotel, der die Speiſen auf der Tafel in
Ordnung ſetzt. Bey groſſen Solennitaͤten hinge-
gen pflegt auch wohl uͤber dem Kuͤchen-Meiſter
und dem Cammer-Fourier noch ein Hof-Mar-

ſchall
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0122" n="98"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
&#x017F;etzt &#x017F;olche der ober&#x017F;te Silber-Ca&#x0364;mmerer auf die<lb/>
Tafel von der er&#x017F;ten Tracht. Es ge&#x017F;chicht auch<lb/>
wohl, daß da&#x017F;elb&#x017F;t die Cammer-Diener &#x017F;ie den<lb/><hi rendition="#aq">Dames</hi> in die Ha&#x0364;nde geben, und die&#x017F;e dem <hi rendition="#aq">Tren-<lb/>
chir-</hi>Fra&#x0364;ulein zum Auf&#x017F;etzen. Sie nehmen &#x017F;olche<lb/>
auch wieder von ihnen hinweg, und geben &#x017F;ie den<lb/>
Cammer-Dienern zum Hinaustragen.</p><lb/>
          <p>§. 19. An vielen Ko&#x0364;niglichen und Chur-Fu&#x0364;r&#x017F;t-<lb/>
lichen Ho&#x0364;fen gehet u&#x0364;ber dem Ku&#x0364;chen-Mei&#x017F;ter der<lb/>
Cammer-<hi rendition="#aq">Fourier</hi> voran, und jener &#x017F;etzt die Spei-<lb/>
&#x017F;en auf. An dem Ko&#x0364;niglichen Spani&#x017F;chen Hofe<lb/>
u&#x0364;bergiebt der Auf&#x017F;eher u&#x0364;ber das Brodt und Back-<lb/>
werck, und der Frucht-Mei&#x017F;ter die Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;eln ihren<lb/>
Aemtern. Der Groß-Becken- oder Back-Mei&#x017F;ter<lb/>
&#x017F;etzt &#x017F;ie auf die Tafel, nachdem er &#x017F;ie vorher <hi rendition="#aq">creden-</hi><lb/>
tzet. Der Groß-Becken- oder Back-Mei&#x017F;ter, neb&#x017F;t<lb/>
dem Vor&#x017F;chneider decken die Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;eln auf, und<lb/>
geben &#x017F;ie einen andern hierzu be&#x017F;tellten <hi rendition="#aq">Officiant</hi>en,<lb/>
der deßwegen hinter dem Vor&#x017F;chneider &#x017F;tehet. Hat<lb/>
&#x017F;ie die&#x017F;er bekommen, &#x017F;o u&#x0364;bergiebt er &#x017F;ie dem <hi rendition="#aq">Saucier,</hi><lb/>
welcher &#x017F;ie in &#x017F;ein Amt &#x017F;endet, um &#x017F;elbige warm zu<lb/>
machen, und folglich &#x017F;ie auf die Tafel des Ober-<lb/>
Hofmei&#x017F;ters, des Hofmei&#x017F;ters und der Junckern,<lb/>
&#x017F;o <hi rendition="#aq">&#x017F;ervi</hi>rt, zu &#x017F;etzen.</p><lb/>
          <p>§. 20. An manchen Ho&#x0364;fen, wo das <hi rendition="#aq">Ceremo-<lb/>
niel</hi> nicht &#x017F;onderlich geachtet wird, i&#x017F;t ein blo&#x017F;&#x017F;er<lb/><hi rendition="#aq">Maitre d&#x2019;hotel,</hi> der die Spei&#x017F;en auf der Tafel in<lb/>
Ordnung &#x017F;etzt. Bey gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Solennit</hi>a&#x0364;ten hinge-<lb/>
gen pflegt auch wohl u&#x0364;ber dem Ku&#x0364;chen-Mei&#x017F;ter<lb/>
und dem Cammer-<hi rendition="#aq">Fourier</hi> noch ein Hof-Mar-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chall</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0122] I. Theil. VIII. Capitul. ſetzt ſolche der oberſte Silber-Caͤmmerer auf die Tafel von der erſten Tracht. Es geſchicht auch wohl, daß daſelbſt die Cammer-Diener ſie den Dames in die Haͤnde geben, und dieſe dem Tren- chir-Fraͤulein zum Aufſetzen. Sie nehmen ſolche auch wieder von ihnen hinweg, und geben ſie den Cammer-Dienern zum Hinaustragen. §. 19. An vielen Koͤniglichen und Chur-Fuͤrſt- lichen Hoͤfen gehet uͤber dem Kuͤchen-Meiſter der Cammer-Fourier voran, und jener ſetzt die Spei- ſen auf. An dem Koͤniglichen Spaniſchen Hofe uͤbergiebt der Aufſeher uͤber das Brodt und Back- werck, und der Frucht-Meiſter die Schuͤſſeln ihren Aemtern. Der Groß-Becken- oder Back-Meiſter ſetzt ſie auf die Tafel, nachdem er ſie vorher creden- tzet. Der Groß-Becken- oder Back-Meiſter, nebſt dem Vorſchneider decken die Schuͤſſeln auf, und geben ſie einen andern hierzu beſtellten Officianten, der deßwegen hinter dem Vorſchneider ſtehet. Hat ſie dieſer bekommen, ſo uͤbergiebt er ſie dem Saucier, welcher ſie in ſein Amt ſendet, um ſelbige warm zu machen, und folglich ſie auf die Tafel des Ober- Hofmeiſters, des Hofmeiſters und der Junckern, ſo ſervirt, zu ſetzen. §. 20. An manchen Hoͤfen, wo das Ceremo- niel nicht ſonderlich geachtet wird, iſt ein bloſſer Maitre d’hotel, der die Speiſen auf der Tafel in Ordnung ſetzt. Bey groſſen Solennitaͤten hinge- gen pflegt auch wohl uͤber dem Kuͤchen-Meiſter und dem Cammer-Fourier noch ein Hof-Mar- ſchall

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/122
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/122>, abgerufen am 24.11.2024.