§. 47. Hinter die Tafeln placiren sich unter- schiedene grosse Hof-Ministri, als der Ober-Hof- Marschall, die Ober-Cammer-Herren, andere Cammer-Herren, u. s. w. Bey grossen Solennien bleiben diejenigen Cammer-Herren oder Cammer- Junckern, die das Aufwarten haben, die gantze Zeit, so lange als die Tafel währt, hinter den Fürstlichen Personen stehen, sonst aber nur so lange, biß die Fürstlichen Personen den ersten Trunck gethan/ oder biß sie ein Zeichen geben, daß sie sich reteriren sollen, alsdenn gehen sie nebst dem Hof-Marschall, Hauß-Marschall, oder andern grossen Hof-Offi- cianten, oder den übrigen Hof-Cavalieren, an die vor ihnen zubereitete Tafeln, und lassen nur die Pa- gen und Laquais bey der Tafel zur Aufwartung, biß die Confituren aufgesetzt. An einigen Höfen warten nur die Pagen bey den Tafeln auf, und darf sich kein Laquay oder Cammer-Diener denselben nähern.
§. 48. An dem Kayserlichen Hof bleibt der Ober- Cämmerer stets hinter den Sessel stehen, der Ober- Küchenmeister befindet sich nebst dem Ober-Sil- ber-Cämmerer auch ebenfalls meist gegenwärtig, und die Kayserlichen Pagen tragen die Speisen auf die Tafeln ab, und zu. Hierbey ist zu wissen, daß die Truchsesse, Vorschneider, Mundschencken und Stabelmeister an dem Kayserlichen Hofe lauter Edelleute von guten Geschlechtern, auch wohl gar Grafen sind.
§. 49.
Von dem Tafel-Ceremoniel.
Dames und Cavaliers nach ihrem Range und Ordnung.
§. 47. Hinter die Tafeln placiren ſich unter- ſchiedene groſſe Hof-Miniſtri, als der Ober-Hof- Marſchall, die Ober-Cammer-Herren, andere Cammer-Herren, u. ſ. w. Bey groſſen Solennien bleiben diejenigen Cammer-Herren oder Cammer- Junckern, die das Aufwarten haben, die gantze Zeit, ſo lange als die Tafel waͤhrt, hinter den Fuͤrſtlichen Perſonen ſtehen, ſonſt aber nur ſo lange, biß die Fuͤrſtlichen Perſonen den erſten Trunck gethan/ oder biß ſie ein Zeichen geben, daß ſie ſich reteriren ſollen, alsdenn gehen ſie nebſt dem Hof-Marſchall, Hauß-Marſchall, oder andern groſſen Hof-Offi- cianten, oder den uͤbrigen Hof-Cavalieren, an die vor ihnen zubereitete Tafeln, und laſſen nur die Pa- gen und Laquais bey der Tafel zur Aufwartung, biß die Confituren aufgeſetzt. An einigen Hoͤfen warten nur die Pagen bey den Tafeln auf, und darf ſich kein Laquay oder Cammer-Diener denſelben naͤhern.
§. 48. An dem Kayſerlichen Hof bleibt der Ober- Caͤmmerer ſtets hinter den Seſſel ſtehen, der Ober- Kuͤchenmeiſter befindet ſich nebſt dem Ober-Sil- ber-Caͤmmerer auch ebenfalls meiſt gegenwaͤrtig, und die Kayſerlichen Pagen tragen die Speiſen auf die Tafeln ab, und zu. Hierbey iſt zu wiſſen, daß die Truchſeſſe, Vorſchneider, Mundſchencken und Stabelmeiſter an dem Kayſerlichen Hofe lauter Edelleute von guten Geſchlechtern, auch wohl gar Grafen ſind.
§. 49.
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Von dem Tafel-Ceremoniel.
Dames und Cavaliers nach ihrem Range und
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§. 47. Hinter die Tafeln placiren ſich unter-
ſchiedene groſſe Hof-Miniſtri, als der Ober-Hof-
Marſchall, die Ober-Cammer-Herren, andere
Cammer-Herren, u. ſ. w. Bey groſſen Solennien
bleiben diejenigen Cammer-Herren oder Cammer-
Junckern, die das Aufwarten haben, die gantze Zeit,
ſo lange als die Tafel waͤhrt, hinter den Fuͤrſtlichen
Perſonen ſtehen, ſonſt aber nur ſo lange, biß die
Fuͤrſtlichen Perſonen den erſten Trunck gethan/
oder biß ſie ein Zeichen geben, daß ſie ſich reteriren
ſollen, alsdenn gehen ſie nebſt dem Hof-Marſchall,
Hauß-Marſchall, oder andern groſſen Hof-Offi-
cianten, oder den uͤbrigen Hof-Cavalieren, an die
vor ihnen zubereitete Tafeln, und laſſen nur die Pa-
gen und Laquais bey der Tafel zur Aufwartung,
biß die Confituren aufgeſetzt. An einigen Hoͤfen
warten nur die Pagen bey den Tafeln auf, und darf
ſich kein Laquay oder Cammer-Diener denſelben
naͤhern.
§. 48. An dem Kayſerlichen Hof bleibt der Ober-
Caͤmmerer ſtets hinter den Seſſel ſtehen, der Ober-
Kuͤchenmeiſter befindet ſich nebſt dem Ober-Sil-
ber-Caͤmmerer auch ebenfalls meiſt gegenwaͤrtig,
und die Kayſerlichen Pagen tragen die Speiſen auf
die Tafeln ab, und zu. Hierbey iſt zu wiſſen, daß
die Truchſeſſe, Vorſchneider, Mundſchencken und
Stabelmeiſter an dem Kayſerlichen Hofe lauter
Edelleute von guten Geſchlechtern, auch wohl gar
Grafen ſind.
§. 49.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/135>, abgerufen am 21.11.2024.
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