Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Theil. X. Capitul.
Cavaliers, bißweilen auch von Cammer-Herren
und Generalen vorgetragen werden. Die Vor-
täntze, wie einer dem andern von den Fürstlichen
Personen nach Braut und Bräutigam vortantzen
solte, wurden vor diesem allezeit vorher ausgethei-
let; heutiges Tages ist man in diesem Stück nicht
mehr so accurat, und nimmt man es bey einer Lust-
barkeit so genau eben nicht, ob einer dem andern
vortantzet.

§. 36. Nach geendigtem Tantze helffen die sämt-
lichen Hoch-Fürstlichen Hochzeit-Gäste, insonder-
heit aber die Hoch-Fürstlichen Anverwandten,
Braut und Bräutigam zu Bette bringen. Biß-
weilen führet der Braut Vater, oder derjenige, so
dessen Stelle vertritt, den Fürstlichen Herrn
Bräutigam, wenn er in Nacht-Habit eingekleidet,
gantz allein zu der Braut vors Bette, giebt ihm eine
kleine Erinnerung, er verhoffte, er würde sich so ge-
gen seine Tochter zu bezeugen wissen, wie es einem
ehrliebenden Fürsten eignete und gebührte; wor-
auf der Fürstliche Herr Bräutigam in einem Com-
pliment
versichert, dieses Pfand als seinen eigenen
Leib, seine eigene Ehre, ja seine eigene Seele zu hal-
ten, und aus einem treuen, frommen, redlichen und
Fürstlichen Hertzen alles dasjenige zu leisten, was
ein ehrliebender Fürst und Bräutigam seiner gelieb-
ten Braut zu leisten schuldig wäre. Vor Zeiten
sind auch bey dieser Gelegenheit vor dem Braut-
Bette von einem Ministre des Bräutigams, solenne
und weitläufftige Reden gehalten worden, dem her-

nach

I. Theil. X. Capitul.
Cavaliers, bißweilen auch von Cammer-Herren
und Generalen vorgetragen werden. Die Vor-
taͤntze, wie einer dem andern von den Fuͤrſtlichen
Perſonen nach Braut und Braͤutigam vortantzen
ſolte, wurden vor dieſem allezeit vorher ausgethei-
let; heutiges Tages iſt man in dieſem Stuͤck nicht
mehr ſo accurat, und nimmt man es bey einer Luſt-
barkeit ſo genau eben nicht, ob einer dem andern
vortantzet.

§. 36. Nach geendigtem Tantze helffen die ſaͤmt-
lichen Hoch-Fuͤrſtlichen Hochzeit-Gaͤſte, inſonder-
heit aber die Hoch-Fuͤrſtlichen Anverwandten,
Braut und Braͤutigam zu Bette bringen. Biß-
weilen fuͤhret der Braut Vater, oder derjenige, ſo
deſſen Stelle vertritt, den Fuͤrſtlichen Herrn
Braͤutigam, wenn er in Nacht-Habit eingekleidet,
gantz allein zu der Braut vors Bette, giebt ihm eine
kleine Erinnerung, er verhoffte, er wuͤrde ſich ſo ge-
gen ſeine Tochter zu bezeugen wiſſen, wie es einem
ehrliebenden Fuͤrſten eignete und gebuͤhrte; wor-
auf der Fuͤrſtliche Herr Braͤutigam in einem Com-
pliment
verſichert, dieſes Pfand als ſeinen eigenen
Leib, ſeine eigene Ehre, ja ſeine eigene Seele zu hal-
ten, und aus einem treuen, frommen, redlichen und
Fuͤrſtlichen Hertzen alles dasjenige zu leiſten, was
ein ehrliebender Fuͤrſt und Braͤutigam ſeiner gelieb-
ten Braut zu leiſten ſchuldig waͤre. Vor Zeiten
ſind auch bey dieſer Gelegenheit vor dem Braut-
Bette von einem Miniſtre des Bꝛaͤutigams, ſolenne
und weitlaͤufftige Reden gehalten worden, dem her-

nach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0176" n="152"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">X.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Cavaliers,</hi> bißweilen auch von Cammer-Herren<lb/>
und <hi rendition="#aq">General</hi>en vorgetragen werden. Die Vor-<lb/>
ta&#x0364;ntze, wie einer dem andern von den Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen<lb/>
Per&#x017F;onen nach Braut und Bra&#x0364;utigam vortantzen<lb/>
&#x017F;olte, wurden vor die&#x017F;em allezeit vorher ausgethei-<lb/>
let; heutiges Tages i&#x017F;t man in die&#x017F;em Stu&#x0364;ck nicht<lb/>
mehr &#x017F;o <hi rendition="#aq">accurat,</hi> und nimmt man es bey einer Lu&#x017F;t-<lb/>
barkeit &#x017F;o genau eben nicht, ob einer dem andern<lb/>
vortantzet.</p><lb/>
          <p>§. 36. Nach geendigtem Tantze helffen die &#x017F;a&#x0364;mt-<lb/>
lichen Hoch-Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Hochzeit-Ga&#x0364;&#x017F;te, in&#x017F;onder-<lb/>
heit aber die Hoch-Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Anverwandten,<lb/>
Braut und Bra&#x0364;utigam zu Bette bringen. Biß-<lb/>
weilen fu&#x0364;hret der Braut Vater, oder derjenige, &#x017F;o<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Stelle vertritt, den Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Herrn<lb/>
Bra&#x0364;utigam, wenn er in Nacht-Habit eingekleidet,<lb/>
gantz allein zu der Braut vors Bette, giebt ihm eine<lb/>
kleine Erinnerung, er verhoffte, er wu&#x0364;rde &#x017F;ich &#x017F;o ge-<lb/>
gen &#x017F;eine Tochter zu bezeugen wi&#x017F;&#x017F;en, wie es einem<lb/>
ehrliebenden Fu&#x0364;r&#x017F;ten eignete und gebu&#x0364;hrte; wor-<lb/>
auf der Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Herr Bra&#x0364;utigam in einem <hi rendition="#aq">Com-<lb/>
pliment</hi> ver&#x017F;ichert, die&#x017F;es Pfand als &#x017F;einen eigenen<lb/>
Leib, &#x017F;eine eigene Ehre, ja &#x017F;eine eigene Seele zu hal-<lb/>
ten, und aus einem treuen, frommen, redlichen und<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Hertzen alles dasjenige zu lei&#x017F;ten, was<lb/>
ein ehrliebender Fu&#x0364;r&#x017F;t und Bra&#x0364;utigam &#x017F;einer gelieb-<lb/>
ten Braut zu lei&#x017F;ten &#x017F;chuldig wa&#x0364;re. Vor Zeiten<lb/>
&#x017F;ind auch bey die&#x017F;er Gelegenheit vor dem Braut-<lb/>
Bette von einem <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tre</hi> des B&#xA75B;a&#x0364;utigams, <hi rendition="#aq">&#x017F;olenne</hi><lb/>
und weitla&#x0364;ufftige Reden gehalten worden, dem her-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nach</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0176] I. Theil. X. Capitul. Cavaliers, bißweilen auch von Cammer-Herren und Generalen vorgetragen werden. Die Vor- taͤntze, wie einer dem andern von den Fuͤrſtlichen Perſonen nach Braut und Braͤutigam vortantzen ſolte, wurden vor dieſem allezeit vorher ausgethei- let; heutiges Tages iſt man in dieſem Stuͤck nicht mehr ſo accurat, und nimmt man es bey einer Luſt- barkeit ſo genau eben nicht, ob einer dem andern vortantzet. §. 36. Nach geendigtem Tantze helffen die ſaͤmt- lichen Hoch-Fuͤrſtlichen Hochzeit-Gaͤſte, inſonder- heit aber die Hoch-Fuͤrſtlichen Anverwandten, Braut und Braͤutigam zu Bette bringen. Biß- weilen fuͤhret der Braut Vater, oder derjenige, ſo deſſen Stelle vertritt, den Fuͤrſtlichen Herrn Braͤutigam, wenn er in Nacht-Habit eingekleidet, gantz allein zu der Braut vors Bette, giebt ihm eine kleine Erinnerung, er verhoffte, er wuͤrde ſich ſo ge- gen ſeine Tochter zu bezeugen wiſſen, wie es einem ehrliebenden Fuͤrſten eignete und gebuͤhrte; wor- auf der Fuͤrſtliche Herr Braͤutigam in einem Com- pliment verſichert, dieſes Pfand als ſeinen eigenen Leib, ſeine eigene Ehre, ja ſeine eigene Seele zu hal- ten, und aus einem treuen, frommen, redlichen und Fuͤrſtlichen Hertzen alles dasjenige zu leiſten, was ein ehrliebender Fuͤrſt und Braͤutigam ſeiner gelieb- ten Braut zu leiſten ſchuldig waͤre. Vor Zeiten ſind auch bey dieſer Gelegenheit vor dem Braut- Bette von einem Miniſtre des Bꝛaͤutigams, ſolenne und weitlaͤufftige Reden gehalten worden, dem her- nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/176
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/176>, abgerufen am 21.11.2024.