die Päbstliche Cammer nicht verarmen kan, und erwachsene Leute müssen offtmahls mit Lumpen vorlieb nehmen, die zwar als Heiligthümer beschrie- ben werden, in der That aber offtmahls von man- chen unheiligen Bettler, aus einem unsaubern Ho- spital ihren Ursprung nehmen. S. Europäische Fama XXV. Theil. Etwas seltzames war es, daß Pabst Clemens XI. Anno 1705 den neugebohr- nen Hertzog von Bretagne, sehr kostbare Windeln widmete, er starb aber, ehe sie von Rom wegge- führt und überliefert werden konten. Hierauf ent- schloß sich der Pabst, dieselben als Altar-Tücher zu gebrauchen, dieweil es dem Scheine nach nicht seyn solte, daß sie einen jungen Fürsten dienten, da drey derselbigen, denen sie destinirt gewesen, nem- lich der Portugiesische, Kayserliche und Frantzösi- sche Printz, hintereinander gestorben. S. den XVII. Tomum des Theatri Europaei p. 206.
§. 12. Es lauffen bey einer Hoch-Fürstlichen Entbindung, nicht allein von Fürstlichen Personen, mancherley Praesente ein, sondern es geschicht auch wohl, daß die Land-Stände, von Ritterschafft und Städten, durch gewisse Deputirte, ja auch wohl eintzelne Collegia, Jnnungen und Gemeinden, zu Bezeugung ihrer Devotion und allgemeinen Freu- de des Landes, zum Wiegen-Bande gewisse Ge- schencke überreichen. Es werden auch wohl gar bißweilen die Ammen kostbar beschenckt. Also regalirte der Cardinal Portocarero die Amme des Printzens von Asturien mit einer mit Diamanten
besetzten
Von Geburth u. Tauffe Fuͤrſtl. Kinder.
die Paͤbſtliche Cammer nicht verarmen kan, und erwachſene Leute muͤſſen offtmahls mit Lumpen vorlieb nehmen, die zwar als Heiligthuͤmer beſchrie- ben werden, in der That aber offtmahls von man- chen unheiligen Bettler, aus einem unſaubern Ho- ſpital ihren Urſprung nehmen. S. Europaͤiſche Fama XXV. Theil. Etwas ſeltzames war es, daß Pabſt Clemens XI. Anno 1705 den neugebohr- nen Hertzog von Bretagne, ſehr koſtbare Windeln widmete, er ſtarb aber, ehe ſie von Rom wegge- fuͤhrt und uͤberliefert werden konten. Hierauf ent- ſchloß ſich der Pabſt, dieſelben als Altar-Tuͤcher zu gebrauchen, dieweil es dem Scheine nach nicht ſeyn ſolte, daß ſie einen jungen Fuͤrſten dienten, da drey derſelbigen, denen ſie deſtinirt geweſen, nem- lich der Portugieſiſche, Kayſerliche und Frantzoͤſi- ſche Printz, hintereinander geſtorben. S. den XVII. Tomum des Theatri Europæi p. 206.
§. 12. Es lauffen bey einer Hoch-Fuͤrſtlichen Entbindung, nicht allein von Fuͤrſtlichen Perſonen, mancherley Præſente ein, ſondern es geſchicht auch wohl, daß die Land-Staͤnde, von Ritterſchafft und Staͤdten, durch gewiſſe Deputirte, ja auch wohl eintzelne Collegia, Jnnungen und Gemeinden, zu Bezeugung ihrer Devotion und allgemeinen Freu- de des Landes, zum Wiegen-Bande gewiſſe Ge- ſchencke uͤberreichen. Es werden auch wohl gar bißweilen die Ammen koſtbar beſchenckt. Alſo regalirte der Cardinal Portocarero die Amme des Printzens von Aſturien mit einer mit Diamanten
beſetzten
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Von Geburth u. Tauffe Fuͤrſtl. Kinder.
die Paͤbſtliche Cammer nicht verarmen kan, und
erwachſene Leute muͤſſen offtmahls mit Lumpen
vorlieb nehmen, die zwar als Heiligthuͤmer beſchrie-
ben werden, in der That aber offtmahls von man-
chen unheiligen Bettler, aus einem unſaubern Ho-
ſpital ihren Urſprung nehmen. S. Europaͤiſche
Fama XXV. Theil. Etwas ſeltzames war es, daß
Pabſt Clemens XI. Anno 1705 den neugebohr-
nen Hertzog von Bretagne, ſehr koſtbare Windeln
widmete, er ſtarb aber, ehe ſie von Rom wegge-
fuͤhrt und uͤberliefert werden konten. Hierauf ent-
ſchloß ſich der Pabſt, dieſelben als Altar-Tuͤcher
zu gebrauchen, dieweil es dem Scheine nach nicht
ſeyn ſolte, daß ſie einen jungen Fuͤrſten dienten, da
drey derſelbigen, denen ſie deſtinirt geweſen, nem-
lich der Portugieſiſche, Kayſerliche und Frantzoͤſi-
ſche Printz, hintereinander geſtorben. S. den XVII.
Tomum des Theatri Europæi p. 206.
§. 12. Es lauffen bey einer Hoch-Fuͤrſtlichen
Entbindung, nicht allein von Fuͤrſtlichen Perſonen,
mancherley Præſente ein, ſondern es geſchicht auch
wohl, daß die Land-Staͤnde, von Ritterſchafft und
Staͤdten, durch gewiſſe Deputirte, ja auch wohl
eintzelne Collegia, Jnnungen und Gemeinden, zu
Bezeugung ihrer Devotion und allgemeinen Freu-
de des Landes, zum Wiegen-Bande gewiſſe Ge-
ſchencke uͤberreichen. Es werden auch wohl gar
bißweilen die Ammen koſtbar beſchenckt. Alſo
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/199>, abgerufen am 21.11.2024.
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