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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Geburth u. Tauffe Fürstl. Kinder.
Händen haltend, entgegen; die Durchlauchtigste
Wöchnerin nähert sich mit ihrem Kinde dem hohen
Altar, sie kniet davor nieder, bekommt eine geweyhe-
te weisse brennende Wachs-Kertze in die Hand,
und erhält von dem Päbstlichen Nuntio, einem
Cardinal oder Ertz-Bischoff, der in Pontifical-Ha-
bit
angethan, und deme 2. Praelaten assistiren, den
Seegen. Der Cardinal oder Bischoff leget den
Printz oder die Printzeßin auf den Altar, und lassen
sie so lange liegen, biß die gewöhnlichen Gebethe
verrichtet worden, alsdenn giebt er das Kind der
Wöchnerin wieder zurück, nachdem er ihm die Be-
nediction
mitgetheilet. Hierauf wird öffentlicher
Gottesdienst, und eine solenne Messe gehalten, und
das Te Deum laudamus unter Trompeten- und
Paucken-Schall, auch wohl unter Abfeuerung der
Canonen abgesungen; es wird auf dem hohen Al-
tar viel Geld geopffert, und einem gewissen Heili-
gen zu Ehren, über die allgemeine, die an die Heilige
Dreyfaltigkeit geschicht, auch noch eine besondere
Dancksagung abgestattet. Die Procession gehet
auf eben die Weise, wie sie in die Kirche gegangen,
aus derselben wieder zurück; die Herrschafft be-
kommt von ihren Ministris und fremden Gesand-
ten die Gratulationen; es ist denselben Tag bey
Hofe Galla und solenne öffentliche Tafel, und auf
den Abend siehet man mancherley Freuden-Feuer,
Illuminationen und andere Lustbarkeiten, die auch
wohl zuweilen einige Tage continuiren.

Das
N

Von Geburth u. Tauffe Fuͤrſtl. Kinder.
Haͤnden haltend, entgegen; die Durchlauchtigſte
Woͤchnerin naͤhert ſich mit ihrem Kinde dem hohen
Altar, ſie kniet davor nieder, bekommt eine geweyhe-
te weiſſe brennende Wachs-Kertze in die Hand,
und erhaͤlt von dem Paͤbſtlichen Nuntio, einem
Cardinal oder Ertz-Biſchoff, der in Pontifical-Ha-
bit
angethan, und deme 2. Prælaten aſſiſtiren, den
Seegen. Der Cardinal oder Biſchoff leget den
Printz oder die Printzeßin auf den Altar, und laſſen
ſie ſo lange liegen, biß die gewoͤhnlichen Gebethe
verrichtet worden, alsdenn giebt er das Kind der
Woͤchnerin wieder zuruͤck, nachdem er ihm die Be-
nediction
mitgetheilet. Hierauf wird oͤffentlicher
Gottesdienſt, und eine ſolenne Meſſe gehalten, und
das Te Deum laudamus unter Trompeten- und
Paucken-Schall, auch wohl unter Abfeuerung der
Canonen abgeſungen; es wird auf dem hohen Al-
tar viel Geld geopffert, und einem gewiſſen Heili-
gen zu Ehren, uͤber die allgemeine, die an die Heilige
Dreyfaltigkeit geſchicht, auch noch eine beſondere
Danckſagung abgeſtattet. Die Proceſſion gehet
auf eben die Weiſe, wie ſie in die Kirche gegangen,
aus derſelben wieder zuruͤck; die Herrſchafft be-
kommt von ihren Miniſtris und fremden Geſand-
ten die Gratulationen; es iſt denſelben Tag bey
Hofe Galla und ſolenne oͤffentliche Tafel, und auf
den Abend ſiehet man mancherley Freuden-Feuer,
Illuminationen und andere Luſtbarkeiten, die auch
wohl zuweilen einige Tage continuiren.

Das
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[193/0217] Von Geburth u. Tauffe Fuͤrſtl. Kinder. Haͤnden haltend, entgegen; die Durchlauchtigſte Woͤchnerin naͤhert ſich mit ihrem Kinde dem hohen Altar, ſie kniet davor nieder, bekommt eine geweyhe- te weiſſe brennende Wachs-Kertze in die Hand, und erhaͤlt von dem Paͤbſtlichen Nuntio, einem Cardinal oder Ertz-Biſchoff, der in Pontifical-Ha- bit angethan, und deme 2. Prælaten aſſiſtiren, den Seegen. Der Cardinal oder Biſchoff leget den Printz oder die Printzeßin auf den Altar, und laſſen ſie ſo lange liegen, biß die gewoͤhnlichen Gebethe verrichtet worden, alsdenn giebt er das Kind der Woͤchnerin wieder zuruͤck, nachdem er ihm die Be- nediction mitgetheilet. Hierauf wird oͤffentlicher Gottesdienſt, und eine ſolenne Meſſe gehalten, und das Te Deum laudamus unter Trompeten- und Paucken-Schall, auch wohl unter Abfeuerung der Canonen abgeſungen; es wird auf dem hohen Al- tar viel Geld geopffert, und einem gewiſſen Heili- gen zu Ehren, uͤber die allgemeine, die an die Heilige Dreyfaltigkeit geſchicht, auch noch eine beſondere Danckſagung abgeſtattet. Die Proceſſion gehet auf eben die Weiſe, wie ſie in die Kirche gegangen, aus derſelben wieder zuruͤck; die Herrſchafft be- kommt von ihren Miniſtris und fremden Geſand- ten die Gratulationen; es iſt denſelben Tag bey Hofe Galla und ſolenne oͤffentliche Tafel, und auf den Abend ſiehet man mancherley Freuden-Feuer, Illuminationen und andere Luſtbarkeiten, die auch wohl zuweilen einige Tage continuiren. Das N

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/217>, abgerufen am 21.11.2024.