was beständiges nützliches und ernsthafftes zu ap- pliciren. Jn den vorigen Zeiten war unter den grossen Herren das Drechseln ziemlich mode, es ist aber dieses amusement ziemlich abkommen, man kan auch in der That jungen Herrn einen an- dern Zeitvertreib machen, der ihnen plaisanter und nützlicher ist.
§. 20. Es ist wohlgethan, wenn der Hofmei- ster in den Promenaden und Lust-Reisen die er mit ihnen vornimmt, eines und das andere aus der Physic und Mathematie, so in die Cameral-Wis- senschafft läufft, bey der Gelegenheit ihnen im Di- scours beybringt, oder sie bißweilen zu allerhand Künstlern in der Hoch-Fürstlichen Residenz her- um führet, oder die Naturalien- und Kunst-Kam- mern mit ihnen besucht, oder ihnen allerhand Mo- delle von Vestungen, Schlössern, Gebäuden, Ma- chinen u. s. w. erklähret, auch sie mit mancherley optischen Raritäten, mit kleinen Feuerwercken, Il- luminationen u. s. w. zu divertiren sucht.
§. 21. Die Manege ist ein solch Exercitium, zu welchem junge Printzen bey Zeiten angeführet wer- den. Hierbey muß ein Hofmeister auf das ernst- lichste Sorge tragen, daß der Bereuter die junge Herrschafft nicht über die behörige Zeit auf der Reitbahne aufhälte, ingleichen sie nicht zu zeitlich auf den Springer setze, und sie bey dem Auf- und Absteigen der Pferde wohl in acht genommen werden.
§. 22.
I. Theil. XII. Capitul.
was beſtaͤndiges nuͤtzliches und ernſthafftes zu ap- pliciren. Jn den vorigen Zeiten war unter den groſſen Herren das Drechſeln ziemlich mode, es iſt aber dieſes amuſement ziemlich abkommen, man kan auch in der That jungen Herrn einen an- dern Zeitvertreib machen, der ihnen plaiſanter und nuͤtzlicher iſt.
§. 20. Es iſt wohlgethan, wenn der Hofmei- ſter in den Promenaden und Luſt-Reiſen die er mit ihnen vornimmt, eines und das andere aus der Phyſic und Mathematie, ſo in die Cameral-Wiſ- ſenſchafft laͤufft, bey der Gelegenheit ihnen im Di- ſcours beybringt, oder ſie bißweilen zu allerhand Kuͤnſtlern in der Hoch-Fuͤrſtlichen Reſidenz her- um fuͤhret, oder die Naturalien- und Kunſt-Kam- mern mit ihnen beſucht, oder ihnen allerhand Mo- delle von Veſtungen, Schloͤſſern, Gebaͤuden, Ma- chinen u. ſ. w. erklaͤhret, auch ſie mit mancherley optiſchen Raritaͤten, mit kleinen Feuerwercken, Il- luminationen u. ſ. w. zu divertiren ſucht.
§. 21. Die Manége iſt ein ſolch Exercitium, zu welchem junge Printzen bey Zeiten angefuͤhret wer- den. Hierbey muß ein Hofmeiſter auf das ernſt- lichſte Sorge tragen, daß der Bereuter die junge Herrſchafft nicht uͤber die behoͤrige Zeit auf der Reitbahne aufhaͤlte, ingleichen ſie nicht zu zeitlich auf den Springer ſetze, und ſie bey dem Auf- und Abſteigen der Pferde wohl in acht genommen werden.
§. 22.
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I. Theil. XII. Capitul.
was beſtaͤndiges nuͤtzliches und ernſthafftes zu ap-
pliciren. Jn den vorigen Zeiten war unter den
groſſen Herren das Drechſeln ziemlich mode, es
iſt aber dieſes amuſement ziemlich abkommen,
man kan auch in der That jungen Herrn einen an-
dern Zeitvertreib machen, der ihnen plaiſanter
und nuͤtzlicher iſt.
§. 20. Es iſt wohlgethan, wenn der Hofmei-
ſter in den Promenaden und Luſt-Reiſen die er mit
ihnen vornimmt, eines und das andere aus der
Phyſic und Mathematie, ſo in die Cameral-Wiſ-
ſenſchafft laͤufft, bey der Gelegenheit ihnen im Di-
ſcours beybringt, oder ſie bißweilen zu allerhand
Kuͤnſtlern in der Hoch-Fuͤrſtlichen Reſidenz her-
um fuͤhret, oder die Naturalien- und Kunſt-Kam-
mern mit ihnen beſucht, oder ihnen allerhand Mo-
delle von Veſtungen, Schloͤſſern, Gebaͤuden, Ma-
chinen u. ſ. w. erklaͤhret, auch ſie mit mancherley
optiſchen Raritaͤten, mit kleinen Feuerwercken, Il-
luminationen u. ſ. w. zu divertiren ſucht.
§. 21. Die Manége iſt ein ſolch Exercitium, zu
welchem junge Printzen bey Zeiten angefuͤhret wer-
den. Hierbey muß ein Hofmeiſter auf das ernſt-
lichſte Sorge tragen, daß der Bereuter die junge
Herrſchafft nicht uͤber die behoͤrige Zeit auf der
Reitbahne aufhaͤlte, ingleichen ſie nicht zu zeitlich
auf den Springer ſetze, und ſie bey dem Auf- und
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werden.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/232>, abgerufen am 16.02.2025.
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