Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Von Auferziehung der Fürstl. Printzen.

§. 27. Bevor sie abreisen, ertheilen die Durch-
lauchtigsten Väter, so wohl ihren Printzen, als de-
ren Hofmeistern, die sie ihnen mitgeben, gewisse In-
struction
en, wie sie sich auf ihrer Reise verhalten
sollen und befehlen ihnen an, daß sie von Monath
zu Monath, oder von Woche zu Woche ihr gehal-
ten Reise-Diarium einschicken sollen. Jnsonder-
heit binden sie ihnen auf das allernach drücklichste
ein, daß sie sich bey fremden Religions-Verwand-
ten von demjenigen Glauben, zu dem sie sich beken-
nen, im geringsten nicht sollen abwendig machen
lassen. Wo eine Religions-Veränderung besorget
wird, ruffen sie dieselben alsobald nach Hause, und
wo sie allbereits erfolget, stellen sie ihnen ihren Un-
bestand auf das nachdrücklichste zu Gemüthe. Ein
sehr eifriges und bündiges Schreiben, welches
Graf Johannes zu Nassau-Jdstein an seinen
Herrn Sohn Graf Gustav Adolph, anno 1653
abgehen lassen, worinnen er ihn auf das schärffste
verweiset, daß er zur Catholischen Kirche überge-
treten, kan in dem II. Theil von des Herrn Lünigs
Europäischer Staats-Cantzley p. 935. nachgele-
sen werden.

§. 28. Kommen die Printzen von den Reisen
aus frembden Landen wieder zurücke, so destiniren
sie nachgehends die Hoch-Fürstlichen Eltern zu ge-
wissen Geschäfften, die ihren Hoch-Fürstlichen
Stande anständig und geziemend, und zugleich
mit ihren natürlichen Neigungen übereinstimmig.
Die zum Kriege Lust haben engagiren sich bey ei-

ner
O 3
Von Auferziehung der Fuͤrſtl. Printzen.

§. 27. Bevor ſie abreiſen, ertheilen die Durch-
lauchtigſten Vaͤter, ſo wohl ihren Printzen, als de-
ren Hofmeiſtern, die ſie ihnen mitgeben, gewiſſe In-
ſtruction
en, wie ſie ſich auf ihrer Reiſe verhalten
ſollen und befehlen ihnen an, daß ſie von Monath
zu Monath, oder von Woche zu Woche ihr gehal-
ten Reiſe-Diarium einſchicken ſollen. Jnſonder-
heit binden ſie ihnen auf das allernach druͤcklichſte
ein, daß ſie ſich bey fremden Religions-Verwand-
ten von demjenigen Glauben, zu dem ſie ſich beken-
nen, im geringſten nicht ſollen abwendig machen
laſſen. Wo eine Religions-Veraͤnderung beſorget
wird, ruffen ſie dieſelben alſobald nach Hauſe, und
wo ſie allbereits erfolget, ſtellen ſie ihnen ihren Un-
beſtand auf das nachdruͤcklichſte zu Gemuͤthe. Ein
ſehr eifriges und buͤndiges Schreiben, welches
Graf Johannes zu Naſſau-Jdſtein an ſeinen
Herrn Sohn Graf Guſtav Adolph, anno 1653
abgehen laſſen, worinnen er ihn auf das ſchaͤrffſte
verweiſet, daß er zur Catholiſchen Kirche uͤberge-
treten, kan in dem II. Theil von des Herrn Luͤnigs
Europaͤiſcher Staats-Cantzley p. 935. nachgele-
ſen werden.

§. 28. Kommen die Printzen von den Reiſen
aus frembden Landen wieder zuruͤcke, ſo deſtiniren
ſie nachgehends die Hoch-Fuͤrſtlichen Eltern zu ge-
wiſſen Geſchaͤfften, die ihren Hoch-Fuͤrſtlichen
Stande anſtaͤndig und geziemend, und zugleich
mit ihren natuͤrlichen Neigungen uͤbereinſtimmig.
Die zum Kriege Luſt haben engagiren ſich bey ei-

ner
O 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0237" n="213"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von Auferziehung der Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Printzen.</hi> </fw><lb/>
          <p>§. 27. Bevor &#x017F;ie abrei&#x017F;en, ertheilen die Durch-<lb/>
lauchtig&#x017F;ten Va&#x0364;ter, &#x017F;o wohl ihren Printzen, als de-<lb/>
ren Hofmei&#x017F;tern, die &#x017F;ie ihnen mitgeben, gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">In-<lb/>
&#x017F;truction</hi>en, wie &#x017F;ie &#x017F;ich auf ihrer Rei&#x017F;e verhalten<lb/>
&#x017F;ollen und befehlen ihnen an, daß &#x017F;ie von Monath<lb/>
zu Monath, oder von Woche zu Woche ihr gehal-<lb/>
ten Rei&#x017F;e-<hi rendition="#aq">Diarium</hi> ein&#x017F;chicken &#x017F;ollen. Jn&#x017F;onder-<lb/>
heit binden &#x017F;ie ihnen auf das allernach dru&#x0364;cklich&#x017F;te<lb/>
ein, daß &#x017F;ie &#x017F;ich bey fremden Religions-Verwand-<lb/>
ten von demjenigen Glauben, zu dem &#x017F;ie &#x017F;ich beken-<lb/>
nen, im gering&#x017F;ten nicht &#x017F;ollen abwendig machen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Wo eine Religions-Vera&#x0364;nderung be&#x017F;orget<lb/>
wird, ruffen &#x017F;ie die&#x017F;elben al&#x017F;obald nach Hau&#x017F;e, und<lb/>
wo &#x017F;ie allbereits erfolget, &#x017F;tellen &#x017F;ie ihnen ihren Un-<lb/>
be&#x017F;tand auf das nachdru&#x0364;cklich&#x017F;te zu Gemu&#x0364;the. Ein<lb/>
&#x017F;ehr eifriges und bu&#x0364;ndiges Schreiben, welches<lb/>
Graf Johannes zu Na&#x017F;&#x017F;au-Jd&#x017F;tein an &#x017F;einen<lb/>
Herrn Sohn Graf Gu&#x017F;tav Adolph, <hi rendition="#aq">anno</hi> 1653<lb/>
abgehen la&#x017F;&#x017F;en, worinnen er ihn auf das &#x017F;cha&#x0364;rff&#x017F;te<lb/>
verwei&#x017F;et, daß er zur Catholi&#x017F;chen Kirche u&#x0364;berge-<lb/>
treten, kan in dem <hi rendition="#aq">II.</hi> Theil von des Herrn Lu&#x0364;nigs<lb/>
Europa&#x0364;i&#x017F;cher Staats-Cantzley <hi rendition="#aq">p.</hi> 935. nachgele-<lb/>
&#x017F;en werden.</p><lb/>
          <p>§. 28. Kommen die Printzen von den Rei&#x017F;en<lb/>
aus frembden Landen wieder zuru&#x0364;cke, &#x017F;o <hi rendition="#aq">de&#x017F;tini</hi>ren<lb/>
&#x017F;ie nachgehends die Hoch-Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Eltern zu ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en Ge&#x017F;cha&#x0364;fften, die ihren Hoch-Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen<lb/>
Stande an&#x017F;ta&#x0364;ndig und geziemend, und zugleich<lb/>
mit ihren natu&#x0364;rlichen Neigungen u&#x0364;berein&#x017F;timmig.<lb/>
Die zum Kriege Lu&#x017F;t haben <hi rendition="#aq">engagi</hi>ren &#x017F;ich bey ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ner</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0237] Von Auferziehung der Fuͤrſtl. Printzen. §. 27. Bevor ſie abreiſen, ertheilen die Durch- lauchtigſten Vaͤter, ſo wohl ihren Printzen, als de- ren Hofmeiſtern, die ſie ihnen mitgeben, gewiſſe In- ſtructionen, wie ſie ſich auf ihrer Reiſe verhalten ſollen und befehlen ihnen an, daß ſie von Monath zu Monath, oder von Woche zu Woche ihr gehal- ten Reiſe-Diarium einſchicken ſollen. Jnſonder- heit binden ſie ihnen auf das allernach druͤcklichſte ein, daß ſie ſich bey fremden Religions-Verwand- ten von demjenigen Glauben, zu dem ſie ſich beken- nen, im geringſten nicht ſollen abwendig machen laſſen. Wo eine Religions-Veraͤnderung beſorget wird, ruffen ſie dieſelben alſobald nach Hauſe, und wo ſie allbereits erfolget, ſtellen ſie ihnen ihren Un- beſtand auf das nachdruͤcklichſte zu Gemuͤthe. Ein ſehr eifriges und buͤndiges Schreiben, welches Graf Johannes zu Naſſau-Jdſtein an ſeinen Herrn Sohn Graf Guſtav Adolph, anno 1653 abgehen laſſen, worinnen er ihn auf das ſchaͤrffſte verweiſet, daß er zur Catholiſchen Kirche uͤberge- treten, kan in dem II. Theil von des Herrn Luͤnigs Europaͤiſcher Staats-Cantzley p. 935. nachgele- ſen werden. §. 28. Kommen die Printzen von den Reiſen aus frembden Landen wieder zuruͤcke, ſo deſtiniren ſie nachgehends die Hoch-Fuͤrſtlichen Eltern zu ge- wiſſen Geſchaͤfften, die ihren Hoch-Fuͤrſtlichen Stande anſtaͤndig und geziemend, und zugleich mit ihren natuͤrlichen Neigungen uͤbereinſtimmig. Die zum Kriege Luſt haben engagiren ſich bey ei- ner O 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/237
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/237>, abgerufen am 18.05.2024.