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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. XIV. Capitul.

§. 40. Bißweilen werden sie, nach Erlegung ei-
ner gewissen Caution de judicio sisti & judicatum
solvi,
auf freyen Fuß gestellet, bißweilen müssen sie
aber auch, nach dem Unterschied ihrer Verbrechen/
in Arrest verbleiben. Jhre Malversation wird
nachgehends durch gewisse darzu bestellte Commis-
sari
en untersucht; bißweilen wird denen ordentli-
chen Gerichts-Beamten ein oder mehr Hof-Rä-
the, auch wohl nach Gelegenheit, noch ein höherer
characterisirter Minister adjungirt; vielmahls
aber werden eigene und ausserordentliche Comissa-
ri
en darzu erwehlet, und mit besondern Pflichten
belegt, daß sie alles geheim halten sollen.

§. 41. Manche behalten ihre Dignität und ein-
mahl erlangten Character, ob sie schon in Arrest
gebracht worden, andere aber werden dessen bey
besondern Umständen vorher verlustig. Ein Pol-
nischer von Adel, welcher einmahl ein völliges Amt
überkommen, und in desselben würcklichem Besitz
ist, kan seiner einmahl erlangten Charge, wenn er
sich auch des allergrösten Verbrechens, wider die
Crone oder wider den Staat theilhafftig gemacht,
nicht so leicht beraubet und entsetzt werden, es müste
denn solches mit einmüthiger Bewilligung aller auf
dem Reichs-Tage versammleten Reichs-Stände
geschehen, und wenn sie auch alle, biß auf einen ein-
tzigen, den er unter einer solchen Menge auf seiner
Seite behalten, damit zufrieden wären, so würde
dennoch die Protestation dieses eintzigen so viel wür-
cken, daß er wider den Willen aller der übrigen das

einmahl
I. Theil. XIV. Capitul.

§. 40. Bißweilen werden ſie, nach Erlegung ei-
ner gewiſſen Caution de judicio ſiſti & judicatum
ſolvi,
auf freyen Fuß geſtellet, bißweilen muͤſſen ſie
aber auch, nach dem Unterſchied ihrer Verbrechen/
in Arreſt verbleiben. Jhre Malverſation wird
nachgehends durch gewiſſe darzu beſtellte Commis-
ſari
en unterſucht; bißweilen wird denen ordentli-
chen Gerichts-Beamten ein oder mehr Hof-Raͤ-
the, auch wohl nach Gelegenheit, noch ein hoͤherer
characteriſirter Miniſter adjungirt; vielmahls
aber werden eigene und auſſerordentliche Comiſſa-
ri
en darzu erwehlet, und mit beſondern Pflichten
belegt, daß ſie alles geheim halten ſollen.

§. 41. Manche behalten ihre Dignitaͤt und ein-
mahl erlangten Character, ob ſie ſchon in Arreſt
gebracht worden, andere aber werden deſſen bey
beſondern Umſtaͤnden vorher verluſtig. Ein Pol-
niſcher von Adel, welcher einmahl ein voͤlliges Amt
uͤberkommen, und in deſſelben wuͤrcklichem Beſitz
iſt, kan ſeiner einmahl erlangten Charge, wenn er
ſich auch des allergroͤſten Verbrechens, wider die
Crone oder wider den Staat theilhafftig gemacht,
nicht ſo leicht beraubet und entſetzt werden, es muͤſte
denn ſolches mit einmuͤthiger Bewilligung aller auf
dem Reichs-Tage verſammleten Reichs-Staͤnde
geſchehen, und wenn ſie auch alle, biß auf einen ein-
tzigen, den er unter einer ſolchen Menge auf ſeiner
Seite behalten, damit zufrieden waͤren, ſo wuͤrde
dennoch die Proteſtation dieſes eintzigen ſo viel wuͤr-
cken, daß er wider den Willen aller der uͤbrigen das

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[254/0278] I. Theil. XIV. Capitul. §. 40. Bißweilen werden ſie, nach Erlegung ei- ner gewiſſen Caution de judicio ſiſti & judicatum ſolvi, auf freyen Fuß geſtellet, bißweilen muͤſſen ſie aber auch, nach dem Unterſchied ihrer Verbrechen/ in Arreſt verbleiben. Jhre Malverſation wird nachgehends durch gewiſſe darzu beſtellte Commis- ſarien unterſucht; bißweilen wird denen ordentli- chen Gerichts-Beamten ein oder mehr Hof-Raͤ- the, auch wohl nach Gelegenheit, noch ein hoͤherer characteriſirter Miniſter adjungirt; vielmahls aber werden eigene und auſſerordentliche Comiſſa- rien darzu erwehlet, und mit beſondern Pflichten belegt, daß ſie alles geheim halten ſollen. §. 41. Manche behalten ihre Dignitaͤt und ein- mahl erlangten Character, ob ſie ſchon in Arreſt gebracht worden, andere aber werden deſſen bey beſondern Umſtaͤnden vorher verluſtig. Ein Pol- niſcher von Adel, welcher einmahl ein voͤlliges Amt uͤberkommen, und in deſſelben wuͤrcklichem Beſitz iſt, kan ſeiner einmahl erlangten Charge, wenn er ſich auch des allergroͤſten Verbrechens, wider die Crone oder wider den Staat theilhafftig gemacht, nicht ſo leicht beraubet und entſetzt werden, es muͤſte denn ſolches mit einmuͤthiger Bewilligung aller auf dem Reichs-Tage verſammleten Reichs-Staͤnde geſchehen, und wenn ſie auch alle, biß auf einen ein- tzigen, den er unter einer ſolchen Menge auf ſeiner Seite behalten, damit zufrieden waͤren, ſo wuͤrde dennoch die Proteſtation dieſes eintzigen ſo viel wuͤr- cken, daß er wider den Willen aller der uͤbrigen das einmahl

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/278>, abgerufen am 22.11.2024.