§. 38. Jst ein Minister bißweilen unschuldiger weise angeschwärtzt worden, und bekommt bey Zei- ten Nachricht davon, so begiebt er sich öffters unter fremde Protection, und führt daselbst seine Sa- chen aus. Also begab sich anno 1652. der vor- nehmste Königlich-Dänische Staats-Minister, Herr Corfiz Ullefeld, unter die Protection der Königin Christina in Schweden, und als der Kö- nig von Dennemarck darum schrieb, so antwortete die Königin: Es hat uns nicht wollen anstehen, da es nicht von uns begehret worden, ohne vorher- gehende Verhörung, mit unserer Censur einigen Menschen, er sey hohen oder niedrigen Standes, Freund oder Feind praejudicirlich zu seyn; son- dern haben ihm dißfalls diese Freyheit und Sicher- heit vergönnet, innerhalb unsern Grentzen und des- sen Provintzien, und unter unserer Jurisdiction so lange zu verbleiben, biß er seine Sachen bey Eurer Liebden ausgeführt und beygelegt hätte.
§. 39. Haben sich einige gewisser Malversatio- nen schuldig gemacht, so werden sie mit Arrest be- legt. Geschicht die Arretirung an einem öffentli- chen Orte, oder bey einem sehr grossen Staats-Mi- nister, so wird den andern Ministris fremder Puis- sancen Nachricht davon gegeben, auch wohl die gantze Historie gedruckt, und der Welt kund ge- than, weil doch grosse Herren ihre Facta und Ver- fahren in allen Dingen gerne justificiren wollen. Jn den Memoiren des Monsr. de Lamberty wird man hiervon einige Exempel antreffen.
§. 40.
Von den Hochfuͤrſtlichen Bedienten.
§. 38. Jſt ein Miniſter bißweilen unſchuldiger weiſe angeſchwaͤrtzt worden, und bekommt bey Zei- ten Nachricht davon, ſo begiebt er ſich oͤffters unter fremde Protection, und fuͤhrt daſelbſt ſeine Sa- chen aus. Alſo begab ſich anno 1652. der vor- nehmſte Koͤniglich-Daͤniſche Staats-Miniſter, Herr Corfiz Ullefeld, unter die Protection der Koͤnigin Chriſtina in Schweden, und als der Koͤ- nig von Dennemarck darum ſchrieb, ſo antwortete die Koͤnigin: Es hat uns nicht wollen anſtehen, da es nicht von uns begehret worden, ohne vorher- gehende Verhoͤrung, mit unſerer Cenſur einigen Menſchen, er ſey hohen oder niedrigen Standes, Freund oder Feind præjudicirlich zu ſeyn; ſon- dern haben ihm dißfalls dieſe Freyheit und Sicher- heit vergoͤnnet, innerhalb unſern Grentzen und deſ- ſen Provintzien, und unter unſerer Jurisdiction ſo lange zu verbleiben, biß er ſeine Sachen bey Eurer Liebden ausgefuͤhrt und beygelegt haͤtte.
§. 39. Haben ſich einige gewiſſer Malverſatio- nen ſchuldig gemacht, ſo werden ſie mit Arreſt be- legt. Geſchicht die Arretirung an einem oͤffentli- chen Orte, oder bey einem ſehr groſſen Staats-Mi- niſter, ſo wird den andern Miniſtris fremder Puis- ſancen Nachricht davon gegeben, auch wohl die gantze Hiſtorie gedruckt, und der Welt kund ge- than, weil doch groſſe Herren ihre Facta und Ver- fahren in allen Dingen gerne juſtificiren wollen. Jn den Memoiren des Monſr. de Lamberty wird man hiervon einige Exempel antreffen.
§. 40.
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Von den Hochfuͤrſtlichen Bedienten.
§. 38. Jſt ein Miniſter bißweilen unſchuldiger
weiſe angeſchwaͤrtzt worden, und bekommt bey Zei-
ten Nachricht davon, ſo begiebt er ſich oͤffters unter
fremde Protection, und fuͤhrt daſelbſt ſeine Sa-
chen aus. Alſo begab ſich anno 1652. der vor-
nehmſte Koͤniglich-Daͤniſche Staats-Miniſter,
Herr Corfiz Ullefeld, unter die Protection der
Koͤnigin Chriſtina in Schweden, und als der Koͤ-
nig von Dennemarck darum ſchrieb, ſo antwortete
die Koͤnigin: Es hat uns nicht wollen anſtehen, da
es nicht von uns begehret worden, ohne vorher-
gehende Verhoͤrung, mit unſerer Cenſur einigen
Menſchen, er ſey hohen oder niedrigen Standes,
Freund oder Feind præjudicirlich zu ſeyn; ſon-
dern haben ihm dißfalls dieſe Freyheit und Sicher-
heit vergoͤnnet, innerhalb unſern Grentzen und deſ-
ſen Provintzien, und unter unſerer Jurisdiction ſo
lange zu verbleiben, biß er ſeine Sachen bey Eurer
Liebden ausgefuͤhrt und beygelegt haͤtte.
§. 39. Haben ſich einige gewiſſer Malverſatio-
nen ſchuldig gemacht, ſo werden ſie mit Arreſt be-
legt. Geſchicht die Arretirung an einem oͤffentli-
chen Orte, oder bey einem ſehr groſſen Staats-Mi-
niſter, ſo wird den andern Miniſtris fremder Puis-
ſancen Nachricht davon gegeben, auch wohl die
gantze Hiſtorie gedruckt, und der Welt kund ge-
than, weil doch groſſe Herren ihre Facta und Ver-
fahren in allen Dingen gerne juſtificiren wollen.
Jn den Memoiren des Monſr. de Lamberty wird
man hiervon einige Exempel antreffen.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/277>, abgerufen am 22.11.2024.
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