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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. XVI. Capitul.
Halle pflegte zu sagen: den Lebendigen gehörten
Schmuck und Kleinodien, den Verstorbnen aber
keinesweges, daher sie auch dergleichen wenig in
den Sarg mitgenommen. S. Müllers Annal. Sa-
xon. p.
489. Die Römische Kayserin Eleonora
Magdalena Theresia
verlangte in ihrem Leben,
daß man nach Dero erfolgten Tode weder Dero
Leib waschen/ noch von einem Manns-Bilde ent-
blößen, noch weniger eröffnen oder einbalsamiren
solte, und sie auf das allerschlechteste einkleiden.
Es ist auch solches geschehen. Sie wurde in ei-
nem weißen Habit und Himmel-blauen Scapulier
von Cardis, auf welchen Scapulier oben auf der
Brust das Bildniß der Mariä Verkündigung ge-
wesen, und um den Leib mit einem gewöhnlichen
eisernen Kettlein, daran unten ein Todten-Kopff
gehangen, umgürtet, das Haupt aber mit einen
weißen Schleyer umgeben, in die Hände wurden
ihr ein braun höltzern Creutz mit einem höltzern
Rosenkrantz gegeben. Der Habit war eine Klei-
dung von der Gesellschafft der Durchlauchtigsten
Hoch-Adelichen so genannten Sclavinnen oder
Leibeigene Dienerinnen Mariä.

§. 5. So geschicht auch manchen kein Gefallen,
wenn sie in den Leichen-Predigten oder Persona-
li
en mit allzu vielen Lob beehret werden. Fürst
August zu Anhalt-Cöthen verordnete, man solte
ihn bey seiner Beysetzung kein Personal-Lob nach-
lesen, mit beygefügter Ursache, er hätte Ruhms
genug davon, daß er wüste daß sein Nahme im

Him-

I. Theil. XVI. Capitul.
Halle pflegte zu ſagen: den Lebendigen gehoͤrten
Schmuck und Kleinodien, den Verſtorbnen aber
keinesweges, daher ſie auch dergleichen wenig in
den Sarg mitgenommen. S. Müllers Annal. Sa-
xon. p.
489. Die Roͤmiſche Kayſerin Eleonora
Magdalena Thereſia
verlangte in ihrem Leben,
daß man nach Dero erfolgten Tode weder Dero
Leib waſchen/ noch von einem Manns-Bilde ent-
bloͤßen, noch weniger eroͤffnen oder einbalſamiren
ſolte, und ſie auf das allerſchlechteſte einkleiden.
Es iſt auch ſolches geſchehen. Sie wurde in ei-
nem weißen Habit und Himmel-blauen Scapulier
von Cardis, auf welchen Scapulier oben auf der
Bruſt das Bildniß der Mariaͤ Verkuͤndigung ge-
weſen, und um den Leib mit einem gewoͤhnlichen
eiſernen Kettlein, daran unten ein Todten-Kopff
gehangen, umguͤrtet, das Haupt aber mit einen
weißen Schleyer umgeben, in die Haͤnde wurden
ihr ein braun hoͤltzern Creutz mit einem hoͤltzern
Roſenkrantz gegeben. Der Habit war eine Klei-
dung von der Geſellſchafft der Durchlauchtigſten
Hoch-Adelichen ſo genannten Sclavinnen oder
Leibeigene Dienerinnen Mariaͤ.

§. 5. So geſchicht auch manchen kein Gefallen,
wenn ſie in den Leichen-Predigten oder Perſona-
li
en mit allzu vielen Lob beehret werden. Fuͤrſt
Auguſt zu Anhalt-Coͤthen verordnete, man ſolte
ihn bey ſeiner Beyſetzung kein Perſonal-Lob nach-
leſen, mit beygefuͤgter Urſache, er haͤtte Ruhms
genug davon, daß er wuͤſte daß ſein Nahme im

Him-
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[274/0298] I. Theil. XVI. Capitul. Halle pflegte zu ſagen: den Lebendigen gehoͤrten Schmuck und Kleinodien, den Verſtorbnen aber keinesweges, daher ſie auch dergleichen wenig in den Sarg mitgenommen. S. Müllers Annal. Sa- xon. p. 489. Die Roͤmiſche Kayſerin Eleonora Magdalena Thereſia verlangte in ihrem Leben, daß man nach Dero erfolgten Tode weder Dero Leib waſchen/ noch von einem Manns-Bilde ent- bloͤßen, noch weniger eroͤffnen oder einbalſamiren ſolte, und ſie auf das allerſchlechteſte einkleiden. Es iſt auch ſolches geſchehen. Sie wurde in ei- nem weißen Habit und Himmel-blauen Scapulier von Cardis, auf welchen Scapulier oben auf der Bruſt das Bildniß der Mariaͤ Verkuͤndigung ge- weſen, und um den Leib mit einem gewoͤhnlichen eiſernen Kettlein, daran unten ein Todten-Kopff gehangen, umguͤrtet, das Haupt aber mit einen weißen Schleyer umgeben, in die Haͤnde wurden ihr ein braun hoͤltzern Creutz mit einem hoͤltzern Roſenkrantz gegeben. Der Habit war eine Klei- dung von der Geſellſchafft der Durchlauchtigſten Hoch-Adelichen ſo genannten Sclavinnen oder Leibeigene Dienerinnen Mariaͤ. §. 5. So geſchicht auch manchen kein Gefallen, wenn ſie in den Leichen-Predigten oder Perſona- lien mit allzu vielen Lob beehret werden. Fuͤrſt Auguſt zu Anhalt-Coͤthen verordnete, man ſolte ihn bey ſeiner Beyſetzung kein Perſonal-Lob nach- leſen, mit beygefuͤgter Urſache, er haͤtte Ruhms genug davon, daß er wuͤſte daß ſein Nahme im Him-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/298>, abgerufen am 22.11.2024.