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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von der Fürstl. Pers. Vorber. zum Tode.
dem Parade-Bette gezeiget/ nicht allein ein wäch-
sern Bild hingelegt, sondern solches auch 40 Tage
und 40 Nächte mit einer Mittags- und Abend-
Mahlzeit bedienet.

§. 20. Bey den Römisch-Catholischen werden
die Leichen mit besondern Ceremonien, theils von
der Geistlichkeit, theils auch von den nächsten der
Familie mit Weyhwasser besprengt. Zuweilen
geschicht es auch von den Hof-Officianten, und da
muß dann ebenfalls der Rang und die Ordnung
dabey in Obacht genommen werden. Es werden
viel Seel-Messen dabey gehalten, mancherley Vi-
gili
en, unterschiedene an die Heiligen gerichteten
Gebether dabey abgelesen, und ein hauffen Beräu-
cherungen vorgenommen. Diese Ceremonien
dauren bißweilen einige Wochen hinter einander,
bald geschehen sie von einem Cardinal, bald von
dem Päbstlichen Nuntio, bald von diesem Colle-
gio,
bald von einem andern.

§. 21. Bey den Fürstlichen Särgen, sie mögen
nun in Zimmern oder in Kirchen stehen, werden
sehr viel silberne hohe Geridons gesetzt mit weissen
Wachs-Fackeln, die so wohl Tag als Nacht bren-
nen. Soll es noch proprer seyn, so siehet man
zwischen den Geridons und Girendolen unterschie-
dene grosse Flambeaux auf hohen versilberten Füs-
sen. Die Wachs-Kertzen werden gemeiniglich
mit Flohr umwunden, und gar offters mit Merck-
mahlen der Durchlauchtigsten Ahnen, mit Schil-
dern und Wapen ausgeziert. Man findet von

etlichen

Von der Fuͤrſtl. Perſ. Vorber. zum Tode.
dem Parade-Bette gezeiget/ nicht allein ein waͤch-
ſern Bild hingelegt, ſondern ſolches auch 40 Tage
und 40 Naͤchte mit einer Mittags- und Abend-
Mahlzeit bedienet.

§. 20. Bey den Roͤmiſch-Catholiſchen werden
die Leichen mit beſondern Ceremonien, theils von
der Geiſtlichkeit, theils auch von den naͤchſten der
Familie mit Weyhwaſſer beſprengt. Zuweilen
geſchicht es auch von den Hof-Officianten, und da
muß dann ebenfalls der Rang und die Ordnung
dabey in Obacht genommen werden. Es werden
viel Seel-Meſſen dabey gehalten, mancherley Vi-
gili
en, unterſchiedene an die Heiligen gerichteten
Gebether dabey abgeleſen, und ein hauffen Beraͤu-
cherungen vorgenommen. Dieſe Ceremonien
dauren bißweilen einige Wochen hinter einander,
bald geſchehen ſie von einem Cardinal, bald von
dem Paͤbſtlichen Nuntio, bald von dieſem Colle-
gio,
bald von einem andern.

§. 21. Bey den Fuͤrſtlichen Saͤrgen, ſie moͤgen
nun in Zimmern oder in Kirchen ſtehen, werden
ſehr viel ſilberne hohe Geridons geſetzt mit weiſſen
Wachs-Fackeln, die ſo wohl Tag als Nacht bren-
nen. Soll es noch proprer ſeyn, ſo ſiehet man
zwiſchen den Geridons und Girendolen unterſchie-
dene groſſe Flambeaux auf hohen verſilberten Fuͤſ-
ſen. Die Wachs-Kertzen werden gemeiniglich
mit Flohr umwunden, und gar offters mit Merck-
mahlen der Durchlauchtigſten Ahnen, mit Schil-
dern und Wapen ausgeziert. Man findet von

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[283/0307] Von der Fuͤrſtl. Perſ. Vorber. zum Tode. dem Parade-Bette gezeiget/ nicht allein ein waͤch- ſern Bild hingelegt, ſondern ſolches auch 40 Tage und 40 Naͤchte mit einer Mittags- und Abend- Mahlzeit bedienet. §. 20. Bey den Roͤmiſch-Catholiſchen werden die Leichen mit beſondern Ceremonien, theils von der Geiſtlichkeit, theils auch von den naͤchſten der Familie mit Weyhwaſſer beſprengt. Zuweilen geſchicht es auch von den Hof-Officianten, und da muß dann ebenfalls der Rang und die Ordnung dabey in Obacht genommen werden. Es werden viel Seel-Meſſen dabey gehalten, mancherley Vi- gilien, unterſchiedene an die Heiligen gerichteten Gebether dabey abgeleſen, und ein hauffen Beraͤu- cherungen vorgenommen. Dieſe Ceremonien dauren bißweilen einige Wochen hinter einander, bald geſchehen ſie von einem Cardinal, bald von dem Paͤbſtlichen Nuntio, bald von dieſem Colle- gio, bald von einem andern. §. 21. Bey den Fuͤrſtlichen Saͤrgen, ſie moͤgen nun in Zimmern oder in Kirchen ſtehen, werden ſehr viel ſilberne hohe Geridons geſetzt mit weiſſen Wachs-Fackeln, die ſo wohl Tag als Nacht bren- nen. Soll es noch proprer ſeyn, ſo ſiehet man zwiſchen den Geridons und Girendolen unterſchie- dene groſſe Flambeaux auf hohen verſilberten Fuͤſ- ſen. Die Wachs-Kertzen werden gemeiniglich mit Flohr umwunden, und gar offters mit Merck- mahlen der Durchlauchtigſten Ahnen, mit Schil- dern und Wapen ausgeziert. Man findet von etlichen

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/307>, abgerufen am 22.11.2024.