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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. XVI. Capitul.
etlichen hundert Jahren her, daß die Särge und
Baaren mit sehr viel Lichtern besetzt gewesen, da
an ieden ein kleines Schild aus dem Hoch-Fürst-
lichen Wapen gehangen. Also ist bey dem Leich-
Begängniß Hertzogs Albrechts zu Sachsen die
Bahre mit 114. Lichtern, iegliches vier Pfund
schwehr besteckt gewesen, und eine iegliche Kertze,
so die Grafen, Ritter und Edelleute bey Führung
der Schilder getragen, soll 18 Pfund gewogen
haben.

§. 22. Die Särge sind bißweilen sehr schlecht
von gemeinen Holtz, mit schwartzen Tuch ausge-
schlagen/ und ohne alle Zierrath. Chur-Fürst
Friedrich der Streitbahre zu Sachsen wurde in ei-
nen Sarg von Kiefern-Holtz gelegt, und mit ei-
nem langen schwartzen Rock, der ihm biß auf die
Füsse gieng, von einer wollenen klahren Sarge an-
gethan. S. Müllers Annal. Saxon. p. 14. Der
Römischen Kayserin Eleonorae Magdalenae Sarg
war ebenfalls ohn alle Zierrath. Die Aufschrifft
des Sarges war: Eleonora Magdalena Theresia,
arme Sünderin, gestorben anno 1720. den 19.
Januar. Oeffters werden sie doppelt verfertiget/
als erstlich von eichnen, oder wenn es noch kostbah-
rer seyn soll, von Cypressen-Holtz, und nachgehends
von Kupffer oder Zinn, oder wohl gar von Silber.
Einige Fürstliche Personen belieben Särge von
schwartzen Marmor, als welche bey Kriegs-Zeiten
und feindlichen Verheerungen eines Landes von
den Feinden nicht so aufgesucht werden, als wie das
Metall.

§. 23.

I. Theil. XVI. Capitul.
etlichen hundert Jahren her, daß die Saͤrge und
Baaren mit ſehr viel Lichtern beſetzt geweſen, da
an ieden ein kleines Schild aus dem Hoch-Fuͤrſt-
lichen Wapen gehangen. Alſo iſt bey dem Leich-
Begaͤngniß Hertzogs Albrechts zu Sachſen die
Bahre mit 114. Lichtern, iegliches vier Pfund
ſchwehr beſteckt geweſen, und eine iegliche Kertze,
ſo die Grafen, Ritter und Edelleute bey Fuͤhrung
der Schilder getragen, ſoll 18 Pfund gewogen
haben.

§. 22. Die Saͤrge ſind bißweilen ſehr ſchlecht
von gemeinen Holtz, mit ſchwartzen Tuch ausge-
ſchlagen/ und ohne alle Zierrath. Chur-Fuͤrſt
Friedrich der Streitbahre zu Sachſen wurde in ei-
nen Sarg von Kiefern-Holtz gelegt, und mit ei-
nem langen ſchwartzen Rock, der ihm biß auf die
Fuͤſſe gieng, von einer wollenen klahren Sarge an-
gethan. S. Muͤllers Annal. Saxon. p. 14. Der
Roͤmiſchen Kayſerin Eleonoræ Magdalenæ Sarg
war ebenfalls ohn alle Zierrath. Die Aufſchrifft
des Sarges war: Eleonora Magdalena Thereſia,
arme Suͤnderin, geſtorben anno 1720. den 19.
Januar. Oeffters werden ſie doppelt verfertiget/
als erſtlich von eichnen, oder wenn es noch koſtbah-
rer ſeyn ſoll, von Cypreſſen-Holtz, und nachgehends
von Kupffer oder Zinn, oder wohl gar von Silber.
Einige Fuͤrſtliche Perſonen belieben Saͤrge von
ſchwartzen Marmor, als welche bey Kriegs-Zeiten
und feindlichen Verheerungen eines Landes von
den Feinden nicht ſo aufgeſucht werden, als wie das
Metall.

§. 23.
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[284/0308] I. Theil. XVI. Capitul. etlichen hundert Jahren her, daß die Saͤrge und Baaren mit ſehr viel Lichtern beſetzt geweſen, da an ieden ein kleines Schild aus dem Hoch-Fuͤrſt- lichen Wapen gehangen. Alſo iſt bey dem Leich- Begaͤngniß Hertzogs Albrechts zu Sachſen die Bahre mit 114. Lichtern, iegliches vier Pfund ſchwehr beſteckt geweſen, und eine iegliche Kertze, ſo die Grafen, Ritter und Edelleute bey Fuͤhrung der Schilder getragen, ſoll 18 Pfund gewogen haben. §. 22. Die Saͤrge ſind bißweilen ſehr ſchlecht von gemeinen Holtz, mit ſchwartzen Tuch ausge- ſchlagen/ und ohne alle Zierrath. Chur-Fuͤrſt Friedrich der Streitbahre zu Sachſen wurde in ei- nen Sarg von Kiefern-Holtz gelegt, und mit ei- nem langen ſchwartzen Rock, der ihm biß auf die Fuͤſſe gieng, von einer wollenen klahren Sarge an- gethan. S. Muͤllers Annal. Saxon. p. 14. Der Roͤmiſchen Kayſerin Eleonoræ Magdalenæ Sarg war ebenfalls ohn alle Zierrath. Die Aufſchrifft des Sarges war: Eleonora Magdalena Thereſia, arme Suͤnderin, geſtorben anno 1720. den 19. Januar. Oeffters werden ſie doppelt verfertiget/ als erſtlich von eichnen, oder wenn es noch koſtbah- rer ſeyn ſoll, von Cypreſſen-Holtz, und nachgehends von Kupffer oder Zinn, oder wohl gar von Silber. Einige Fuͤrſtliche Perſonen belieben Saͤrge von ſchwartzen Marmor, als welche bey Kriegs-Zeiten und feindlichen Verheerungen eines Landes von den Feinden nicht ſo aufgeſucht werden, als wie das Metall. §. 23.

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/308>, abgerufen am 22.11.2024.