Verrichtungen zu sehen gewesen. S. das XXVIII. Stück der Einleitung zur neuesten Historie der Welt p. 234. Bey den Römisch-Catholischen werden die Särge gemeiniglich mit Weyhwasser besprengt, und einige Tage nach einander Beth- stunden und Music dabey gehalten.
§. 25. Jn den Kirchen werden nach dem Hin- tritt der Hoch-Fürstlichen Personen gemeiniglich prächtige Castra Doloris aufgerichtet. Jst ein Regent bey dem Römisch-Catholischen unter der Clerisey sehr beliebt gewesen, so werden ihm fast in allen Klöstern und von ieden Fraternitaeten der- gleichen erbauet. Jn den alten Zeiten findet man in den Geschichten wenig davon, und werden sie in Teutschland kaum von ein paar hundert Jahren her bekandt seyn. Sie werden mit den schönsten Statuen, Architectur- und Bildhauer-Arbeit, mit Fackeln und Illuminationen ambellirt, und mit Piedestalen, Sinn-Bildern und Inscriptionen ausgeziert.
§. 26. Bey den Trauer-Gerüsten praesentiren sich unterschiedene Statuen oder Tugenden, die mit den wahren Umständen der verstorbenen Fürst- lichen Person harmoniren müssen. Also würde sich bey einem weltlich gesinnten Herrn, der sich in seinem Leben trefflich nach der Weise der Welt lu- stig gemacht, die Gottgelassenheit, die Gedult, der beständige Glauben und das Verlangen nach dem Himmel sehr schlecht schicken, ob man schon der Devotion und Schmeicheley einige Freyheit ver-
statten
I. Theil. XVI. Capitul.
Verrichtungen zu ſehen geweſen. S. das XXVIII. Stuͤck der Einleitung zur neueſten Hiſtorie der Welt p. 234. Bey den Roͤmiſch-Catholiſchen werden die Saͤrge gemeiniglich mit Weyhwaſſer beſprengt, und einige Tage nach einander Beth- ſtunden und Muſic dabey gehalten.
§. 25. Jn den Kirchen werden nach dem Hin- tritt der Hoch-Fuͤrſtlichen Perſonen gemeiniglich praͤchtige Caſtra Doloris aufgerichtet. Jſt ein Regent bey dem Roͤmiſch-Catholiſchen unter der Cleriſey ſehr beliebt geweſen, ſo werden ihm faſt in allen Kloͤſtern und von ieden Fraternitæten der- gleichen erbauet. Jn den alten Zeiten findet man in den Geſchichten wenig davon, und werden ſie in Teutſchland kaum von ein paar hundert Jahren her bekandt ſeyn. Sie werden mit den ſchoͤnſten Statuen, Architectur- und Bildhauer-Arbeit, mit Fackeln und Illuminationen ambellirt, und mit Piedeſtalen, Sinn-Bildern und Inſcriptionen ausgeziert.
§. 26. Bey den Trauer-Geruͤſten præſentiren ſich unterſchiedene Statuen oder Tugenden, die mit den wahren Umſtaͤnden der verſtorbenen Fuͤrſt- lichen Perſon harmoniren muͤſſen. Alſo wuͤrde ſich bey einem weltlich geſinnten Herrn, der ſich in ſeinem Leben trefflich nach der Weiſe der Welt lu- ſtig gemacht, die Gottgelaſſenheit, die Gedult, der beſtaͤndige Glauben und das Verlangen nach dem Himmel ſehr ſchlecht ſchicken, ob man ſchon der Devotion und Schmeicheley einige Freyheit ver-
ſtatten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0310"n="286"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Theil. <hirendition="#aq">XVI.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
Verrichtungen zu ſehen geweſen. S. das <hirendition="#aq">XXVIII.</hi><lb/>
Stuͤck der Einleitung zur neueſten Hiſtorie der<lb/>
Welt <hirendition="#aq">p.</hi> 234. Bey den Roͤmiſch-Catholiſchen<lb/>
werden die Saͤrge gemeiniglich mit Weyhwaſſer<lb/>
beſprengt, und einige Tage nach einander Beth-<lb/>ſtunden und <hirendition="#aq">Muſic</hi> dabey gehalten.</p><lb/><p>§. 25. Jn den Kirchen werden nach dem Hin-<lb/>
tritt der Hoch-Fuͤrſtlichen Perſonen gemeiniglich<lb/>
praͤchtige <hirendition="#aq">Caſtra Doloris</hi> aufgerichtet. Jſt ein<lb/>
Regent bey dem Roͤmiſch-Catholiſchen unter der<lb/>
Cleriſey ſehr beliebt geweſen, ſo werden ihm faſt<lb/>
in allen Kloͤſtern und von ieden <hirendition="#aq">Fraternitæt</hi>en der-<lb/>
gleichen erbauet. Jn den alten Zeiten findet man<lb/>
in den Geſchichten wenig davon, und werden ſie<lb/>
in Teutſchland kaum von ein paar hundert Jahren<lb/>
her bekandt ſeyn. Sie werden mit den ſchoͤnſten<lb/><hirendition="#aq">Statu</hi>en, <hirendition="#aq">Architectur-</hi> und Bildhauer-Arbeit, mit<lb/>
Fackeln und <hirendition="#aq">Illumination</hi>en <hirendition="#aq">ambelli</hi>rt, und mit<lb/><hirendition="#aq">Piedeſtal</hi>en, Sinn-Bildern und <hirendition="#aq">Inſcription</hi>en<lb/>
ausgeziert.</p><lb/><p>§. 26. Bey den Trauer-Geruͤſten <hirendition="#aq">præſenti</hi>ren<lb/>ſich unterſchiedene <hirendition="#aq">Statu</hi>en oder Tugenden, die mit<lb/>
den wahren Umſtaͤnden der verſtorbenen Fuͤrſt-<lb/>
lichen Perſon <hirendition="#aq">harmoni</hi>ren muͤſſen. Alſo wuͤrde<lb/>ſich bey einem weltlich geſinnten Herrn, der ſich in<lb/>ſeinem Leben trefflich nach der Weiſe der Welt lu-<lb/>ſtig gemacht, die Gottgelaſſenheit, die Gedult, der<lb/>
beſtaͤndige Glauben und das Verlangen nach dem<lb/>
Himmel ſehr ſchlecht ſchicken, ob man ſchon der<lb/><hirendition="#aq">Devotion</hi> und Schmeicheley einige Freyheit ver-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſtatten</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[286/0310]
I. Theil. XVI. Capitul.
Verrichtungen zu ſehen geweſen. S. das XXVIII.
Stuͤck der Einleitung zur neueſten Hiſtorie der
Welt p. 234. Bey den Roͤmiſch-Catholiſchen
werden die Saͤrge gemeiniglich mit Weyhwaſſer
beſprengt, und einige Tage nach einander Beth-
ſtunden und Muſic dabey gehalten.
§. 25. Jn den Kirchen werden nach dem Hin-
tritt der Hoch-Fuͤrſtlichen Perſonen gemeiniglich
praͤchtige Caſtra Doloris aufgerichtet. Jſt ein
Regent bey dem Roͤmiſch-Catholiſchen unter der
Cleriſey ſehr beliebt geweſen, ſo werden ihm faſt
in allen Kloͤſtern und von ieden Fraternitæten der-
gleichen erbauet. Jn den alten Zeiten findet man
in den Geſchichten wenig davon, und werden ſie
in Teutſchland kaum von ein paar hundert Jahren
her bekandt ſeyn. Sie werden mit den ſchoͤnſten
Statuen, Architectur- und Bildhauer-Arbeit, mit
Fackeln und Illuminationen ambellirt, und mit
Piedeſtalen, Sinn-Bildern und Inſcriptionen
ausgeziert.
§. 26. Bey den Trauer-Geruͤſten præſentiren
ſich unterſchiedene Statuen oder Tugenden, die mit
den wahren Umſtaͤnden der verſtorbenen Fuͤrſt-
lichen Perſon harmoniren muͤſſen. Alſo wuͤrde
ſich bey einem weltlich geſinnten Herrn, der ſich in
ſeinem Leben trefflich nach der Weiſe der Welt lu-
ſtig gemacht, die Gottgelaſſenheit, die Gedult, der
beſtaͤndige Glauben und das Verlangen nach dem
Himmel ſehr ſchlecht ſchicken, ob man ſchon der
Devotion und Schmeicheley einige Freyheit ver-
ſtatten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/310>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.