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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. XVII. Capitul.
papistische Tändeleyen, die trefflich nach den Aber-
glauben schmecken. Die Gräfin Theda zu Ost-
Frießland machte anno 1494. ihr Testament zu
ihres seeligen Ehgemahls Grafens Ulrici, und ih-
rer verstorbenen Kinder Seligkeit. S. Brenney-
sens Ost-Frießländische Historie Tom. I. Lib. IV.
Hertzog Johannes, nachmahls Chur-Fürst zu
Sachsen, richtete den 11. Dec. anno 1516. sub
dato
Weymar, ein Testament auf, und zwar so-
wohl im Nahmen der ewigen und unzertheilten al-
lerheiligsten Dreyfaltigkeit, als auch im Nahmen
42 Heiligen, die alle mit Nahmen specificiret
werden.

§. 16. Churfürst Fridrich der Weise dictirte sei-
nen Secretario Johann Vilhelm sein Testament
vor seinen Ende. Er hatte zwar zuvor schon 2.
Testamente gemacht, als das erste anno 1493, da
er nach Jerusalem gereiset, und das andere den 4.
Octobr. 1517. in welchen letztern er seine Seele
nicht nur dem Dreyeinigen GOtt befahl, sondern
auch der Vorbitte der Mutter GOttes, Sanct Bar-
tholomaei
seines Patrons, seines Schutz-Engels
und aller Heiligen, und verordnete, daß man ihm
einen gantzen Monath, täglich 50. Seel-Messen
solte halten lassen. Jedoch in den gantz letztern
Testament unterließ er dieses alles, und fieng sein
Testament folgender gestalt an: Erstlich bitte ich
den Allmächtigen GOtt durch das heilige und ei-
nige Verdienst seines Sohnes, daß er mir alle mei-
ne Sünden und Gebrechen vergeben wolle, denn

ich

I. Theil. XVII. Capitul.
papiſtiſche Taͤndeleyen, die trefflich nach den Aber-
glauben ſchmecken. Die Graͤfin Theda zu Oſt-
Frießland machte anno 1494. ihr Teſtament zu
ihres ſeeligen Ehgemahls Grafens Ulrici, und ih-
rer verſtorbenen Kinder Seligkeit. S. Brenney-
ſens Oſt-Frießlaͤndiſche Hiſtorie Tom. I. Lib. IV.
Hertzog Johannes, nachmahls Chur-Fuͤrſt zu
Sachſen, richtete den 11. Dec. anno 1516. ſub
dato
Weymar, ein Teſtament auf, und zwar ſo-
wohl im Nahmen der ewigen und unzertheilten al-
lerheiligſten Dreyfaltigkeit, als auch im Nahmen
42 Heiligen, die alle mit Nahmen ſpecificiret
werden.

§. 16. Churfuͤrſt Fridrich der Weiſe dictirte ſei-
nen Secretario Johann Vilhelm ſein Teſtament
vor ſeinen Ende. Er hatte zwar zuvor ſchon 2.
Teſtamente gemacht, als das erſte anno 1493, da
er nach Jeruſalem gereiſet, und das andere den 4.
Octobr. 1517. in welchen letztern er ſeine Seele
nicht nur dem Dreyeinigen GOtt befahl, ſondern
auch der Vorbitte der Mutter GOttes, Sanct Bar-
tholomæi
ſeines Patrons, ſeines Schutz-Engels
und aller Heiligen, und verordnete, daß man ihm
einen gantzen Monath, taͤglich 50. Seel-Meſſen
ſolte halten laſſen. Jedoch in den gantz letztern
Teſtament unterließ er dieſes alles, und fieng ſein
Teſtament folgender geſtalt an: Erſtlich bitte ich
den Allmaͤchtigen GOtt durch das heilige und ei-
nige Verdienſt ſeines Sohnes, daß er mir alle mei-
ne Suͤnden und Gebrechen vergeben wolle, denn

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[298/0322] I. Theil. XVII. Capitul. papiſtiſche Taͤndeleyen, die trefflich nach den Aber- glauben ſchmecken. Die Graͤfin Theda zu Oſt- Frießland machte anno 1494. ihr Teſtament zu ihres ſeeligen Ehgemahls Grafens Ulrici, und ih- rer verſtorbenen Kinder Seligkeit. S. Brenney- ſens Oſt-Frießlaͤndiſche Hiſtorie Tom. I. Lib. IV. Hertzog Johannes, nachmahls Chur-Fuͤrſt zu Sachſen, richtete den 11. Dec. anno 1516. ſub dato Weymar, ein Teſtament auf, und zwar ſo- wohl im Nahmen der ewigen und unzertheilten al- lerheiligſten Dreyfaltigkeit, als auch im Nahmen 42 Heiligen, die alle mit Nahmen ſpecificiret werden. §. 16. Churfuͤrſt Fridrich der Weiſe dictirte ſei- nen Secretario Johann Vilhelm ſein Teſtament vor ſeinen Ende. Er hatte zwar zuvor ſchon 2. Teſtamente gemacht, als das erſte anno 1493, da er nach Jeruſalem gereiſet, und das andere den 4. Octobr. 1517. in welchen letztern er ſeine Seele nicht nur dem Dreyeinigen GOtt befahl, ſondern auch der Vorbitte der Mutter GOttes, Sanct Bar- tholomæi ſeines Patrons, ſeines Schutz-Engels und aller Heiligen, und verordnete, daß man ihm einen gantzen Monath, taͤglich 50. Seel-Meſſen ſolte halten laſſen. Jedoch in den gantz letztern Teſtament unterließ er dieſes alles, und fieng ſein Teſtament folgender geſtalt an: Erſtlich bitte ich den Allmaͤchtigen GOtt durch das heilige und ei- nige Verdienſt ſeines Sohnes, daß er mir alle mei- ne Suͤnden und Gebrechen vergeben wolle, denn ich

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/322>, abgerufen am 22.11.2024.