§. 38. Wird die Leiche in die Hoch-Fürstliche Grufft eingesenckt, so werden bißweilen die Trom- peten dabey geblasen, und die Paucken geschlagen, auch die Canonen abgefeuert; und von der Mili- ce eine Salve gegeben. Jedoch pflegt dieses nicht allenthalben zu geschehen. Es wird auch gar off- ters die Fürstliche Leiche unter Musicirung des in der gantzen Evangelischen Kirche eingeführten Lie- des, Mit Fried und Freud ich fahr dahin, einge- senckt. An einigen Orten werden zu der Zeit da die Leiche soll eingesenckt werden, alle die Lichter in der Kirche mit aller Vorsichtigkeit ausgelöscht, und es werden auf beyden Seiten der Kirche, Reyhen von Trabanten geschlossen, damit das eindringende Volck allenthalben abgehalten werde. Vornehme Hof-Cavaliers oder Officiers müssen nebst den Werckmeistern und andern geringern Subalternen helffen die Leiche in die Grufft sen- cken.
§. 39. An der Grufft werden zuweilen rechte Portails aufgebauet, mit den schönsten Arcaden, Pilastren, Statuen, Sinnbildern und Inscriptio- nen ausgezieret, und hin und wieder Cypressen- Bäumen, Urnen und andere Todten- und Trauer- Geräthe aus der Antiquitaet mit angebracht. Jn Franckreich sollen der Ober-Hof-Meister von Franckreich nebst den Haus-Hof-Meistern, ihre Stäbe zubrechen, solche in die Grufft werffen, und so dann überlaut ruffen: Der König ist ge- storben. Der Wapen-König soll die Worte:
Der
I. Theil. XVIII. Capitul.
§. 38. Wird die Leiche in die Hoch-Fuͤrſtliche Grufft eingeſenckt, ſo werden bißweilen die Trom- peten dabey geblaſen, und die Paucken geſchlagen, auch die Canonen abgefeuert; und von der Mili- ce eine Salve gegeben. Jedoch pflegt dieſes nicht allenthalben zu geſchehen. Es wird auch gar off- ters die Fuͤrſtliche Leiche unter Muſicirung des in der gantzen Evangeliſchen Kirche eingefuͤhrten Lie- des, Mit Fried und Freud ich fahr dahin, einge- ſenckt. An einigen Orten werden zu der Zeit da die Leiche ſoll eingeſenckt werden, alle die Lichter in der Kirche mit aller Vorſichtigkeit ausgeloͤſcht, und es werden auf beyden Seiten der Kirche, Reyhen von Trabanten geſchloſſen, damit das eindringende Volck allenthalben abgehalten werde. Vornehme Hof-Cavaliers oder Officiers muͤſſen nebſt den Werckmeiſtern und andern geringern Subalternen helffen die Leiche in die Grufft ſen- cken.
§. 39. An der Grufft werden zuweilen rechte Portails aufgebauet, mit den ſchoͤnſten Arcaden, Pilaſtren, Statuen, Sinnbildern und Inſcriptio- nen ausgezieret, und hin und wieder Cypreſſen- Baͤumen, Urnen und andere Todten- und Trauer- Geraͤthe aus der Antiquitæt mit angebracht. Jn Franckreich ſollen der Ober-Hof-Meiſter von Franckreich nebſt den Haus-Hof-Meiſtern, ihre Staͤbe zubrechen, ſolche in die Grufft werffen, und ſo dann uͤberlaut ruffen: Der Koͤnig iſt ge- ſtorben. Der Wapen-Koͤnig ſoll die Worte:
Der
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I. Theil. XVIII. Capitul.
§. 38. Wird die Leiche in die Hoch-Fuͤrſtliche
Grufft eingeſenckt, ſo werden bißweilen die Trom-
peten dabey geblaſen, und die Paucken geſchlagen,
auch die Canonen abgefeuert; und von der Mili-
ce eine Salve gegeben. Jedoch pflegt dieſes nicht
allenthalben zu geſchehen. Es wird auch gar off-
ters die Fuͤrſtliche Leiche unter Muſicirung des in
der gantzen Evangeliſchen Kirche eingefuͤhrten Lie-
des, Mit Fried und Freud ich fahr dahin, einge-
ſenckt. An einigen Orten werden zu der Zeit da
die Leiche ſoll eingeſenckt werden, alle die Lichter
in der Kirche mit aller Vorſichtigkeit ausgeloͤſcht,
und es werden auf beyden Seiten der Kirche,
Reyhen von Trabanten geſchloſſen, damit das
eindringende Volck allenthalben abgehalten werde.
Vornehme Hof-Cavaliers oder Officiers muͤſſen
nebſt den Werckmeiſtern und andern geringern
Subalternen helffen die Leiche in die Grufft ſen-
cken.
§. 39. An der Grufft werden zuweilen rechte
Portails aufgebauet, mit den ſchoͤnſten Arcaden,
Pilaſtren, Statuen, Sinnbildern und Inſcriptio-
nen ausgezieret, und hin und wieder Cypreſſen-
Baͤumen, Urnen und andere Todten- und Trauer-
Geraͤthe aus der Antiquitæt mit angebracht. Jn
Franckreich ſollen der Ober-Hof-Meiſter von
Franckreich nebſt den Haus-Hof-Meiſtern, ihre
Staͤbe zubrechen, ſolche in die Grufft werffen,
und ſo dann uͤberlaut ruffen: Der Koͤnig iſt ge-
ſtorben. Der Wapen-Koͤnig ſoll die Worte:
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/348>, abgerufen am 22.11.2024.
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