ob sie berechtiget an frembde Staaten Abgesand- ten zu schicken, und von denselben wieder anzu- nehmen. Es wird also ein grosser Unterscheld ge- macht, unter diesen und unter den andern, so aus keinen Churfürstlichen oder sonst illustren alten Geblüthe und Familie entsprossen, auch keinen vornehmen Bischöfflichen noch andern Geistlichen Character oder Hertzoglichen, Land- noch Marg- gräflichen Titul führen, sondern nur blosse Für- sten, Herren, Reichs-Aebte, Praelaten, oder welt- liche einfache regierende Reichs-Fürsten. Bey den vornehmen aus den Hertzoglichen, Marggräf- lichen und Landgräflichen Familien entsprossenen Printzen wird considerirt, ob ihre regierenden Väter bereits gestorben, und sie unter der Vor- mundschafft stehen, oder ob ihre Väter noch am Leben sind. Nach diesen Unterschieden werden sie auf unterschiedene Weise an frembden Höfen tractirt.
§. 17. Wenn einige Fürsten wegen des Ran- ges unter sich competiren, und der Competenz- Streit zwischen ihnen noch nicht beygelegt, auch noch keiner sich in Possessionen seiner für den an- dern praetendirten Praecedenz fundirt, so verhü- ten solche Fürsten auf alle Wege, daß sie weder in Person noch dero Ministri am dritten Ort, und bey solennen Zusammenkünfften, oder bey König- lichen und Churfürstlichen Tafeln zusammen kom- men. Sind einige an Dignitaet und Gradu ein- ander gleich, obschon etzliche unter ihnen an Gü-
tern
II. Theil. I. Capitul.
ob ſie berechtiget an frembde Staaten Abgeſand- ten zu ſchicken, und von denſelben wieder anzu- nehmen. Es wird alſo ein groſſer Unterſcheld ge- macht, unter dieſen und unter den andern, ſo aus keinen Churfuͤrſtlichen oder ſonſt illuſtren alten Gebluͤthe und Familie entſproſſen, auch keinen vornehmen Biſchoͤfflichen noch andern Geiſtlichen Character oder Hertzoglichen, Land- noch Marg- graͤflichen Titul fuͤhren, ſondern nur bloſſe Fuͤr- ſten, Herren, Reichs-Aebte, Prælaten, oder welt- liche einfache regierende Reichs-Fuͤrſten. Bey den vornehmen aus den Hertzoglichen, Marggraͤf- lichen und Landgraͤflichen Familien entſproſſenen Printzen wird conſiderirt, ob ihre regierenden Vaͤter bereits geſtorben, und ſie unter der Vor- mundſchafft ſtehen, oder ob ihre Vaͤter noch am Leben ſind. Nach dieſen Unterſchieden werden ſie auf unterſchiedene Weiſe an frembden Hoͤfen tractirt.
§. 17. Wenn einige Fuͤrſten wegen des Ran- ges unter ſich competiren, und der Competenz- Streit zwiſchen ihnen noch nicht beygelegt, auch noch keiner ſich in Poſſeſſionen ſeiner fuͤr den an- dern prætendirten Præcedenz fundirt, ſo verhuͤ- ten ſolche Fuͤrſten auf alle Wege, daß ſie weder in Perſon noch dero Miniſtri am dritten Ort, und bey ſolennen Zuſammenkuͤnfften, oder bey Koͤnig- lichen und Churfuͤrſtlichen Tafeln zuſammen kom- men. Sind einige an Dignitæt und Gradu ein- ander gleich, obſchon etzliche unter ihnen an Guͤ-
tern
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0372"n="348"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Theil. <hirendition="#aq">I.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
ob ſie berechtiget an frembde Staaten Abgeſand-<lb/>
ten zu ſchicken, und von denſelben wieder anzu-<lb/>
nehmen. Es wird alſo ein groſſer Unterſcheld ge-<lb/>
macht, unter dieſen und unter den andern, ſo aus<lb/>
keinen Churfuͤrſtlichen oder ſonſt <hirendition="#aq">illuſtr</hi>en alten<lb/>
Gebluͤthe und <hirendition="#aq">Familie</hi> entſproſſen, auch keinen<lb/>
vornehmen Biſchoͤfflichen noch andern Geiſtlichen<lb/><hirendition="#aq">Character</hi> oder Hertzoglichen, Land- noch Marg-<lb/>
graͤflichen <hirendition="#aq">Titul</hi> fuͤhren, ſondern nur bloſſe Fuͤr-<lb/>ſten, Herren, Reichs-Aebte, <hirendition="#aq">Prælat</hi>en, oder welt-<lb/>
liche einfache regierende Reichs-Fuͤrſten. Bey<lb/>
den vornehmen aus den Hertzoglichen, Marggraͤf-<lb/>
lichen und Landgraͤflichen <hirendition="#aq">Famili</hi>en entſproſſenen<lb/>
Printzen wird <hirendition="#aq">conſideri</hi>rt, ob ihre regierenden<lb/>
Vaͤter bereits geſtorben, und ſie unter der Vor-<lb/>
mundſchafft ſtehen, oder ob ihre Vaͤter noch am<lb/>
Leben ſind. Nach dieſen Unterſchieden werden<lb/>ſie auf unterſchiedene Weiſe an frembden Hoͤfen<lb/><hirendition="#aq">tracti</hi>rt.</p><lb/><p>§. 17. Wenn einige Fuͤrſten wegen des Ran-<lb/>
ges unter ſich <hirendition="#aq">competi</hi>ren, und der <hirendition="#aq">Competenz-</hi><lb/>
Streit zwiſchen ihnen noch nicht beygelegt, auch<lb/>
noch keiner ſich in <hirendition="#aq">Poſſeſſion</hi>en ſeiner fuͤr den an-<lb/>
dern <hirendition="#aq">prætendi</hi>rten <hirendition="#aq">Præcedenz fundi</hi>rt, ſo verhuͤ-<lb/>
ten ſolche Fuͤrſten auf alle Wege, daß ſie weder<lb/>
in Perſon noch dero <hirendition="#aq">Miniſtri</hi> am dritten Ort, und<lb/>
bey <hirendition="#aq">ſolenn</hi>en Zuſammenkuͤnfften, oder bey Koͤnig-<lb/>
lichen und Churfuͤrſtlichen Tafeln zuſammen kom-<lb/>
men. Sind einige an <hirendition="#aq">Dignitæt</hi> und <hirendition="#aq">Gradu</hi> ein-<lb/>
ander gleich, obſchon etzliche unter ihnen an Guͤ-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">tern</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[348/0372]
II. Theil. I. Capitul.
ob ſie berechtiget an frembde Staaten Abgeſand-
ten zu ſchicken, und von denſelben wieder anzu-
nehmen. Es wird alſo ein groſſer Unterſcheld ge-
macht, unter dieſen und unter den andern, ſo aus
keinen Churfuͤrſtlichen oder ſonſt illuſtren alten
Gebluͤthe und Familie entſproſſen, auch keinen
vornehmen Biſchoͤfflichen noch andern Geiſtlichen
Character oder Hertzoglichen, Land- noch Marg-
graͤflichen Titul fuͤhren, ſondern nur bloſſe Fuͤr-
ſten, Herren, Reichs-Aebte, Prælaten, oder welt-
liche einfache regierende Reichs-Fuͤrſten. Bey
den vornehmen aus den Hertzoglichen, Marggraͤf-
lichen und Landgraͤflichen Familien entſproſſenen
Printzen wird conſiderirt, ob ihre regierenden
Vaͤter bereits geſtorben, und ſie unter der Vor-
mundſchafft ſtehen, oder ob ihre Vaͤter noch am
Leben ſind. Nach dieſen Unterſchieden werden
ſie auf unterſchiedene Weiſe an frembden Hoͤfen
tractirt.
§. 17. Wenn einige Fuͤrſten wegen des Ran-
ges unter ſich competiren, und der Competenz-
Streit zwiſchen ihnen noch nicht beygelegt, auch
noch keiner ſich in Poſſeſſionen ſeiner fuͤr den an-
dern prætendirten Præcedenz fundirt, ſo verhuͤ-
ten ſolche Fuͤrſten auf alle Wege, daß ſie weder
in Perſon noch dero Miniſtri am dritten Ort, und
bey ſolennen Zuſammenkuͤnfften, oder bey Koͤnig-
lichen und Churfuͤrſtlichen Tafeln zuſammen kom-
men. Sind einige an Dignitæt und Gradu ein-
ander gleich, obſchon etzliche unter ihnen an Guͤ-
tern
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/372>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.