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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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II. Theil. I. Capitul.
ob sie berechtiget an frembde Staaten Abgesand-
ten zu schicken, und von denselben wieder anzu-
nehmen. Es wird also ein grosser Unterscheld ge-
macht, unter diesen und unter den andern, so aus
keinen Churfürstlichen oder sonst illustren alten
Geblüthe und Familie entsprossen, auch keinen
vornehmen Bischöfflichen noch andern Geistlichen
Character oder Hertzoglichen, Land- noch Marg-
gräflichen Titul führen, sondern nur blosse Für-
sten, Herren, Reichs-Aebte, Praelaten, oder welt-
liche einfache regierende Reichs-Fürsten. Bey
den vornehmen aus den Hertzoglichen, Marggräf-
lichen und Landgräflichen Familien entsprossenen
Printzen wird considerirt, ob ihre regierenden
Väter bereits gestorben, und sie unter der Vor-
mundschafft stehen, oder ob ihre Väter noch am
Leben sind. Nach diesen Unterschieden werden
sie auf unterschiedene Weise an frembden Höfen
tractirt.

§. 17. Wenn einige Fürsten wegen des Ran-
ges unter sich competiren, und der Competenz-
Streit zwischen ihnen noch nicht beygelegt, auch
noch keiner sich in Possessionen seiner für den an-
dern praetendirten Praecedenz fundirt, so verhü-
ten solche Fürsten auf alle Wege, daß sie weder
in Person noch dero Ministri am dritten Ort, und
bey solennen Zusammenkünfften, oder bey König-
lichen und Churfürstlichen Tafeln zusammen kom-
men. Sind einige an Dignitaet und Gradu ein-
ander gleich, obschon etzliche unter ihnen an Gü-

tern

II. Theil. I. Capitul.
ob ſie berechtiget an frembde Staaten Abgeſand-
ten zu ſchicken, und von denſelben wieder anzu-
nehmen. Es wird alſo ein groſſer Unterſcheld ge-
macht, unter dieſen und unter den andern, ſo aus
keinen Churfuͤrſtlichen oder ſonſt illuſtren alten
Gebluͤthe und Familie entſproſſen, auch keinen
vornehmen Biſchoͤfflichen noch andern Geiſtlichen
Character oder Hertzoglichen, Land- noch Marg-
graͤflichen Titul fuͤhren, ſondern nur bloſſe Fuͤr-
ſten, Herren, Reichs-Aebte, Prælaten, oder welt-
liche einfache regierende Reichs-Fuͤrſten. Bey
den vornehmen aus den Hertzoglichen, Marggraͤf-
lichen und Landgraͤflichen Familien entſproſſenen
Printzen wird conſiderirt, ob ihre regierenden
Vaͤter bereits geſtorben, und ſie unter der Vor-
mundſchafft ſtehen, oder ob ihre Vaͤter noch am
Leben ſind. Nach dieſen Unterſchieden werden
ſie auf unterſchiedene Weiſe an frembden Hoͤfen
tractirt.

§. 17. Wenn einige Fuͤrſten wegen des Ran-
ges unter ſich competiren, und der Competenz-
Streit zwiſchen ihnen noch nicht beygelegt, auch
noch keiner ſich in Poſſeſſionen ſeiner fuͤr den an-
dern prætendirten Præcedenz fundirt, ſo verhuͤ-
ten ſolche Fuͤrſten auf alle Wege, daß ſie weder
in Perſon noch dero Miniſtri am dritten Ort, und
bey ſolennen Zuſammenkuͤnfften, oder bey Koͤnig-
lichen und Churfuͤrſtlichen Tafeln zuſammen kom-
men. Sind einige an Dignitæt und Gradu ein-
ander gleich, obſchon etzliche unter ihnen an Guͤ-

tern
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[348/0372] II. Theil. I. Capitul. ob ſie berechtiget an frembde Staaten Abgeſand- ten zu ſchicken, und von denſelben wieder anzu- nehmen. Es wird alſo ein groſſer Unterſcheld ge- macht, unter dieſen und unter den andern, ſo aus keinen Churfuͤrſtlichen oder ſonſt illuſtren alten Gebluͤthe und Familie entſproſſen, auch keinen vornehmen Biſchoͤfflichen noch andern Geiſtlichen Character oder Hertzoglichen, Land- noch Marg- graͤflichen Titul fuͤhren, ſondern nur bloſſe Fuͤr- ſten, Herren, Reichs-Aebte, Prælaten, oder welt- liche einfache regierende Reichs-Fuͤrſten. Bey den vornehmen aus den Hertzoglichen, Marggraͤf- lichen und Landgraͤflichen Familien entſproſſenen Printzen wird conſiderirt, ob ihre regierenden Vaͤter bereits geſtorben, und ſie unter der Vor- mundſchafft ſtehen, oder ob ihre Vaͤter noch am Leben ſind. Nach dieſen Unterſchieden werden ſie auf unterſchiedene Weiſe an frembden Hoͤfen tractirt. §. 17. Wenn einige Fuͤrſten wegen des Ran- ges unter ſich competiren, und der Competenz- Streit zwiſchen ihnen noch nicht beygelegt, auch noch keiner ſich in Poſſeſſionen ſeiner fuͤr den an- dern prætendirten Præcedenz fundirt, ſo verhuͤ- ten ſolche Fuͤrſten auf alle Wege, daß ſie weder in Perſon noch dero Miniſtri am dritten Ort, und bey ſolennen Zuſammenkuͤnfften, oder bey Koͤnig- lichen und Churfuͤrſtlichen Tafeln zuſammen kom- men. Sind einige an Dignitæt und Gradu ein- ander gleich, obſchon etzliche unter ihnen an Guͤ- tern

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/372>, abgerufen am 24.11.2024.