Fürsten des heiligen Römischen Reichs, die sonst über andere, bevor sie zu der Chur-Fürstlichen Würde gelangt, den Rang gehabt, wollen zwar den neuern Chur-Fürsten bey den Actibus mere Electoralibus, als bey den Wahl- und Crönungs- Tägen der Römischen Kayser, bey den Chur-Für- sten Tägen u. s. w. die Praecedenz lassen, bey den andern Handlungen aber nicht.
§. 28. Wenn unter den Reichs-Ständen bey den Comitiis, oder auf Creyß-Tägen, oder andern Consultationen, sich einige Zwistigkeiten erheben, so pflegen sie Käyserlicher Majestät anheim zu stel- len, ob dieselben über diese Vorsitz-Streitigkeit entweder a comitiis imperii ein Reichs-Gutach- ten erfordern, oder allergnädigst geruhen wollen, so fort darunter zu determiniren, oder auch biß auf anderweite Vergleiche oder rechtliche Entscheidung provisionaliter und Interims-weise auf eine ihnen unverfängliche Weise zu entledigen, damit bey de- nen etwan bevorstehenden Creyß-Consultatio- nen dieser wegen kein weiter Hinderniß erwachsen möge.
§. 29. Bey manchen Fällen geben einige, die sich sonst einen Vorsitz über den andern anmaßen, aus Betrachtung vor eine sehr hohe Intercession, etwas nach, sie fügen aber nachgehends eine Prote- station mit an, daß sie es bloß dieser Puissance oder diesem Mit-Stande zu Ehren oder zu Gefallen thä- ten, hierdurch aber weder ihnen selbst, noch andern Reichs-Fürsten das geringste wolten vergelen ha-
ben,
II. Theil. I. Capitul.
Fuͤrſten des heiligen Roͤmiſchen Reichs, die ſonſt uͤber andere, bevor ſie zu der Chur-Fuͤrſtlichen Wuͤrde gelangt, den Rang gehabt, wollen zwar den neuern Chur-Fuͤrſten bey den Actibus mere Electoralibus, als bey den Wahl- und Croͤnungs- Taͤgen der Roͤmiſchen Kayſer, bey den Chur-Fuͤr- ſten Taͤgen u. ſ. w. die Præcedenz laſſen, bey den andern Handlungen aber nicht.
§. 28. Wenn unter den Reichs-Staͤnden bey den Comitiis, oder auf Creyß-Taͤgen, oder andern Conſultationen, ſich einige Zwiſtigkeiten erheben, ſo pflegen ſie Kaͤyſerlicher Majeſtaͤt anheim zu ſtel- len, ob dieſelben uͤber dieſe Vorſitz-Streitigkeit entweder a comitiis imperii ein Reichs-Gutach- ten erfordern, oder allergnaͤdigſt geruhen wollen, ſo fort darunter zu determiniren, oder auch biß auf anderweite Vergleiche oder rechtliche Entſcheidung proviſionaliter und Interims-weiſe auf eine ihnen unverfaͤngliche Weiſe zu entledigen, damit bey de- nen etwan bevorſtehenden Creyß-Conſultatio- nen dieſer wegen kein weiter Hinderniß erwachſen moͤge.
§. 29. Bey manchen Faͤllen geben einige, die ſich ſonſt einen Vorſitz uͤber den andern anmaßen, aus Betrachtung vor eine ſehr hohe Interceſſion, etwas nach, ſie fuͤgen aber nachgehends eine Prote- ſtation mit an, daß ſie es bloß dieſer Puiſſance oder dieſem Mit-Stande zu Ehren oder zu Gefallen thaͤ- ten, hierdurch aber weder ihnen ſelbſt, noch andern Reichs-Fuͤrſten das geringſte wolten vergelen ha-
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II. Theil. I. Capitul.
Fuͤrſten des heiligen Roͤmiſchen Reichs, die ſonſt
uͤber andere, bevor ſie zu der Chur-Fuͤrſtlichen
Wuͤrde gelangt, den Rang gehabt, wollen zwar
den neuern Chur-Fuͤrſten bey den Actibus mere
Electoralibus, als bey den Wahl- und Croͤnungs-
Taͤgen der Roͤmiſchen Kayſer, bey den Chur-Fuͤr-
ſten Taͤgen u. ſ. w. die Præcedenz laſſen, bey den
andern Handlungen aber nicht.
§. 28. Wenn unter den Reichs-Staͤnden bey
den Comitiis, oder auf Creyß-Taͤgen, oder andern
Conſultationen, ſich einige Zwiſtigkeiten erheben,
ſo pflegen ſie Kaͤyſerlicher Majeſtaͤt anheim zu ſtel-
len, ob dieſelben uͤber dieſe Vorſitz-Streitigkeit
entweder a comitiis imperii ein Reichs-Gutach-
ten erfordern, oder allergnaͤdigſt geruhen wollen,
ſo fort darunter zu determiniren, oder auch biß auf
anderweite Vergleiche oder rechtliche Entſcheidung
proviſionaliter und Interims-weiſe auf eine ihnen
unverfaͤngliche Weiſe zu entledigen, damit bey de-
nen etwan bevorſtehenden Creyß-Conſultatio-
nen dieſer wegen kein weiter Hinderniß erwachſen
moͤge.
§. 29. Bey manchen Faͤllen geben einige, die
ſich ſonſt einen Vorſitz uͤber den andern anmaßen,
aus Betrachtung vor eine ſehr hohe Interceſſion,
etwas nach, ſie fuͤgen aber nachgehends eine Prote-
ſtation mit an, daß ſie es bloß dieſer Puiſſance oder
dieſem Mit-Stande zu Ehren oder zu Gefallen thaͤ-
ten, hierdurch aber weder ihnen ſelbſt, noch andern
Reichs-Fuͤrſten das geringſte wolten vergelen ha-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/378>, abgerufen am 24.11.2024.
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