Zeiten ihren Ministris, zu Vermeydung der Pracht und des Ceremonien-Wesens, den Nahmen der Extraordinair-Deputirten beygelegt, so haben an- dere Puissancen nicht gewust, wie sie dieselben recht tractiren solten, weil dieser Titul an den meisten Höfen nicht bekandt gewesen.
§. 7. Auf eine geschickte Wahl der Abgesandten kommt sehr viel an, und ziehet man hiebey den Genie des Volcks, oder des Fürstens an welchen man die Gesandten abschickt, gerne in Betrach- tung. Zu einer Ambassade, die an einen galanten und magnifiquen Hof abgehen soll, erwehlet man ansehnliche, galante und junge Leute, die eine gute Parade machen. Zu einem martialischen Herrn schickt man große Generals ab; zu einen Regenten der ein Liebhaber von Studien, auch in der Litera- tur sehr erfahren, choisiret man solche, die mit der Klugheit zu leben die Wissenschafften verbunden, sintemahl grossen Herren der Vortrag von denen die mit ihnen von gleichen Sentimens sind, weit lieber ist als von andern.
§. 8. Wo bey einem turbulenten Zustand ei- nes Landes oder Hofes, in auswärtige Ministres einig Mißtrauen gesetzt wird, da werden einheimi- sche den auswärtigen vorgezogen. Also wurde an. 1712. in dem Königreich Pohlen auf dem Reichs- Tage zu Warschau ausgemacht, daß die aus- wärtigen Gesandten an frembden Höfen, insge- sammt angesessene Landes-Einwohner der Cron Pohlen und des Groß-Hertzogthums Litthauen
seyn
Von den Geſandten.
Zeiten ihren Miniſtris, zu Vermeydung der Pracht und des Ceremonien-Weſens, den Nahmen der Extraordinair-Deputirten beygelegt, ſo haben an- dere Puiſſancen nicht gewuſt, wie ſie dieſelben recht tractiren ſolten, weil dieſer Titul an den meiſten Hoͤfen nicht bekandt geweſen.
§. 7. Auf eine geſchickte Wahl der Abgeſandten kommt ſehr viel an, und ziehet man hiebey den Genie des Volcks, oder des Fuͤrſtens an welchen man die Geſandten abſchickt, gerne in Betrach- tung. Zu einer Ambaſſade, die an einen galanten und magnifiquen Hof abgehen ſoll, erwehlet man anſehnliche, galante und junge Leute, die eine gute Parade machen. Zu einem martialiſchen Herrn ſchickt man große Generals ab; zu einen Regenten der ein Liebhaber von Studien, auch in der Litera- tur ſehr erfahren, choiſiret man ſolche, die mit der Klugheit zu leben die Wiſſenſchafften verbunden, ſintemahl groſſen Herren der Vortrag von denen die mit ihnen von gleichen Sentimens ſind, weit lieber iſt als von andern.
§. 8. Wo bey einem turbulenten Zuſtand ei- nes Landes oder Hofes, in auswaͤrtige Miniſtres einig Mißtrauen geſetzt wird, da werden einheimi- ſche den auswaͤrtigen vorgezogen. Alſo wurde an. 1712. in dem Koͤnigreich Pohlen auf dem Reichs- Tage zu Warſchau ausgemacht, daß die aus- waͤrtigen Geſandten an frembden Hoͤfen, insge- ſammt angeſeſſene Landes-Einwohner der Cron Pohlen und des Groß-Hertzogthums Litthauen
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Von den Geſandten.
Zeiten ihren Miniſtris, zu Vermeydung der Pracht
und des Ceremonien-Weſens, den Nahmen der
Extraordinair-Deputirten beygelegt, ſo haben an-
dere Puiſſancen nicht gewuſt, wie ſie dieſelben recht
tractiren ſolten, weil dieſer Titul an den meiſten
Hoͤfen nicht bekandt geweſen.
§. 7. Auf eine geſchickte Wahl der Abgeſandten
kommt ſehr viel an, und ziehet man hiebey den
Genie des Volcks, oder des Fuͤrſtens an welchen
man die Geſandten abſchickt, gerne in Betrach-
tung. Zu einer Ambaſſade, die an einen galanten
und magnifiquen Hof abgehen ſoll, erwehlet man
anſehnliche, galante und junge Leute, die eine gute
Parade machen. Zu einem martialiſchen Herrn
ſchickt man große Generals ab; zu einen Regenten
der ein Liebhaber von Studien, auch in der Litera-
tur ſehr erfahren, choiſiret man ſolche, die mit der
Klugheit zu leben die Wiſſenſchafften verbunden,
ſintemahl groſſen Herren der Vortrag von denen
die mit ihnen von gleichen Sentimens ſind, weit
lieber iſt als von andern.
§. 8. Wo bey einem turbulenten Zuſtand ei-
nes Landes oder Hofes, in auswaͤrtige Miniſtres
einig Mißtrauen geſetzt wird, da werden einheimi-
ſche den auswaͤrtigen vorgezogen. Alſo wurde an.
1712. in dem Koͤnigreich Pohlen auf dem Reichs-
Tage zu Warſchau ausgemacht, daß die aus-
waͤrtigen Geſandten an frembden Hoͤfen, insge-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/405>, abgerufen am 22.11.2024.
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